Carlos Cipa: Von Klavier, Hardcore und der Komposition

21.10.2015, 19:00 Uhr
Carlos Cipa: Von Klavier, Hardcore und der Komposition

© Simon Bierwald/PR

Carlos Cipa schickt die Töne von seinem Klavier in den leeren Raum, tastet sich so durch in die Gefühlswelten, lässt Melodien entstehen, vergehen, wiederauferstehen. Von der Kraft und Schönheit seiner Musik kann sich jeder am Freitagabend in Bamberg selbst überzeugen.

Ein Wunderkind, das sei er. So schrieben es mehrere Medien in den letzten Monaten, das Erstaunen der Journalisten über diesen 25-jährigen Münchner am Klavier – sie konnten es nur mit diesem abgegriffenen Wort ausdrücken. Denn: Carlos Cipa schafft außergewöhnliche, unaussprechlich wunderschöne Musik.

Sein zweites Album "All Your Life You Walk" baut eine melancholische Atmosphäre auf. Cipa führt mit seinem Klavier durch das Labyrinth seiner Melodien, stets treiben seine Töne nur noch tiefer in die Melodien und Harmonien. Wunderkinder können das, nur Ausnahmetalente meistern es – so wie Cipa.

Zwei Jahre arbeitete er an "All Your Life You Walk", an den musikalischen Ideen, dem Ablauf, dem formalen Bogen, dann nimmt er das Album innerhalb von acht Wochen auf. "Der zweijährige Kompositionsprozess ist natürlich ein Reifeprozess, Stücke nehmen neue Formen an, man improvisiert mit Ideen, formt Melodien immer wieder um“, sagt Cipa. "Ich habe dieses Mal einen größeren Fokus auf die Komposition gelegt; ist bei meinem ersten Album das Meiste im Spielfluss entstanden, habe ich bei meinem neuen Werk die Stücke viel mehr durchdacht und auch sofort an den Noten selbst gearbeitet."

Er spielte die Klavier-Parts dann zunächst ein, fügte einzelne Sounds und Instrumente hinzu. "Wichtig war dabei vor allem, die richtige Mischung zu finden, es passiert schnell, dass man zu viel macht und sich die einzelnen Farben nicht mehr deutlich zuordnen lassen." An den Kompositionen hat sich aber nach dem Einspielen nichts mehr verändert.

Carlos Cipa stammt aus einer musikalischen Familie, seine Mutter spielt Gitarre und Flöte, seine Großmutter mit 89 Jahren immer noch Zither. Mit sechs Jahren lernte er, Klavier zu spielen, mit zehn Jahren Kirchenorgel, mittlerweile studiert er in München klassische Komposition. "Bis zu meinem 16. Lebensjahr habe ich einen sehr strengen Weg verfolgt, von dem mich dann das Schlagzeugspielen in einer Hardcore-Band abbrachte."

Cipa schrieb zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal eigene Songs – ein komplett anderes Gefühl für ihn, als klassische Werke einzustudieren. Der Wille entstand, mit dem Klavier und eigenen Stücken aufzutreten. "Aus dem Hardcore-Punk nimmt man natürlich sehr viel mit, vor allem was Energie betrifft. Das spielt auch heute noch bei mir eine große und wichtige Rolle."

Seine Musik lebt, Klassik, Jazz, Indie, Pop, Ambient, all das spielt bei Cipas Sound mit rein, formt ihn. Die Schwere anderer zeitgenössischer Klassik findet sich auf seinen beiden Alben nicht, vielmehr trägt Cipa leichte Melancholie durch seine Stücke, auf jeder Note liegen dunkle Wölkchen, die er mit hellen Melodien triezt. Wunderkind? Auch, doch hier ist jemand diesen Schuhen längt entwachsen. Cipa kann mehr. Das hat er mit gerade einmal zwei Alben schon gezeigt. Ein Mensch, ein Klavier, ein Sog, ein Sound. Oder einfacher: Musik, die sofort berührt.

Am Freitagabend tritt Carlos Cipa gemeinsam mit der Londoner Musikerin Poppy Ackroyd im Irmler-Musiksaal der Otto-Friedrich-Universität auf der ERBA-Insel in Bamberg auf. Beginn ist um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. 

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