"Bitte lasst uns nicht hängen"

Geldsorgen: Kofferfabrik Fürth muss rund 120 Kulturveranstaltungen streichen

Christian Mückl

Kultur / Leben

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27.10.2023, 14:23 Uhr
Da geht's lang in der Kofferfabrik. Noch. Was die nahe Zukunft bringt, ist offen.

© Hans-Joachim Winckler Da geht's lang in der Kofferfabrik. Noch. Was die nahe Zukunft bringt, ist offen.

Das Anschreiben beginnt heiter, doch der Beweggrund ist ernst: "Freunde der Backsteinkultur", beginnt Udo Martin (der mit 'Chef de le Koffer' unterzeichnet): "Wir müssen ernst machen mit dem Sparen".

Dann folgen drastische Worte: Nachdem die Lange Straße 81 eine Rückzahlung der Coronahilfen "in stolzer Höhe" zu stemmen habe, nachdem außerdem "die Besucherzahlen zu wünschen übrig lassen" und nachdem "wir auf absehbare Zeit keine höheren Zuschüsse bekommen", müsse der Kultort der alternativen Szene das Programm "radikal zusammenstreichen, um eventuell zu überleben".

Das sind die ersten Opfer

Konkret kündigen die Macher an, statt der bisher 200 bis 250 Veranstaltungen pro Jahr nur noch 120 bis 140 anbieten zu können. Opfer dieser Maßnahme werden demzufolge der JazzMonday und der BluesWednesday sein, die es künftig nur noch unregelmäßig gebe. Literaturdinner sollen bis auf weiteres komplett gestrichen werden.

Überregionale Acts wie Bands, für die die "Koffer" auf Tourneen eine angestammte Bühne ist, müssten Udo Martin zufolge massiv reduziert werden. "Die Hotelkosten sind seit 2018 um über hundert Prozent gestiegen". Gleichzeitig wolle und könne man aber die Eintrittspreise deshalb nicht einfach verdoppeln.

"Leute arbeiten für lau"

"Lasst uns nicht hängen", appelliert das Kofferfabrik-Team an alle Kulturinteressierten. Und sie meinen damit ihr Publikum wie auch öffentliche Geldgeber. "Kommt zu den Veranstaltungen, wir nehmen auch größere Spenden gerne an. Und was wir brauchen sind mehr Zuschüsse." An Personal und den Leuten, die "eh für lau mitarbeiten", kann nicht weiter gespart werden.

Die Kofferfabrik ist - anders als etwa das E-Werk in Erlangen oder das Künstlerhaus im Kulturquartier in Nürnberg - ein privates Kulturzentrum. Es befindet sich seit 1994 in einem ehemaligen Fabrikgebäude an der Langen Straße in Fürth. Das Gebäude wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut und ist eines der letzten verbliebenen Industriebauwerke an der Stadtgrenze zu Nürnberg.

In der Kofferfabrik ist unter anderem auch das legendäre Kneipenquiz mit Anna Colman beheimatet.


Infos zum aktuellen Programm:

www.kofferfabrik.cc

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