Was macht eigentlich ein Kurator, Herr Racz?

14.4.2021, 11:30 Uhr
Was macht eigentlich ein Kurator, Herr Racz?

© Dieter Kaletsch

Herr Racz, sind Sie ein Blumentyp?

Prinzipiell ja. Für mich sind es sehr interessante Pflanzen, die Farbenvielfalt finde ich spannend. Es gibt Stillleben, die beim Betrachten glücklich machen.

Seit wann tauchen Blumen in der Kunstgeschichte auf?

Schon die Ägypter und Griechen haben Blumen als Ornamente verwendet. Die Blumen-Darstellung hatte immer wieder Hochphasen, etwa im Barock, als der Tulpenhandel und die Spekulation auf Blumenzwiebeln in Holland viele reich machte. Bis ins Heute sind Blumen nie gänzlich „out“ gewesen. Aktuell spielt die Natur wegen der Klimadebatte auch in der Kunst wieder eine Rolle.

Ein Riesenthema also. Wie sind Sie es angegangen?

Ich hatte relativ schnell die Idee, alte Gemälde und zeitgenössische Arbeiten von Künstlern aus der Region gegenüberzustellen. Maria Sibylla Merian hat man gleich im Kopf, aber ich wollte auch bewusst Fritz Griebel mit seinen Blumenbildern reinbringen.

Fritz Griebel hat in Heroldsberg gelebt, viele Einwohner haben ihn noch gekannt – konnten Sie da unbeeinflusst auswählen?

Gerade bei den Blumenbildern gibt es sehr viel Material in Öl, gefühlt hat auch jeder Heroldsberger ein Bild von Griebel daheim. Doch die Auswahl wird schnell kleiner, denn es gibt große Qualitätsunterschiede: Manche Bilder haben Wasserschäden, bei anderen sind Passepartouts vergilbt oder der Rahmen kaputt.

Sie zeigen also nur die besten Arbeiten?

Wer im Weißen Schloss hängen will, muss oft Kompromisse eingehen. Wir haben beispielsweise viele Flächen zwischen Fenstern, wo nur Hochformate passen. Da fällt manches Bild raus, obwohl es gut ist. Oder die Original- Holzwand aus dem 16. Jahrhundert, die nicht angetastet werden darf. In der Ausstellung Farbenpracht haben wir Margarete Schrüfers Kirschblüten darum mit Klebepads daran befestigt. Der Raum bestimmt, wie die Ausstellung aussieht – es ist für uns oft schwierig, Themengruppen zu präsentieren oder chronologisch vorzugehen.

Aktuell präsentiert das Weiße Schloss Fritz Griebel. Was gibt es zu entdecken?

Ich wollte bewusst etwas zeigen, was wir noch nicht hatten. Ölgemälde, Porträts, Grafik von Fritz Griebel – das ist alles schon ausgestellt worden, aber noch kein Aquarell. Dabei sind die Aquarelle fast das Beste, was Fritz Griebel gemacht hat. Sie konnten an die Farbenpracht anknüpfen? Die Blumen habe ich extra rausgelassen, es ging mir vor allem um die anderen Motive. Italien, die Architektur… Ich habe gerade eine Ansicht von Neapel vor Augen, eine Tusche in Schwarz-Weiß. Sehr ansprechend. Interessant ist, dass Griebel nicht die typischen Landschaftsmotive für seine Aquarelle gewählt hat, sondern beispielsweise auch ein Selbstporträt als Aquarell ausgeführt hat.

Sicher planen Sie schon für die nächste Ausstellung?

Das Thema steht schon fest, es soll um Griebels Schüler gehen. Wir hätten dann drei Generationen: Griebels Lehrer Rudolf Schiestl, Akademie-Direktor Fritz Griebel und seine Schüler. Darunter sind namhafte Künstler wie etwa Michael Mathias Prechtl. Wir wollen damit die Kunst der 1950er, 1960er und 1970er Jahre beleuchten, die aktuell nicht so wahrgenommen wird, und können sie jetzt neu entdecken!

http://weisses-schloss-heroldsberg.de

Was macht eigentlich ein Kurator, Herr Racz?

© Fatma Yavuz

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