Förderpreis für Textilkünstlerin Ursula Kreutz

13.11.2010, 11:00 Uhr
Förderpreis für Textilkünstlerin Ursula Kreutz

© De Geare

Wie Anpassung zur künstlerischen Herausforderung, zum performativen Prozess wird, hat Kreutz am bislang radikalsten mit ihrem „Exil“–Projekt beim internationalen Künstlersymposium „37 Grad“ am Schmausenbuck gezeigt. Drei Wochen lang lebte sie tagsüber im Wald und probierte in nahezu perfekter Tarnung – mit Zelt und Kleidern aus Chiffongewebe mit Camouflage-Aufdruck – aus, wie es sich anfühlt, einerseits da zu sein und sich andererseits unsichtbar zu machen. Es war eine durchaus spirituelle Übung, die sich für Kreutz mit der Suche nach „ästhetischer Beheimatung“ verbindet. „Es geht mir nicht um Selbstdarstellung, sondern um Selbstbefragung“, betont die 41-Jährige, die sich in den letzten Jahren immer mehr selbst zum Bildträger ihrer Kunst gemacht hat.

Für eine Künstlerin, die vermeintlich sicheren Erkenntnissen misstraut, für die Identität etwas ist, was sich ständig verändert, ist das nur ein konsequenter Weg. Bekannt geworden ist die gebürtige Rheinländerin, die erst in München und dann in Nürnberg studierte, mit „Erinnerungskästen“, die aus einem Foto auf der Rückwand und einem darüber gespannten transparenten Gewebe bestehen, auf dem das Fotomotiv nochmals abgedruckt ist. Der Unschärfeeffekt, den diese Dopplung bewirkt, führt dazu, dass man das Bild nie eindeutig fixieren kann. Schon in diesen Arbeiten, die immer auch von hohem ästhetischen Reiz sind, entrückt Kreutz die Welt in eine Art Schwebezustand, der sich der Festlegung verweigert.

Das durchscheinende, bedruckte Textilgewebe ist ein zentrales Ausdrucksmittel in ihrem Werk geblieben. Damit verwandelte sie auch die Egidienkirche in einen fantastischen, magentafarbenen Meditationsraum. In ihrer Installation „Selbstabwicklung“ inszenierte sie sich als weißgewandete Pilgerin auf einer doppelspiraligen transparenten Stoffbahn, die den Betrachter im doppelten Wortsinn „auf den Weg nach innen“ führte. Kreutz hat sich mit all diesen Arbeiten als eine der ernsthaftesten, eigenständigsten, nachdenklichsten und überzeugendsten Künstlerinnen in der Region etabliert.

Kein Wunder, dass sich die Auszeichnungen in den letzten Jahren häufen: 2008 erhielt sie den Kulturförderpreis des Bezirks Mittelfranken, 2009 den dritten Preis beim Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten, jetzt folgt der Kunstförderpreis der Stadt Nürnberg. Die Dokumentation ihres „Exil“-Projekts zeigt Ursula Kreutz übrigens ab dem 25. November im Nürnberger Zumikon. ru