Marathon und 100-Meter-Läufe

26.11.2015, 17:22 Uhr
Marathon und 100-Meter-Läufe

© Hans-Joachim Winckler

Netzwerken ist in aller Munde. Peter Kampehl legt den Modebegriff auf seine ganz eigene, konsequente und akribische Weise aus: Aus tausenden Linien und Punkten knüpft er seine „Netzbilder“ und umgarnt den Betrachter auf nachgerade physische Art und Weise mit dieser eigenwilligen Mischung aus Ruhe und Dynamik: Steht man vor den mehrere Quadratmeter großen Leinwänden, gerät man fast ins Wanken, hat den Eindruck, die Strukturen rotieren, rotten sich zu Wirbeln zusammen, tanzen, pulsieren, flimmern und ändern auch noch ihre Farbe. Das tun sie natürlich nicht, aktivieren aber durch die starken Hell-Dunkel-Kontraste und hauchzarte Schichten von Komplementärfarben das Auge. Das hat hier jede Menge zu tun — und Kampehl bei diesen Gitterbildern eine echte Fleißarbeit hinter sich.

Mit einem „Marathon“ vergleicht der 68-Jährige die Arbeit an diesen beeindruckenden Werken aus Tausenden Punkten und Strichen, die er wie eine Schrift auf den Untergrund setzt — ohne mit Schablonen in starre Geometrie zu verfallen. Was der Betrachter darin liest, bleibt ihm selbst überlassen. Klar, meint Kampehl, kann man dabei an ökonomische, soziale oder politische Verhältnisse denken. Manchmal, aber ganz selten nur, setzt ein Titel den Betrachter auch auf eine Interpretationsspur. So wie bei dem großen Bild „Schlaflose Nacht“, auf dem winzige Kreise sich verdichten und lösen, im Dunkeln schweben — wie Gedanken zwischen Wachen und Traum, die man einfach nicht zu fassen bekommt.

Marathon und Sprints

Von dem Marathon der Netzbilder, an denen er Wochen arbeitet, erholt sich Kampehl bei malerisch freieren Bildern oder Kleinformaten, die er seine „100-Meter-Läufe“ nennt. Und da blitzt dann auch schon mal Gegenständliches auf, eine Figur oder ein Gehstock. „Ich komme ja von der Figur her. Es ist ein Spiel mit den grafischen und malerischen Möglichkeiten“, sagt der Künstler. In der Kunstgalerie Fürth dominieren mit Werken von 1999 bis heute die Großformate, in der Kreis-Galerie in Nürnberg werden vor allem kleinere Arbeiten gezeigt.

„Solche Künstler wie Peter Kampehl gibt es nicht viele“, sagt Hans Peter Miksch, Leiter der Kunstgalerie Fürth, und meint damit Kampehls konsequentes Festhalten an der gegenstandsfreien Malerei. Mit der Einzelausstellung „Between the Eyes“ setzt Miksch nun nach mehr als einem Jahr wieder auf eine abstrakte Position in der Kunstgalerie. Und bietet damit, wie er meint, „gerade in unseren aufgewühlten Zeiten“ den befreienden Blick auf Kunst, die keine vordergründigen Assoziationen hervorruft.

Kunstgalerie Fürth: Peter Kamphel — Between the Eyes“, bis 20. Dezember, Mi.-Sa. 13-19, So. 11–17 Uhr. Kreis-Galerie Nürnberg, Kartäusergasse 14: „Peter Kamphel: Malerei, Zeichnung“, 29.11.–19.12., Mi. 16–20, Do./Fr. 14-18, Sa. 11–15 Uhr.

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