Mit Feuereifer bei der Sache

23.9.2018, 18:54 Uhr

Als ideale Sprungschanze in die aufgewühlten Kaskaden von Tschaikowskys erstem Klavierkonzert erwies sich die "Symphonie classique" von Sergej Prokofjew: grazil, verspielt und federleicht. Und ein charmanter Verweis auf kommende Großtaten: Ab nächsten Sonntag wird man mit der Oper "Krieg und Frieden" einen ganz anderen, einen deutlich gereiften und wuchtigeren Prokofjew erleben.

Nach dieser beschwingten Ouvertüre schlug die Stunde für Igor Levit. Nichts schwerer, als einen der abgenudeltsten Klassikhits überhaupt neu zu befragen. Levit stellte sich dieser Aufgabe mit seiner bestechenden, über alle Zweifel erhabenen Virtuosität, entdeckte in Tschaikowsky aber eher den Zweifler, der mit seiner satten Vollmundigkeit die eigene Unsicherheiten zu überspielen suchte. Da blitzten viel Sensitivität und sogar Fragilität auf, ebenso wie in sich versunkene, versonnene Gedankenspaziergänge. Das Publikum war hin und weg.

In Gustav Mahlers erster Symphonie war dann zu erleben, wie sehr Joana Mallwitz darauf brennt, zu zeigen, was in ihr steckt, über wie viel Klangsinn sie verfügt, wie sehr sie Musizieren als Dialog versteht und mit welchem Eifer sie dabei ist, die Flamme zu entfachen und eben nicht nur die Traditionsasche zu beschwören. Und das Orchester setzte das mit brillanter Energie und changierendem Detailreichtum um. Da haben sich zwei gefunden, die für eine spannende Ära sorgen dürften.

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