"Gravierende Mängel" am Opernhaus: Direktoren im Interview

27.2.2021, 08:00 Uhr

© Holger Krömer

Grund für die drastische Maßnahme waren eine veraltete Brandmeldeanlage und nicht unabhängig voneinander rauchfrei zu haltende Fluchtweg. Diese Mängel werden nun zwar durch den Einbau der Brandschutzwände und einer Brandmeldenanlage behoben, doch die Bauschäden am 115 Jahre alten Opernhauses sind längst so eklatant, dass die Generalsanierung des Gebäudes immer dringlicher wird. Wir sprachen darüber mit dem Geschäftsführenden Direktor des Staatstheaters Christian Ruppert sowie dem Technischen Direktor Peter Gormanns.


Provisorium in höchster Not: Opernhaus bekommt Brandschutztüren


Wieso hat der Einbau von Brandschutz-Türen in den Foyers des Opernhauses jetzt solch eine Dringlichkeit bekommen?
Christian Ruppert: Im Vorfeld der anstehenden Opernhaus-Sanierung haben wir zusammen mit dem Gebäudeeigentümer, der Stadt Nürnberg, einen immer tieferen Einblick in den Zustand des Opernhauses gewonnen. Im Zuge der vorbereitenden Untersuchungen durch verschiedene Büros zeigten sich auch bisher unbekannte Mängel ans Licht getreten. Wir wollten und mussten Klarheit darüber haben, ob und falls ja in welchem Ausmaß unser Spielbetrieb durch den Zustand des Opernhauses als Ganzes gefährdet wird.



Dass das Opernhaus keine voneinander unabhängigen, rauchfrei zu haltenden Fluchtwege hat, weiß man im Prinzip seit dessen Eröffnung 1905. Warum handelt man ausgerechnet jetzt?
Ruppert: Dass bauliche Maßnahmen notwendig wurden, ist unstrittig. Wir nutzen jetzt die Corona-Schließzeit des Staatstheaters bestmöglich, um diese umzusetzen.


Brandschutz: Opernhaus muss sofort Baumaßnahmen ergreifen


Was wird außer den Brandschutz-Trenntüren im Foyer nun noch verbaut? Es wurde von einer neuen Rauchmeldeanlage gesprochen. Wieso ist diese notwendig?
Peter Gormanns: Im Zuge der konkreten Planungen hat sich herausgestellt, dass wir keine Trennwände benötigen, sondern den erforderlichen Schutz im Foyer durch den Einbau von Rauchschutztüren sicherstellen können. Diese neuen Türen können durch die erweiterte Brandschutzanlage automatisch geschlossen werden.


Provisorium in höchster Not: Opernhaus bekommt Brandschutztüren


Die jetzigen Baumaßnahmen haben noch nichts mit der Generalsanierung des Opernhauses zu tun. Sind die Maßnahmen in ihrer Wirksamkeit zeitlich befristet? Oder könnte man damit die Sanierung noch einmal verschieben?
Ruppert: Für eine Übergangszeit von drei bis fünf Jahren kann der Spielbetrieb so mit verhältnismäßig überschaubarem Aufwand sichergestellt werden. Nicht mehr und nicht weniger.



Oder ist es vielleicht andersherum: Sollen die kürzlich festgestellten und nun zu behebenden Mängel beim Brandschutz dazu dienen, den gesellschaftlichen und kommunalpolitischen Druck zu erhöhen, bei der Generalsanierung des Opernhauses das Tempo zu forcieren?
Ruppert: Nein. Die Dringlichkeit ist allen Verantwortlichen bewusst.

Spielbetrieb sicherstellen

Wurde in der letzten Dekade das Thema Brandschutz zu nachlässig behandelt, weil man auf die Generalsanierung des Opernhauses warten wollte?
Gormanns: Dass das 1905 eröffnete Opernhaus baulich nicht in bestem Zustand ist, ist seit längerem bekannt. Eine umfassende brandschutztechnische Ertüchtigung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes sollte allerdings erst im Rahmen der Generalsanierung in einigen Jahren erfolgen. Die in der "brandschutztechnischen Stellungnahme" festgestellten Mängel sind jedoch so gravierend, dass nur Sofortmaßnahmen einen Spielbetrieb bis zum Bezug einer Ausweichspielstätte sicherstellen können.



Was ist mit anderen, ebenfalls gutachterlich festgestellten Baumängeln beim Brandschutz – etwa in der Decke des Zuschauerraums? Ist das Opernhaus in seinem momentanen Zustand überhaupt noch sicher?
Gormanns: Der Zustand der Decke entspricht dem Gesamtzustand des Hauses von 1905, den wir selbstverständlich permanent im Auge behalten.

Angesichts des sich nun bei den Voruntersuchungen zur Generalsanierung zeigenden baulichen Gesamtzustands – über den Brandschutz hinaus – hätte man die Generalsanierung nicht schon bedeutend früher angehen müssen? Haben hier die Verantwortlichen der Stadt und des Staatstheaters zu zögerlich gehandelt?
Ruppert: Es ließe sich lange über mögliche Versäumnisse der Vergangenheit philosophieren. Aber unsere gemeinsame Aufgabe ist es jetzt, Lösungen für unser Nürnberger Staatstheater der Zukunft zu entwickeln und nach vorne zu schauen.

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