Eilversammlung angemeldet

Impfgegner stören "Weggla-Impfen" mit Söder am Nürnberger Hauptmarkt

24.9.2021, 16:37 Uhr
Wer kein Richtmikrofon hatte, konnte kaum verstehen, was Ministerpräsident Markus Söder beim "Weggla-Impfen" sagte.

© Günter Distler, NNZ Wer kein Richtmikrofon hatte, konnte kaum verstehen, was Ministerpräsident Markus Söder beim "Weggla-Impfen" sagte.

Drohbriefe habe er bekommen, sagt Thomas Förster, "und einen Riesen-Shitstorm auch." Förster ist der Wirt des "Bratwurst Röslein" am Hauptmarkt und die bitterbösen Nachrichten hat er erhalten, weil er 300 Bratwurstbrötchen spendiert. Jeder, der bei der Sonderaktion zum Rathausplatz kommt und sich gegen das Corona-Virus impfen lässt, kriegt "Drei im Weggla" direkt auf die Hand oder einen Gutschein dafür. Das erste "Weggla-Impfen" hatte Förster im August organisiert, ebenfalls vor seinem Gasthaus in der Altstadt. Da gab es lange Warteschlangen, "aber keinen einzigen Impfgegner".

Das ist diesmal anders. Noch am Donnerstag wurde eine Eilversammlung für den Freitag von elf bis 13 Uhr angemeldet, bestätigt Stadtrechtsdirektor Olaf Kuch. Unter dem Titel "Für eine freie Impfentscheidung – Gegen Impfapartheid" wurden etwa 30 Teilnehmer mit Trommeln und Lautsprecheranlage angekündigt. Eigentlich wollten sie die Eilversammlung direkt auf den Platz vor das "Bratwurst Röslein" veranstalten. Weil dort aber das Impfmobil der Stadt steht, habe die Versammlungsbehörde ihnen einen anderen Platz zugewiesen: am nahen IHK-Gebäude, mit freier Sicht auf die Sonderaktion.

Prominenter Besuch

Der Grund für die Hast der Impfgegner ist der prominente Besuch: Ministerpräsident Markus Söder, Gesundheitsminister Klaus Holetschek und Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (alle CSU) haben angekündigt, am Würstchengrill zu stehen. Auch wenn vordergründig für die Impfung geworben werden soll, dürfte der gemeinsame Termin in Nürnberg einer der letzten Wahlkampfauftritte sein. Als die Politiker am Bus erscheinen und Fragen beantworten, dreht die Eilversammlung die Lautsprecher auf.

Die Rede ist vom "Holocaust durch die Impfungen", von der "Genspritze" und "Blutungen aus dem After" als Nebenwirkung. Ganz offensichtlich versuchen die Veranstalter, Söder, Holetschek und König zu übertönen und die Lage eskalieren zu lassen. Dazu kommen Zwischenrufe von Impfgegnern, die sich unter die Zuschauer gemischt haben.

Am Montag beginnen die Sonderaktionen an den Schulen, in Städten wie Freiburg wurden die Impfteams dabei von Aktivisten attackiert. "Wir machen weiter wie bisher", sagt eine Sprecherin des Impfzentrums Nürnberg dazu. "Security haben wir sowieso immer dabei."

Die Impfaktion im Biergarten des "Bratwurst Röslein" (Rathausplatz 6) am heutigen Freitag, 24. September, geht noch bis 18 Uhr. Verimpft werden Biontech und Johnson & Johnson.