Rechtsanwalt zahlte 1906 die Fürther Geburtsklinik

Alfred Nathan – Stiften aus Tradition

6.10.2022, 14:23 Uhr
Alfred Nathan – Stiften aus Tradition

© Jüdisches Museum Franken in Fürth

Alfred Louis Nathan, der 1870 geboren wurde und ledig blieb, reihte sich in die mäzenatische Tradition der Bankiersfamilie Nathan ein, die Ende der 1880er Jahre mehrere Stiftungen in Fürth errichtete. Nach Studium und nur kurzer Berufstätigkeit als Rechtsanwalt zog der Teilhaber des Bankhauses Nathan & Co aus gesundheitlichen Gründen 1902 nach Bad Reichenhall und war dort als Schriftsteller tätig.

Zeitlebens war er Mäzen. Die bedeutendsten Spenden tätigte Alfred Nathan für die Errichtung des Wöchnerinnen- und Säuglingsheims »Nathanstift« in Fürth. 1906 schenkte er seiner Heimatstadt Fürth 300.000 Mark für die Errichtung eines Wöchnerinnen- und Säuglingsheims und setzte mit der Bezeichnung Nathanstift seinen Eltern Amalie und Sigmund ein ehrendes Denkmal. Ziel der modernen Klinik war es, Frauen die Geburt zu erleichtern und die hohe Säuglingssterblichkeit zu senken, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Fürth bei 30 Prozent lag.

Alfred Nathan – Stiften aus Tradition

© Jüdisches Museum Franken in Fürth

Schon bald nach seiner Einweihung 1909 galt das Nathanstift als renommierte medizinische und soziale Einrichtung: Eine Visite der Geburtsklinik stand auf jedem Besuchsprogramm hoher Prominenz, so auch beim Besuch des Prinzregenten Luitpold von Bayern 1913.

Während des Nationalsozialismus strich die Stadt Fürth auf Empfehlung des Vorstands der Nathanstiftung den jüdischen Stifternamen. Nach Kriegsende wurde das Stift wieder umbenannt. 1967 zog es in das Klinikum Fürth um. Dort wurde es in die geburtshilfliche Abteilung der Frauenklinik integriert. Auch heute, mehr als hundert Jahre nach Alfred Nathans gemeinnützigem Engagement, liegt das Nathanstift den Fürtherinnen und Fürthern am Herzen und die »Frauenklinik mit Nathanstift« sieht sich in der Tradition der Werte, die den Stifter bewogen hatten. Zu Alfred Nathans Lebzeiten war die gesellschaftliche Anerkennung für sein wohltätiges Wirken jedoch nicht von Dauer: Der zunehmende Antisemitismus in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg verbitterte seine letzten Lebensjahre. Nach seinem Tod 1922 erbte die Israelitische Waisenanstalt in Fürth sein gesamtes Vermögen.

Zum 100. Todestag erinnert das Jüdische Museum Franken an den großen Philanthropen und ehrt sein Lebenswerk.

http://juedisches-museum.org

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