Pianist Igor Levit beklagt zunehmenden Antisemitismus
20.12.2020, 13:01 UhrEr betonte: "Wer andere Menschen zu Menschen zweiter Klasse erklärt, hat mich zum Gegner – auf allen digitalen, analogen, verbalen, demokratisch legitimierten Kanälen. Und deswegen werde ich nicht aufhören, aktiv und gleichzeitig Pianist zu sein."
Es sei legitim, seine Arbeit zu kritisieren, erklärte Levit in einem Interview. "Aber zu behaupten, ich sei ein Fake, ich täte bei allem, was ich tue, immer nur so, als ob – das ist nicht nur richtig heftig, das ist genau die Kritik, die Richard Wagner in seinem Aufsatz "Das Judenthum in der Musik" über jüdische Komponistinnen und Komponisten formuliert: Nämlich, dass sie nur nachahmen und nicht selbst Kultur schaffen können."
Levit hat eigenen Angaben zufolge in diesem Jahr auch eine antisemitische Morddrohung erhalten. Der in Russland geborene Pianist, der aus einer jüdischen Familie stammt, warnt als politische Stimme eindringlich vor systematischem Antisemitismus.
Er gilt als einer der bedeutendsten Pianisten seiner Generation. Als bedeutender Beitrag zum Beethoven-Jahr hat Levit alle Beethoven-Sonaten eingespielt. Gleichzeitig gilt er inzwischen als prominente politische Stimme, da er sich immer wieder zu Themen wie Antisemitismus, Rassismus und Zivilcourage äußert.
2020 hat Levit mit seinen Hauskonzerten auf Twitter auch Menschen erreicht, die wenig Zugang zur Klassik haben. Das hat auch ihm geholfen: "Ich bin kein Samariterverein. Dass mir im ersten Lockdown so viele Menschen zugehört haben, hat auch mich mental gehalten."
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen