Lange Schlange am Hauptmarkt

Aktion gut angenommen: Impfschutz gegen Corona - und "Drei im Weckla" obendrauf

14.8.2021, 16:01 Uhr
Die Schlange der Impfwilligen vor dem Lokal reichte bis zur Mitte des Hauptmarktes.

© Marco Puschner Die Schlange der Impfwilligen vor dem Lokal reichte bis zur Mitte des Hauptmarktes.

Nein, sagt Pejman Shabani, wegen der Bratwürste sei er nicht gekommen. Aber er werde sie sich schmecken lassen. "Ich habe gut gefrühstückt", meint dagegen Amir Radsharef. Er hat keinen Bratwurst-Bedarf, möchte aber gerne seine erste Impfung haben. Die beiden Arbeitskollegen stehen gegen elf Uhr, als am Samstag (14. August) die Impfaktion beginnt, ganz am Ende der Schlange. Sie reicht vom Seiteneingang des Traditionslokals Bratwurst Röslein an der Obstgasse bis hinunter zu den Ständen am Hauptmarkt. Shabani und Radsharef haben im Internet recherchiert, wo sie schnell und unkompliziert eine Impfung bekommen.

Auch für Carolin Tauber waren die "Drei im Weckla", die Röslein-Wirt Thomas Förster den ersten 200 Impfwilligen in Aussicht gestellt hat, nicht ausschlaggebend, sich nun hier anzustellen: "Wir wohnen in der Nähe", sagt die 31-Jährige. Weil sie ihren kleinen, ein halbes Jahr alten Sohn noch stille, habe sie sich bisher mit einer Impfung zurückgehalten. "Aufgrund der jüngsten Entwicklungen wollte ich sie jetzt aber möglichst schnell bekommen." Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder haben beschlossen, dass sich ungeimpfte Personen auf verstärkte Testpflichten einstellen müssen. Gratis sollen Schnelltests ab 11. Oktober nur noch für jene zu haben sein, die sich nicht impfen lassen können oder für die es keine allgemeine Impfempfehlung gibt wie Schwangere und Unter-18-Jährige.

Für Matthias Spiegel war indes ohnehin klar, dass er sich bald würde impfen lassen. "Mein Hausarzt hat mir Johnson & Johnson empfohlen", erzählt er. Der sei nun aber im Urlaub. Nun lässt sich der 22-Jährige die Spritze im Bratwurstlokal geben. Die Aktion mit den "Drei im Weckla" hält er für einen "guten Anreiz", dann auch pünktlich zu sein. "Ich nehme Johnson & Johnson, da vertraue ich meinem Hausarzt." Im Röslein wird auch Biontech verabreicht. Peter Brandmann, Fachberater in der Impfkoordination der Stadt Nürnberg, berichtet, dass drei Impfärzte im Einsatz seien, die im Lokal Aufklärungsgespräche mit den Impfwilligen führen. "Zwei für Johnson & Johnson, einer für Biontech."

Nach der Impfung müssten die Leute noch zirka 15 Minuten bleiben, damit ihnen geholfen werden kann, falls sie die Spritze schlecht vertragen. Rebecca Lang hat die Prozedur hinter sich und genießt nun nicht nur ihr Bratwurstbrötchen, sondern bald auch vollen Impfschutz: "Das war meine Zweitimpfung mit Biontech", erzählt sie.

Auch Thomas Förster zeigt sich gutgelaunt: "Es ist sehr erfreulich, dass die Aktion so gut läuft", meint der Wirt des Bratwurst Röslein. So könne das Team des Lokals einen Teil dazu beitragen, "dass die Gesellschaft sich impfen lässt". Schließlich gelte es, einen weiteren Lockdown zu verhindern, der für die Gastronomie verheerend wäre: Die Branche habe in Bayern durch die Pandemie ein Drittel ihrer Mitarbeiter verloren, weil die sich neue Jobs gesucht hätten, berichtet Förster, der auch als Vizepräsident des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands fungiert. Je mehr Menschen sich impfen ließen, desto größer sei die Chance, dass die Restaurants geöffnet bleiben. "Die 'Drei im Weckla' sind als kleines Dankeschön gedacht."

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