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So mitreißend kann nur einer schreiben, T.C. Boyle! Unsere Buchtipps für den Juni 2023

29.6.2023, 18:30 Uhr
Der kalifornische Autor T.C. Boyle ist ein Workaholic. Bei so viel Produktivität kann nicht jeder Roman ein großer Wurf sein. Boyles neuester aber, "Blue Skies", gehört in die Kategorie "packend und lesenswert". Wieder mal ist das Verhältnis des Menschen zur Natur das tragende Thema. Schlangen, Zecken, Klimawandel, Hitze, Trockenheit und Überflutung sind die lebensbedrohenden Plagen der Zeit im vermeintlichen Paradies - wie unter dem Brennglas erzählt am Beispiel einer ganz normalen US-Familie. Keine Dystopie im eigentlichen Sinn, sondern ein süffig zu lesender Pageturner mit Hoffnungsschimmer, der einen zum Nachdenken bringt. (Hanser, 28 Euro), Birgit Nüchterlein
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Der kalifornische Autor T.C. Boyle ist ein Workaholic. Bei so viel Produktivität kann nicht jeder Roman ein großer Wurf sein. Boyles neuester aber, "Blue Skies", gehört in die Kategorie "packend und lesenswert". Wieder mal ist das Verhältnis des Menschen zur Natur das tragende Thema. Schlangen, Zecken, Klimawandel, Hitze, Trockenheit und Überflutung sind die lebensbedrohenden Plagen der Zeit im vermeintlichen Paradies - wie unter dem Brennglas erzählt am Beispiel einer ganz normalen US-Familie. Keine Dystopie im eigentlichen Sinn, sondern ein süffig zu lesender Pageturner mit Hoffnungsschimmer, der einen zum Nachdenken bringt. (Hanser, 28 Euro), Birgit Nüchterlein © Hanser/Pixabay/Montage: Sabine Schmid

Die Mutter will zum Karneval, mit Perücke und Pailletten, endlich mal raus aus dem eintönigen Arbeiterleben. Der Vater liegt derweil schlafend auf der Couch, wacht aber prompt auf und fängt laut zu schimpfen an: Was für eine Verschwendung! Arme kleine Grete, wie soll sich die Tochter mit ihren zehn Jahren da nur verhalten? Liebt sie nicht alle beide, sogar den aufbrausenden Papa mit seinen traurigen Augen? Tove Ditlevsen war eine exzellente Menschenkennerin... und Autorin. Auf wenigen Seiten schafft sie es, die Zerrissenheit eines Mädchen, die Zerwürfnisse in Ehen, die verlorenen Illusionen des Lebens in einfachste Worte zu packen. "Böses Glück", eine Sammlung von Kurzgeschichten, zeigt die Dänin, die seit kurzem wiederentdeckt wird, auf der Höhe ihrer Kunst. (Aufbau, 20 Euro) Wolf Ebersberger 
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Die Mutter will zum Karneval, mit Perücke und Pailletten, endlich mal raus aus dem eintönigen Arbeiterleben. Der Vater liegt derweil schlafend auf der Couch, wacht aber prompt auf und fängt laut zu schimpfen an: Was für eine Verschwendung! Arme kleine Grete, wie soll sich die Tochter mit ihren zehn Jahren da nur verhalten? Liebt sie nicht alle beide, sogar den aufbrausenden Papa mit seinen traurigen Augen? Tove Ditlevsen war eine exzellente Menschenkennerin... und Autorin. Auf wenigen Seiten schafft sie es, die Zerrissenheit eines Mädchen, die Zerwürfnisse in Ehen, die verlorenen Illusionen des Lebens in einfachste Worte zu packen. "Böses Glück", eine Sammlung von Kurzgeschichten, zeigt die Dänin, die seit kurzem wiederentdeckt wird, auf der Höhe ihrer Kunst. (Aufbau, 20 Euro) Wolf Ebersberger  © Aufbau/Pixabay/Montage: Sabine Schmid

Krisen wären leichter zu ertragen, wenn sie ein zuverlässiges Ende hätten. Doch natürlich ist das nie der Fall. Um die Ungewissheit ertragen zu können, bietet sich bisweilen die Flucht aus der Realität an. Corona, Brexit, wachsende Armut, eine Regierung außer Rand und Band: Die Briten hatten in den letzten Jahren einiges auszuhalten. Für A. L. Kennedy ist das der perfekte Stoff. "Als lebten wir in einem barmherzigen Land" lautet der Titel ihres neuen Romans, in dem sie streng, aber keineswegs lieblos mit ihrer Heimat umgeht (Hanser, 28 Euro). Die streitbare Schottin stellt Anna, eine sympathische Grundschullehrerin, in den Mittelpunkt ihrer Geschichte. Diese wird in der Pandemie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, mit einem V-Mann, den sie liebte, mit Verrat und Verbrechen. Und trotzdem verliert sie nicht den Glauben, dass die Existenz eines barmherzigen Landes möglich ist. Gabi Eisenack
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Krisen wären leichter zu ertragen, wenn sie ein zuverlässiges Ende hätten. Doch natürlich ist das nie der Fall. Um die Ungewissheit ertragen zu können, bietet sich bisweilen die Flucht aus der Realität an. Corona, Brexit, wachsende Armut, eine Regierung außer Rand und Band: Die Briten hatten in den letzten Jahren einiges auszuhalten. Für A. L. Kennedy ist das der perfekte Stoff. "Als lebten wir in einem barmherzigen Land" lautet der Titel ihres neuen Romans, in dem sie streng, aber keineswegs lieblos mit ihrer Heimat umgeht (Hanser, 28 Euro). Die streitbare Schottin stellt Anna, eine sympathische Grundschullehrerin, in den Mittelpunkt ihrer Geschichte. Diese wird in der Pandemie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, mit einem V-Mann, den sie liebte, mit Verrat und Verbrechen. Und trotzdem verliert sie nicht den Glauben, dass die Existenz eines barmherzigen Landes möglich ist. Gabi Eisenack © Hanser/Pixabay/Montage: Sabine Schmid

Ein Liebesroman? Nur was, wenn die Liebe, kompliziert wie sie nun mal ist, erst posthum zu ihrem vollen Recht kommt? Von J. M. Coetzee, dem südafrikanischen Nobelpreisträger,  war nichts Simples zu erwarten, und mit dem kühl-kurzen Roman "Der Pole" zeigt er einmal mehr, wie raffiniert man von der Macht der Gefühle erzählen kann. Bankiersgattin Beatriz will am Anfang gar nichts von dem alten polnischen Klaviervirtuosen Witold: so kalt, wie er Chopin spielt. Aber der Pianist lässt nicht locker, die Verführung setzt, gegen den Willen der Frau, völlig überraschend ein. Eine bizarr anrührende Geschichte, mit Twists wie von Henry James... (S. Fischer, 20 Euro) Wolf Ebersberger
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Ein Liebesroman? Nur was, wenn die Liebe, kompliziert wie sie nun mal ist, erst posthum zu ihrem vollen Recht kommt? Von J. M. Coetzee, dem südafrikanischen Nobelpreisträger,  war nichts Simples zu erwarten, und mit dem kühl-kurzen Roman "Der Pole" zeigt er einmal mehr, wie raffiniert man von der Macht der Gefühle erzählen kann. Bankiersgattin Beatriz will am Anfang gar nichts von dem alten polnischen Klaviervirtuosen Witold: so kalt, wie er Chopin spielt. Aber der Pianist lässt nicht locker, die Verführung setzt, gegen den Willen der Frau, völlig überraschend ein. Eine bizarr anrührende Geschichte, mit Twists wie von Henry James... (S. Fischer, 20 Euro) Wolf Ebersberger © S. Fischer/Pixabay/Montage: Sabine Schmid

Krieg auf der Krim, einst und heute: Mit Beklemmung liest man diesen wundersamen Roman, der vor genau 100 Jahren entstand und in dem der russische Exil-Autor Iwan Schmeljow die Not beschreibt, den Tod und die umfassende Zerstörung, welche die Rotarmisten im Bürgerkrieg nach der Oktoberrevolution gnadenlos über das Land brachten. Weingärten, Zypressen, das ewig blaue Meer: Sie alle strahlen fahl in diesem gebrochenen Licht, in "Der Toten Sonne", wie sie Schmeljow selbst vor Ort erlebte, den Hunger, das Leid, die Willkür; sogar seinen Sohn hat man ihm getötet. Eklatant der dennoch poetische Tonfall, dieses Elegische im Angesicht des Endes. Auch Thomas Mann war begeistert... (Die Andere Bibliothek, 44 Euro) Wolf Ebersberger
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Krieg auf der Krim, einst und heute: Mit Beklemmung liest man diesen wundersamen Roman, der vor genau 100 Jahren entstand und in dem der russische Exil-Autor Iwan Schmeljow die Not beschreibt, den Tod und die umfassende Zerstörung, welche die Rotarmisten im Bürgerkrieg nach der Oktoberrevolution gnadenlos über das Land brachten. Weingärten, Zypressen, das ewig blaue Meer: Sie alle strahlen fahl in diesem gebrochenen Licht, in "Der Toten Sonne", wie sie Schmeljow selbst vor Ort erlebte, den Hunger, das Leid, die Willkür; sogar seinen Sohn hat man ihm getötet. Eklatant der dennoch poetische Tonfall, dieses Elegische im Angesicht des Endes. Auch Thomas Mann war begeistert... (Die Andere Bibliothek, 44 Euro) Wolf Ebersberger © Die andere Bibliothek/Pixabay/Montage: Sabine Schmid

Vincenzo Latronico weiß genau, wovon er schreibt. Ist der römische Autor, 1984 geboren, doch selbst dem Bann der deutschen Hauptstadt erlegen und sucht, wie viele andere aus aller Welt, sein Glück in diesem irgendwie schillernden, irgendwie dann doch zum Scheitern einladenden Berlin. Ein Berlin-Roman also, etwas sperrig "Die Perfektionen" genannt, aber auch eine herrlich punktgenaue Satire über ein italienisches Paar, Anna und Tom, die meinen, sie sind am Prenzlauer Berg ganz am Puls der Zeit. Vegane Küche, schicke Jobs im Homeoffice, vage Sehnsüchte nach freier Liebe und offener Ehe. Fast tun sie einem ja leid in ihrem Leben und Streben... Aber wie Billy Wilder wusste: Nobody is perfect! (Claassen, 22 Euro) Wolf Ebersberger
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Vincenzo Latronico weiß genau, wovon er schreibt. Ist der römische Autor, 1984 geboren, doch selbst dem Bann der deutschen Hauptstadt erlegen und sucht, wie viele andere aus aller Welt, sein Glück in diesem irgendwie schillernden, irgendwie dann doch zum Scheitern einladenden Berlin. Ein Berlin-Roman also, etwas sperrig "Die Perfektionen" genannt, aber auch eine herrlich punktgenaue Satire über ein italienisches Paar, Anna und Tom, die meinen, sie sind am Prenzlauer Berg ganz am Puls der Zeit. Vegane Küche, schicke Jobs im Homeoffice, vage Sehnsüchte nach freier Liebe und offener Ehe. Fast tun sie einem ja leid in ihrem Leben und Streben... Aber wie Billy Wilder wusste: Nobody is perfect! (Claassen, 22 Euro) Wolf Ebersberger © Claassen/Pixabay/Montage: Sabine Schmid

Filmfans kennen "Renée Sintenis", weil der Goldene Bär der Berliner Filmfestspiele von ihr stammt. Andere, weil die Künstlerin eine der engsten Freundinnen des kauzigen Dichters Joachim Ringelnatz war. Das war in den 20er und 30er Jahren, der goldenen Zeit der Bildhauerin (1888-1965). Dann kamen die Nazis... Silke Kettelhake schildert in ihrer kleinen, blendend geschriebenen Biografie die zerstörte Karriere und den kargen Wiederanfang nach dem Krieg, der der Schöpferin zauberhafter Tierskulpturen dann doch vergönnt war. (Edition Ebersbach, 20 Euro) Wolf Ebersberger 
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Filmfans kennen "Renée Sintenis", weil der Goldene Bär der Berliner Filmfestspiele von ihr stammt. Andere, weil die Künstlerin eine der engsten Freundinnen des kauzigen Dichters Joachim Ringelnatz war. Das war in den 20er und 30er Jahren, der goldenen Zeit der Bildhauerin (1888-1965). Dann kamen die Nazis... Silke Kettelhake schildert in ihrer kleinen, blendend geschriebenen Biografie die zerstörte Karriere und den kargen Wiederanfang nach dem Krieg, der der Schöpferin zauberhafter Tierskulpturen dann doch vergönnt war. (Edition Ebersbach, 20 Euro) Wolf Ebersberger  © Edition Ebersbach/Pixabay/Montage: Sabine Schmid

Verdienstvoll ist es, dass der Kampa Verlag das Werk des polnischen Autors Witold Gombrowicz (1904–1969) in schönen Einzelausgaben und guten Übersetzungen wieder zugänglich macht. Nach den einstigen Skandal-Erfolgen "Ferdydurke" und "Pornographie" sowie den umfangreichen Tagebüchern erscheint jetzt der unbekanntere Roman "Kosmos", ein literarischer Wechselbalg, weil er sich nicht recht entscheiden kann zwischen Krimi und Gesellschaftssatire, surrealer Weltsicht und täppischer Weltferne. Das aber macht seine Qualität aus: Die Ferienidylle von Witold und Fuks in den Karpaten wird getrübt, als die beiden gleich zu Beginn auf einen erhängten Spatz stoßen (ihm wird noch anderes lebensmüdes Getier ins Jenseits folgen). Gombrowicz schreibt großartig über Chaos und Nichtigkeit – letztlich über die Unmöglichkeit einer beruhigenden Ordnung in der Welt (25 Euro). Bernd Noack
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Verdienstvoll ist es, dass der Kampa Verlag das Werk des polnischen Autors Witold Gombrowicz (1904–1969) in schönen Einzelausgaben und guten Übersetzungen wieder zugänglich macht. Nach den einstigen Skandal-Erfolgen "Ferdydurke" und "Pornographie" sowie den umfangreichen Tagebüchern erscheint jetzt der unbekanntere Roman "Kosmos", ein literarischer Wechselbalg, weil er sich nicht recht entscheiden kann zwischen Krimi und Gesellschaftssatire, surrealer Weltsicht und täppischer Weltferne. Das aber macht seine Qualität aus: Die Ferienidylle von Witold und Fuks in den Karpaten wird getrübt, als die beiden gleich zu Beginn auf einen erhängten Spatz stoßen (ihm wird noch anderes lebensmüdes Getier ins Jenseits folgen). Gombrowicz schreibt großartig über Chaos und Nichtigkeit – letztlich über die Unmöglichkeit einer beruhigenden Ordnung in der Welt (25 Euro). Bernd Noack © Kampa/Pixabay/Montage: Sabine Schmid

Die Krimis um den sizilianischen Kommissar Salvo Montalbano des 2019 verstorbenen italienischen Autors Andrea Camilleri sind seit vielen Jahren ein Renner. Und auch der 25. Band ist äußerst lesenswert. In "Die Botschaft der verborgenen Bilder" löst Montalbano das Rätsel um private Filmaufnahmen, die alle nur eine unspektakuläre Mauer zeigen, aber für den verstorbenen Besitzer von großer Bedeutung waren. Das Schöne an der Reihe: Hier erfreuen sich Fans, die jedes Buch kennen, an den Marotten der Haupt- und Nebenfiguren und lesen, wie sich die Figuren von Band zu Band weiterentwickeln. Doch auch Leser, die nur gelegentlich in die Welt von Montalbano eintauchen, kommen mit. Das Buch ist witzig, melancholisch, spannend.  Und es macht Lust auf Italien. Wenn der Commissario mal wieder sizilianische Spezialitäten schlemmt, dann möchte man gleich ins Auto steigen und selbst nach Bella Italia fahren. (Lübbe, 23 Euro) Sabine Ebinger  
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Die Krimis um den sizilianischen Kommissar Salvo Montalbano des 2019 verstorbenen italienischen Autors Andrea Camilleri sind seit vielen Jahren ein Renner. Und auch der 25. Band ist äußerst lesenswert. In "Die Botschaft der verborgenen Bilder" löst Montalbano das Rätsel um private Filmaufnahmen, die alle nur eine unspektakuläre Mauer zeigen, aber für den verstorbenen Besitzer von großer Bedeutung waren. Das Schöne an der Reihe: Hier erfreuen sich Fans, die jedes Buch kennen, an den Marotten der Haupt- und Nebenfiguren und lesen, wie sich die Figuren von Band zu Band weiterentwickeln. Doch auch Leser, die nur gelegentlich in die Welt von Montalbano eintauchen, kommen mit. Das Buch ist witzig, melancholisch, spannend.  Und es macht Lust auf Italien. Wenn der Commissario mal wieder sizilianische Spezialitäten schlemmt, dann möchte man gleich ins Auto steigen und selbst nach Bella Italia fahren. (Lübbe, 23 Euro) Sabine Ebinger   © Lübbe/Pixabay/Montage: Sabine Schmid

Die Farben des Covers sagen schon viel über diese Geschichte: Pink und ein fades gräuliches Grün. So ist Nadines Leben. Ein bisschen Glück widerfährt ihr und kaum kann sie sich daran erfreuen, siegt doch wieder die Tristesse. Das Unglück bleibt treu an ihrer Seite, lässt sie einem faden Mann begegnen, nimmt ihr das Liebste, schürt ihre Wut. "Nadine", wie die Hauptfigur, heißt das neue Buch der Hamburger Autorin Katrin Seddig (Rowohlt, 24 Euro). Diese Nadine ist nicht sympathisch, sondern plump, brutal und unbeliebt. Trotzdem begleitet man sie mit Mitgefühl durch ihre Geschichte. Denn in ihr steckt ein Mensch, der nicht sein durfte, was er wirklich ist. Gabi Eisenack
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Die Farben des Covers sagen schon viel über diese Geschichte: Pink und ein fades gräuliches Grün. So ist Nadines Leben. Ein bisschen Glück widerfährt ihr und kaum kann sie sich daran erfreuen, siegt doch wieder die Tristesse. Das Unglück bleibt treu an ihrer Seite, lässt sie einem faden Mann begegnen, nimmt ihr das Liebste, schürt ihre Wut. "Nadine", wie die Hauptfigur, heißt das neue Buch der Hamburger Autorin Katrin Seddig (Rowohlt, 24 Euro). Diese Nadine ist nicht sympathisch, sondern plump, brutal und unbeliebt. Trotzdem begleitet man sie mit Mitgefühl durch ihre Geschichte. Denn in ihr steckt ein Mensch, der nicht sein durfte, was er wirklich ist. Gabi Eisenack © Rowohlt/Pixabay/Montage: Sabine Schmid

Vor drei Jahren überraschte der bis dato unbekannte Tessiner Autor Fabio Andina mit seinem wunderbar melancholischen Roman "Tage mit Felice" über einen in seiner Verschwiegenheit zufrieden ruhenden alten Mann. Jetzt ist mit "Davonkommen" das aktuelle Buch des 1972 in Lugano geborenen Autors erschienen. Es ist zunächst lauter, weil es um handfeste familiäre Angelegenheiten, um Streit und Alkohol geht. Doch aus dem Unvermögen, das Leben zu meistern, entwickelt sich einmal mehr eine immer leiser werdende, typische Andina-Geschichte: Ruhe und Zufriedenheit findet der Erzähler in der Abgeschiedenheit eines Bergdorfs, in das er flüchtet, weil er der Wirklichkeit nicht mehr Herr werden kann. Angetippte Schicksalswendungen, geraunte Seelensplitter - sie machen den Reiz dieses Romans aus. (Rotpunkt, 26 Euro) Bernd Noack
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Vor drei Jahren überraschte der bis dato unbekannte Tessiner Autor Fabio Andina mit seinem wunderbar melancholischen Roman "Tage mit Felice" über einen in seiner Verschwiegenheit zufrieden ruhenden alten Mann. Jetzt ist mit "Davonkommen" das aktuelle Buch des 1972 in Lugano geborenen Autors erschienen. Es ist zunächst lauter, weil es um handfeste familiäre Angelegenheiten, um Streit und Alkohol geht. Doch aus dem Unvermögen, das Leben zu meistern, entwickelt sich einmal mehr eine immer leiser werdende, typische Andina-Geschichte: Ruhe und Zufriedenheit findet der Erzähler in der Abgeschiedenheit eines Bergdorfs, in das er flüchtet, weil er der Wirklichkeit nicht mehr Herr werden kann. Angetippte Schicksalswendungen, geraunte Seelensplitter - sie machen den Reiz dieses Romans aus. (Rotpunkt, 26 Euro) Bernd Noack © Rotpunktverlag/Pixabay/Montage: Sabine Schmid

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