Ein Russe fährt mit Rad und Palette durch Bayern

6.6.2009, 00:00 Uhr
Ein Russe fährt mit Rad und Palette durch Bayern

© Stefanie Goebel

Erjomin wurde vom Verband «Russisch für Kinder« und Irina Fixel, der Leiterin des deutsch-russischen Kulturzentrums in Röthenbach, eingeladen, in Deutschland Eindrücke zu sammeln und sie auf die Leinwand zu bannen. Der Professor an der Pädagogischen Universität im Städtchen Kostroma an der Wolga sagte gerne zu - unter der Bedingung, dass er seine erste Deutschlandreise auf dem Fahrrad absolvieren kann.

Der leidenschaftliche Radfahrer bringt im Urlaub auch mal 800 Kilometer hinter sich. Auf einem geliehenen Rad erkundet er jetzt mit Pinsel und Staffelei Nürnberg, bevor er weiter nach Augsburg, ins Allgäu (Neuschwanstein darf nicht fehlen) und nach München reist.

Korrekturen am Deutschlandbild

Erjomin musste sein Deutschlandbild erstmal korrigieren: Ein bisschen wie bei Tschechow hatte er sich das Land vorgestellt. Dass man trotz der legendären Ordnungsliebe und Pünktlichkeit in Deutschland sein Fahrrad absperren muss, war ihm neu. Doch die ersten Eindrücke von Nürnberg begeistern ihn: «Wie hier alte und neue Bauten zusammengefügt sind, ohne sich Konkurrenz zu machen, finde ich beeindruckend.«

Als Motive für seine realistischen Ölbilder sucht er sich aber doch lieber die historischen Bauten wie den Henkersteg, den er an einem Vormittag von sechs Uhr früh an gemalt hat. Mit dem noch feuchten Bild schlendert er beim Interviewtermin durch die Altstadt, den schweren Holzkoffer mit der klappbaren Staffelei samt Farben auf dem Rücken.


Manche Passanten sprechen ihn auf die Bilder an, wie die spanische Touristin, die sein frisches Werk am Hauptmarkt bewundert. Die Sprachbarriere verhindert engere Kontakte, doch der Russe, der auch schon nach Finnland, Spanien und Thailand gereist ist, fühlt sich dennoch gut aufgehoben. Betreut wird er von der Übersetzerin Ekaterina Kudrjavceva-Hentschel, bei der er auch wohnt.

Die größeren Formate wird er in Nürnberg lassen, in einigen Wochen soll im russisch-deutschen Kulturzentrum eine Ausstellung zu sehen sein. Kleinere Leinwände will Erjomin gleich mitnehmen auf seiner Weiterreise durch Bayern. In Russland will er sie dann in einer Ausstellung zeigen. Für engere Kontakte mit hiesigen Künstlern fehlt die Zeit. Doch in Augsburg wird Erjomin einen Workshop für russische und deutsche Kinder leiten. Erstmal aber muss er dort hinradeln. Die Strecke ist für ihn ein Klacks.