Bamberg hat seine Konzerthalle renoviert

24.9.2009, 00:00 Uhr

Dass der Zeitplan für den vom Hamburger Designer Peter Schmidt entworfenen Neubau mit siebeneinhalb Monaten vielleicht doch ein wenig zu eng gesteckt war, ficht Horst Feulner, Chef der Stadthallen GmbH, nicht an. Denn erstens funktioniert die eigentliche Konzerthalle auch ohne das neue Foyer, und zweitens gilt der Gesamtentwurf von Renovierung und Neubau in der Öffentlichkeit als so gelungen, dass die paar Wochen zusätzliche Wartezeit nicht ins Gewicht fallen.

Insgesamt 7,7 Millionen Euro hat man in Bamberg verbaut, die Kosten tragen zu zwei Dritteln der Freistaat und die Oberfrankenstiftung sowie zu einem Drittel die Stadt Bamberg. Dass Renovierung und Erweiterung relativ kurzzeitig nach dem Neubau der Konzert- und Kongresshalle im Jahr 1993 anfielen, ist gewissermaßen dem Erfolg des Orchesters und damit auch des Gebäudekomplexes geschuldet.

Denn seit 1993 haben sich die Besucherzahlen der Bamberger Symphoniker verdoppelt, statt drei Abonnementreihen gibt es fünf, bei lediglich 70 000 Einwohnern können die Musiker 6000 Abonnenten an sich binden. Zuvor hatte man in einem alten Dominikanerbau gehaust: «Das Orchester stand vor dem Aus. Dass wir uns zur Bayerischen Staatsphilharmonie entwickelt haben, verdanken wir auch dieser Halle», sagt Christian Schmölder, Direktor für Finanzen und Verwaltung bei den Bamberger Symphonikern.

Als Folge des Andrangs war das alte Foyer oft überfüllt; zudem wurde die Akustik des Joseph-Keilberth-Saals immer wieder als kalt, direkt und blechlastig kritisiert. Deshalb begann bereits im Jahr 2007 der renommierte japanische Akustik-Experte Yasuhisa Toyota damit, die Klangbedingungen des 1360 Plätze bietenden Saales zu verbessern. Vom Holzboden des Podiums wurde der Lack entfernt, von den Stahlträgern darunter wurde jeder zweite ausgebaut, damit der Boden besser schwingt und den tiefen Streichern mehr Resonanz gibt. Die Rückwand wurde mit Dämmmaterial so verändert, dass Blechbläser und Schlagwerk nun nicht mehr so hart klingen. Auf der Bühne lassen sich nun die Podeste halbkreisförmig aufstellen und steigen stufenweise an – so dass sich die Musiker besser sehen und hören.

Bei der im Juli begonnen und Anfang September beendeten heißen Umbauphase des Konzertsaals wurden an der Decke die alten, oft als störend empfundenen Akustiksegel durch neue ersetzt. Die ehemals blaue Decke wurde weiß gestrichen, ebenso die Wände. Die blauen Stühle des Zuschauerraums wurden gegen naturholzfarbene mit schwarzen Polsterauflagen ausgetauscht. So bestimmen jetzt Schwarz, Weiß und Safrangelb den optischen Eindruck des Joseph-Keilberth-Saales. Wie es dort nun klingt, kann das Publikum ab morgen erleben.

Bereits im Februar dieses Jahres wurde mit dem Bau des neuen, leider noch von Bauplanen verhüllten Foyers begonnen. Auf zwei Ebenen wird es 800 Quadratmeter zusätzliche Fläche bieten, damit soll nicht nur die Situation in den Pausen und an den Garderoben entzerrt, sondern auch Raum für Ausstellungen geschaffen werden. Besonderer Clou: Ein großer Balkon auf dem Foyer-Dach ermöglicht in Zukunft den Konzertbesuchern den Blick auf den Michelsberg, das Stadtarchiv und die Neue Residenz.

Am zur Regnitz gelegenen Seiteneingang der Halle entstand zudem ein 65 Quadratmeter großer ovaler Raum, die Bezeichnung VIP-Lounge verweist schon jetzt auf die zukünftige Nutzung bei Empfängen, Kongressen und Sitzungen.

Andreas Starke, der Bamberger Oberbürgermeister, lobt den Gesamtentwurf als elegant und modern. Die Bamberger Symphoniker erhielten eine Spielstätte, die den Vergleich mit Metropolen nicht zu scheuen brauche.

Und schon gar nicht mit einer Stadt wie Nürnberg. Dort geben sich die Kulturpolitiker immer noch mit der 46 Jahre alten Meistersingerhalle zufrieden, die allmählich zu einem Hemmschuh für das musikalische Leben vor Ort geworden ist.

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