Stiftung hilft mit Geld

Frischekur für eine Ikone: Die Steinmeyer-Orgel in der Meistersingerhalle

25.1.2022, 14:28 Uhr
Eindrucksvolle Kulisse: Die mächtige Steinmeyer-Orgel prägt das Raumbild in der Meistersingerhalle, die 1963 eröffnet wurde und seit 2007 unter Denkmalschutz steht. Jetzt wird das Instrument überholt.

© David Ebener/dpa Eindrucksvolle Kulisse: Die mächtige Steinmeyer-Orgel prägt das Raumbild in der Meistersingerhalle, die 1963 eröffnet wurde und seit 2007 unter Denkmalschutz steht. Jetzt wird das Instrument überholt.

Sie ist ein Hingucker, und das seit Jahrzehnten – was in ihrem Fall zugegeben nicht sehr schwer ist: Schließlich thront sie dort, wo alle Blicke hingehen: auf der Bühne der Meistersingerhalle.

Das einzigartige Instrument mit seiner unverwechselbaren Prospektgestaltung prägt nicht nur das Raumbild, es ist bis heute eine der größten Orgeln in bayerischen Konzertsälen. Gebaut wurde das 6646 Pfeifen starke Stück 1963 von der Oettinger Orgelfabrik G. F. Steinmeyer & Co.

Der markante Orgelprospekt wurde von Wunibald Puchner geplant. Der seinerzeitige Professor der Nürnberger Kunstakademie war für den kompletten Innenausbau der Meistersingerhalle verantwortlich und setzte dabei auf allerfeinste Qualität – bis hin zu Details wie Leuchten und Türklinken.

Eigens entworfen und angefertigt

Auch sämtliche Türen, Decken, Wandverkleidungen und Treppengeländer wurden eigens entworfen und angefertigt, von den verwendeten Materialien ganz zu schweigen – alles vom Edelsten und heute kaum noch zu kriegen. Kein Wunder, dass die Meistersingerhalle nach dreieinhalb Jahren Bauzeit bei ihrer Eröffnung am 7. September 1963 als einer der modernsten Konzertsäle der Republik und darüber hinaus gefeiert wurde – auch wenn die ursprünglich auf 23 Millionen DM veranschlagten Baukosten am Ende auf 30,5 Millionen angewachsen waren. Doch die Stadt Nürnberg ließ sich damals nicht lumpen und zahlte anstandslos für ihren neuen Prachtbau.

Die Nürnberger Meistersingerhalle ist Bayerns einzige Konzerthalle der Nachkriegszeit, die bereits unter Denkmalschutz steht.

Die Nürnberger Meistersingerhalle ist Bayerns einzige Konzerthalle der Nachkriegszeit, die bereits unter Denkmalschutz steht. © David Ebener

Der ist heute ein wenig in die Jahre gekommen und gerät regelmäßig in die Diskussion, vor allem wegen seiner Akustik, die wie vieles andere in der seit 2007 denkmalgeschützten Halle nicht mehr zeitgemäß ist. Die Haustechnik ist hoffnungslos veraltet, nicht nur die Kellerbar und die legendäre Kegelbahn sind schon lange stillgelegt. Die einstmals prachtvolle Gartenanlage mit Terrassen-Café und Insel im Wasser sowie das Sonderpostamt (!) im Keller mit seinen Telefonzellen (Münzfernsprecher selbstredend) existieren nur noch in Erzählungen.

Wartung längst überfällig

Über was nicht diskutiert werden muss: Nach fast 60 Jahren im verlässlich-dauerhaften Einsatz ist eine Wartung der Steinmeyer-Orgel längst überfällig. Seit seiner Erbauung wurde das Instrument nie von innen gereinigt. "Sie ist eine Ikone des Kulturstandorts Meistersingerhalle", betont Kulturbürgermeisterin Julia Lehner.

Verschleißteile wollen erneuert werden, der Spieltisch harrt einer Überarbeitung, eine Neuintonation steht an. All dies werde im Zuge der Sanierung der Meistersingerhalle vorangebracht, wie die Stadt Nürnberg nun bekanntgab.

Was die Kosten angeht, gibt es gute Nachrichten zu vermelden: Die Hans-und-Dorothea-Doleschal-Stiftung hat sich bereiterklärt, den für die Ausreinigung ermittelten Betrag von rund 9700 Euro zu übernehmen. Die Stiftung mit Sitz in Büchenbach bei Roth hat es sich seit 2015 zur Aufgabe gemacht, musikalische Projekte zu fördern.

Verwandte Themen


1 Kommentar