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Literaturfest: Autoren aus der Region lesen vor

11.08.2008, 00:00 Uhr
Literaturfest: Autoren aus der Region lesen vor

© Karlheinz Daut

Wer sich auf die einschlägigen Treffen der örtlichen Literaturszene begibt, wird nicht in der Luft zerrissen und kann mit einigen guten Tipps rechnen. Beim Verband Deutscher Schriftsteller unter dem Dach von ver.di wird vor allem gewerkschaftliche Arbeit betrieben, zum Beispiel informiert man sich über Autorenrechte. Texte werden aber selten besprochen.

Austausch und Kritik im Vordergrund

Anders bei den freien Initiativen wie «Wortwerk», das sich als literarische Werkstatt begreift, und beim «Literaturkombinat Heim@t», das sich mit eigener und fremder Literatur befasst. Hier stehen Austausch und Kritik im Vordergrund. Der «Werkkreis Literatur der Arbeitswelt» will wie seit vielen Jahren gesellschaftliche Ungerechtigkeiten thematisieren, aber längst nicht mehr auf das Fließband begrenzt, sondern heute mit Bezug auf Hartz IV. Einig waren sich die Diskutanten darin, dass es in Franken zu wenige engagierte Verlage und damit Chancen für Nachwuchs-Autoren gibt.

Die Zeitschrift Laufschrift hatte eine gute und eine schlechte Nachricht mitgebracht: Das ambitionierte Heft wird leider eingestellt, aber in neuer Form unter dem Titel «Blumenfresser» im nächsten Jahr fortgeführt. Redakteurin Maren Burghard las Eigenes über einen weiblichen Pechvogel, Dirk Stolzenberger über Erlebnisse in Peking zu später Stunde - kleine, durchkomponierte Texte mit Gehalt.

Matthias Kröner und Leonhard Seidl von «Mundpropaganda» sorgten beim dritten «Wortwärts»-Fest für die sommerlich leichte Note mit ihren Geschichten über den zum Leben erwachten Barockdichter Georg Philipp Harsdörffer und die surrealen Erlebnisse eines Mannes, der sich in einen Baum verwandelt.

Schnörkellose Sprache

Glanzpunkte setzte die schon im Literaturbetrieb arrivierte Berlinerin Christiane Neudecker mit Ausschnitten aus ihrem Roman «Nirgendwo sonst» , der atmosphärisch dicht nach Burma entführte, wo ein Mann die Frau sucht, die ihn verließ. Neudecker, die aus Erlangen stammt, sich zuerst durch den Literaturpreis der Nürnberger Kulturläden einen Namen machte und deren Bücher mittlerweile im Luchterhand-Verlag erscheinen, überzeugt durch eine schnörkellose Sprache und die erfrischend ehrliche Art, Politik mit einer Liebesgeschichte zu verknüpfen.

Lyrik und Poetry Slam in frecher Form trug Christian Ritter aus Bamberg vor, dann standen die Preisträger des 20. Literaturpreises der Kulturläden auf der Bühne. Elena Steinbrecher aus Nürnberg und Marco Frohberger aus Fürth stellten ihre prämierten Texte vor und erhielten viel Applaus. Noch ein bisschen «Faust», ironisch angegangen von Andreas Gößling, berührende Lyrik von Irina Bondas und der unvermeidliche Nürnberg-Krimi, diesmal von Dirk Kruse - fertig war der Rundumschlag durch die regionale Szene, die tatsächlich vielfältiger ist als ihr Ruf.