Langwasser

Jugendliche vermüllen und zerstören ihren Platz

16.9.2021, 05:58 Uhr
Hier quellen die Mülleimer wenigstens nur über. Auf dem Jugendunterstellplatz in Langwasser wurden die Müllsäcke auch noch herausgerissen und der Inhalt über den Platz verteilt.

© Roland Fengler, NN Hier quellen die Mülleimer wenigstens nur über. Auf dem Jugendunterstellplatz in Langwasser wurden die Müllsäcke auch noch herausgerissen und der Inhalt über den Platz verteilt.

Der zentrale Jugendunterstand an der Breslauer Straße in Langwasser muss für die Reinigungstrupps vom Service Öffentlicher Raum (Sör) einer der unbeliebtesten Einsatzorte sein. Da funkeln Hunderte Scherben auf dem Boden, weil jemand mit leeren Glasflaschen absichtlich auf die Basketballkörbe geworfen hat. Auf den Drahtgestellen der Sitzbänke wurde gegrillt. Müllsäcke sind aus den Papierkörben gerissen, vom Verpackungsmüll bis hin zu verschmierten Hygieneartikel hat sich der Inhalt auf dem Platz verteilt. Oft finden die Sör-Mitarbeiter Spritzen und Drogen, manchmal auch Kothaufen.

Es sind unfassbare Zustände, die Bürgermeister Christian Vogel (SPD) und Sör-Werkleiter Marco Daume im Werkausschuss schildern. Anlass für ihren Bericht war ein Antrag der CSU-Stadtratsfraktion. In dem wurde gefordert, dass Sör beim Jugendunterstand Breslauer Straße häufiger und vor allem nach den Wochenenden im Einsatz ist. Dass mehr und größere Mülleimer aufgestellt werden. Dass dieser Rückzugsort für Jugendliche insgesamt eine Aufwertung erfährt. Zwar erscheint der Platz mit seiner geteerten Fläche, den Fußballtoren, Basketballkörben und den zwei Blechhütten sehr einfach. Doch der zweckmäßige Jugendunterstand kommt nicht nur den Teenagern zugute, sondern auch den Anwohnern.

Start mit großen Hoffnungen

Durch die enge Wohnbebauung in Langwasser fühlen sich diese nämlich schnell gestört, selbst wenn nur wenige Jugendliche zusammenstehen und sich unterhalten. „Auch wenn es skurril klingt“, sagt Vogel: „Für Sör liegt der Nutzen vor allem darin, dass Müll und Aufenthalt sich auf diese Orte fokussieren“. Wenn schon Unrat, dann wenigstens so, dass er sich schnell beseitigen lässt.

An der Breslauer Straße gibt es zwei Jugendunterstände. Der üble Dreiklang aus Vermüllung, Verkotung und Vandalismus betrifft aber den größeren, neueren Platz, der 2011 mit großen Hoffnungen eröffnet wurde. Ein Jahr lang hatten Stadt und Bürgerverein nach einem geeigneten Standort gesucht, dann sprengte der erste Architekten-Entwurf das Budget, Baubeginn und Inbetriebnahme verzögerten sich um fast zwei Jahre. Endlich, erklärten Streetworker der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Langwasser damals bei der Übergabe im November 2011, könnten Jugendliche unter sich sein, Sport machen, „einfach mal feiern“.

Auch Nils Hüttinger weiß, dass der Jugendunterstand verschmutzt ist. Doch die Zustände seien nicht so desaströs wie im Ausschuss dargestellt, versichert der Streetworker der AWO in Langwasser: „Manches ist sicher auch jugendtypisches Verhalten, die wollen Grenzen ausloten.“ Von gefundenen Drogen und Spritzen sei ihm nichts bekannt. Und in der Pandemie hätten auch manchmal Wohnungslose in den Blechhütten übernachtet und die Büsche als Toilette missbraucht.


So helfen Streetworker Wohnungslosen.


Gemeinsam mit seinen Streetworker-Kollegen sucht Hüttinger seit 2019 zusammen mit Vertretern der Polizei, des Jugendamts und Sör nach Wegen aus dem Niedergang. Seit einer Woche gebe es am Platz wenigstens einen Spind mit einem Besen. Nun könnten die Jugendlichen selbst fegen, wenn der Schmutz allzu sehr stört. Am 22. Oktober ist eine Versammlung am Jugendunterstand geplant, bei der die Mädchen und Jungs Vorschläge machen können, wie Vermüllung, Verkotung und Vandalismus beizukommen sei. „Es gibt hier mehrere Cliquen, die sich treffen, die sind zwischen 14 und 27 Jahren alt.“ Die meisten seien „Langwasseraner“, die alle hier wohnen bleiben möchten und „eine große Treue“ zu ihrem Stadtteil zeigen. „Überhaupt ist Langwasser tausendmal besser als sein Ruf“!“

„Kameras nicht erlaubt“

Schnelle Lösungen wird es an der Breslauer Straße wohl nicht geben. „Wir dürfen dort keine Überwachungskameras aufstellen und höhere Strafen bringen erst mal nichts. Wir müssen die ja erwischen, können aber nicht neben jeden Mülleimer einen Polizisten aufstellen“, sagt Bürgermeister und Sör-Chef Christian Vogel. Öfter als zweimal, manchmal dreimal die Woche, könne Sör nicht sauber machen, sonst brauche man „mindestens eine halbe Stelle mehr“. Nun sollen bis Ende Oktober zwei größere, im Boden verankerte Mülltonnen aufgestellt werden.

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