Lustspiel mit tragischem Hintergrund

Zum Lachen - und Nachdenken: Den Einbrecher erwartet "Rosas Revolver"

30.3.2023, 18:55 Uhr

Szene aus dem Theaterstück "Rosas Revolver". © Latente Talente e.V.

Ein tölpelhafter, naiver Einbrecher, eine gewitzte alte Dame, die ihn tatkräftig in die Schranken weist, eine esoterische Nachbarin samt schrägem Guru und undurchsichtiger Nichte - zunächst scheint das Stück "Rosas Revolver" eine typische Boulevardkomödie zu sein. Aber dann kommt in dem Werk von Chris Arnold doch alles anders. Es wird ernsthaft, nach den Lachmuskeln kriegen die grauen Zellen ihr Futter.

Die freie Theatergruppe Latente Talente hat sich ein doppelbödiges Lustspiel mit tragischem Hintergrund ausgesucht. Zunächst kann man über Langfinger Benni (einfach zu lieb: Marco Hullin) abschmettern, der nichts durchblickt. Dann wundert man sich über Hausbesitzerin Rosa, die so gar keine Angst vor ihm hat und ihn locker mit einem Revolver bedroht (köstlich: Jeanette Seitz als Rentnerin). Es folgt Schenkelklopfen, wenn ihre Freundin Käthe von nebenan vorbeikommt und mit ihren Seidentüchern gute Schwingungen im ganzen Kosmos verbreiten will, damit alle sich lieben (urkomisch: Lakisha Strobel).

Gruppentherapie mit Händchenhalten

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Doch nach und nach kippt das Geschehen. Es stellt sich heraus, dass die depressive Rosa sich umbringen wollte, darum saß sie nachts mit ihrer Waffe im Dunkeln. Benni wird zum tröstenden Freund und ist plötzlich wirklich der "Engel", als den ihn Käthe bezeichnet. Die wiederum hat ihre ganze Familie bei einem schlimmen Unfall verloren und flüchtet sich seither in andere Welten. Sollte man sie wirklich in die Realität holen? Hinzu kommt, dass Rosas verstorbener Ehemann sie fies mit einer jungen Frau betrogen hatte - niemand anders als Käthes Nichte Sissy, die seither verbittert ist und sich selbst nicht verzeihen kann (energisch und wütend auf alle: Julia Zecha-Drdle).

Viel Stoff also für die Gruppentherapie mit Händchenhalten, die der Guru anleiert (gut gelaunt: Michael Pappler mit Pfauen-Kopfputz im 1970er-Jahre-Gewand). Am Ende steht er, der Betrüger, der an Käthes Geld heranwill, als einzig Ehrlicher da, dessen fragwürdige Methoden auf eigenwillige Art tatsächlich helfen.

Regisseur Oliver Seitz bringt die beiden Hälften geschickt in Einklang und lässt keine überwiegen. Bevor es zu traurig wird, kommt ein flapsiger Spruch, bevor es in Kalauer abgleitet, erfährt man etwas, das nachdenklich macht. Schließlich steht im Leben wie auch im Theater vor jedem Verzeihen eine Missetat und vor jeder Versöhnung ein Streit. Eines ist ohne das andere nicht zu haben.


Termine unter www.latentetalente.de.