"Zeiten und Zeichen": Neues vom österreichischen Musiker Hubert von Goisern

28.8.2020, 17:33 Uhr
Songs zwischen Schatten und Licht: Hubert von Goisern scheut auf seiner neuen Platte keine Kontraste.

© Foto: Stefan Wascher/PR Songs zwischen Schatten und Licht: Hubert von Goisern scheut auf seiner neuen Platte keine Kontraste.

Drei alpenländische Worte für Tausendsassa? Hubert von Goisern. Nicht nur, dass der österreichische Weltmusiker und Liedermacher singen kann, dichten, jodeln, unzählige Instrumente spielen. Er versteht es, immer wieder neu zu erstaunen – auch auf seinem neuen Album „Zeiten und Zeichen“.

Während andere einfach in ein normales Tonstudio gehen, um aufzunehmen, wandert, reist und geistert der drahtige 67-Jährige nach wie vor in allen möglichen Geographien und Klanglandschaften herum. Rock, Walzer, Blues, Mariacci oder Polka zählen zu seiner musikalischen Hausapotheke. In der Vergangenheit war er in Tibet, den amerikanischen Südstaaten oder bei Jane Goodalls Schimpansen in Afrika unterwegs, um sich für Songs inspirieren zu lassen. Es gibt aber auch Zeiten, da geht er einfach nur mit der Mundharmonika in den Wald.

Als moderner Troubadour kleidet er auf „Zeiten & Zeichen“ seine Geschichten in die buntesten musikalischen Gewänder ein – von schillernd bis zappenduster. Etwa im Song „Freunde“, bei dem sowohl der Heldentenor Andreas Schager als auch der Rapper Dame mit ihm vors Mikro treten, um ein erschütterndes Kapitel Musikgeschichte in Erinnerung zu rufen. Es geht um die tragische Freundschaft des Operettenkönigs Franz von Lehár (1870-1948) mit dem jüdischen Librettisten Bedrich Löwy (1887-1942). Obwohl von Lehár sowohl Hitler als auch Goebbels persönlich kannte, legte er kein Wort für den langjährigen Wegbegleiter ein, als in Österreich die Pogrome begannen. Trauriges Ende vom Lied: Löwy wurde im KZ erschlagen.

Der Eisbär wär so gern Veganer

Von Goiserns Gabe, ohne jede Eitelkeit packende Stories zu erzählen, setzte er 2020 erstmals literarisch um, sein Debüt-Roman „Flüchtig“ erschien. Im Wechselspiel zwischen Ballade und Beschwingtheit, zwischen Melancholie und Ironie, lauert bei den 17 neuen Songs auf „Zeichen & Zeiten“ manches Überraschungsmoment. Im Titel „Eiweiß“ zum Beispiel. Es geht um einen Eisbär: „Er wär so gern Veganer und lutschert nur Stana … Er wird amoi Tibeter. Irgendwann später.“ Doch bis dahin steht er auf Fleisch und Blut, denn er braucht Eiweiß - um jeden Preis. Political correctness? Von Goisern setzt auf die Proteine der Poesie.

Hubert von Goisern stellt die neuen Songs auf seiner Tournee 2021 am 27. Juni auf Burg Abenberg und am 30. November in der Nürnberger Meistersingerhalle vor.

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