Mit viel Feingefühl

18.4.2009, 00:00 Uhr
Mit viel Feingefühl

© colourbox.com

In der Werkstatt von Florian Zeilhöfer im Hinterhof der Rosenaustraße 11 ist es vollkommen still. «Bei dieser genauen Arbeit braucht man Ruhe und Konzentration«, erklärt der 42-jährige Geigenbaumeister, den besonders die Perfektion reizt: «Es fasziniert mich, was man aus dem lebendigen Werkstoff Holz machen kann.«

Bauanleitung auf Computer

Mit einer Foto-Show auf seinem Computer führt er interessierten Kunden vor, wie aus ein paar Fichte- und Ahornscheiten schließlich ein Musikinstrument entsteht. Zunächst konstruiert man ein Formbrett, das als Gerüst dient, um den Zargenkranz, die Seiten des Instruments, mit heißen Eisen in den richtigen Radius zu biegen. Was später vor allem über den Klang entscheidet, ist die ideale Krümmung von Decke und Rücken: Mit einem Abstoßeisen wird die Wölbung Schicht für Schicht abgestochen, abgehobelt und schließlich mit einem Stahlblech glatt geschabt.

Auch der Steg, der die Schwingung der Saiten auf den Instrumentenkörper überträgt, hat zentrale Bedeutung für den Klang: «Wenn die Stegrundung nicht stimmt, ist das Instrument unspielbar«, weiß der 46-jährige Meister Ludger Geiger, der sein Handwerk in Italien und den Niederlanden lernte.

Wie ein kleines Cello

Eine Spezialität, die man nur bei ihm bekommt, ist die Chrotta. Sie sieht aus wie ein quadratisches, kleines Cello, bei dem der Steg mit einer Hälfte im Inneren des Instruments befestigt ist. «Dadurch wird der Ton direkt auf den Spieler übertragen«, erklärt Geiger, der die Chrotta aus einem keltischen Instrument entwickelte und von der Pirckheimerstraße 92 aus bis nach Asien liefert. Wegen ihres warmen, kontemplativen Klanges dient sie inzwischen als Standardinstrument bei der Ausbildung zum Musiktherapeuten.

Eine kleine Europareise hat auch die 33-jährige Julia Menschick hinter sich: Nach ihrer Ausbildung in Crimona sammelte sie Erfahrungen in Budapest und Lyon, ehe sie sich in der Schanzenstraße 24 in Nürnberg niederließ. Sie widmet sich ausschließlich dem Neubau und konstruiert eigene Modelle nach Vorbildern alter Meister. «Mein Ideal ist ein warmer, edler und sehr reifer Klang«, beschreibt sie das Ziel ihrer Arbeit.

Eigenes Geheimrezept

Den Lack stellt sie nach eigenem «Geheimrezept« her. «Für einen lebendigen Ton muss der Lack sehr elastisch sein«, erklärt die Geigenbaumeisterin, die aus einer Musikerfamilie stammt. Auch Toni Wurdack, der vor zehn Jahren seine «Cellowerkstatt« in der Hochstraße 11 eröffnete, ist ein Spezialist in Sachen Lack. «Ein beliebter Trend ist es, neue Geigen so zu lackieren, dass sie alt aussehen«, sagt der 47-Jährige. Zwar gibt es bei einem Handwerksberuf wie dem Geigenbau sehr viele Arbeitsschritte, die sich monoton wiederholen, trotzdem ist es für Wurdack gerade die Vielfalt, die seine Tätigkeit ausmacht.

Diesen Vorzug des Berufs lobt auch Nürnbergs jüngste Geigenbaumeisterin Carolin Strohmer, durch die der Familienbetrieb Strohmer in der Deichslerstraße 21 nun in vierter Generation weiter besteht. Ob lackieren, reparieren oder neue Instrumente bauen – die 27-Jährige fühlt sich in jeder dieser Disziplinen zuhause und weiß, dass man in ihrem Job Stress-Resistenz benötigt: «Manchmal muss es sehr schnell gehen, aber trotzdem braucht man immer eine ruhige Hand.«

Geige erzählt eine eigene Geschichte

Vor allem, wenn wieder einmal ein Instrument auf der Werkbank liegt, das mehrere 100000 Euro wert ist und auf geduldige Überarbeitung wartet. Ganz so teuer muss es jedoch nicht werden, wenn man sich eine neue Geige zulegen will: Bei etwa 8000 Euro beginnt der Preis für eine komplett handgefertigte Geige, mit etwa 15000 Euro sollte man für ein Cello rechnen. Wer auch mit teilweise industriell vorgefertigten Bestandteilen zufrieden ist, kann ein Instrument schon im dreistelligen Bereich bekommen.

Noch kein Meister, aber bereits seit 2005 Besitzer eines eigenen Ladens in der Humboldtstraße 130, ist der 24-jährige Philipp Schlenk. Mit seinen Kollegen teilt er die Faszination für das Instrument, denn: «Jede Geige erzählt eine eigene Geschichte.«