Neu im Kino: Starke Sehnsucht nach Läuterung

25.4.2008, 00:00 Uhr
Neu im Kino: Starke Sehnsucht nach Läuterung

© dpa

Regisseur Adnan G. Köse hat sich für sein Biopic angeblich voll auf Niedrigs Memoiren verlassen, und er setzt sie netterweise so in Szene, dass er damit sein überwiegend im Privatfernsehen beheimatetes Ensemble nicht über Gebühr beansprucht.

Analog zu den «Kindern vom Bahnhof Zoo« geraten Andreas (Max Riemelt) und seine drei Kunpels in der Vorne-kurz-hinten-lang-Ära auf die schiefe Bahn. Zuerst ist es das im benachbarten Holland beliebte und frei verkäufliche Marihuana, das die Träume der Jungs von Freiheit und Abenteuer beflügelt. Sie klauen im Plattenladen und basteln an einem Bus für eine Reise rund um die Welt. Als Andreas sich verliebt, Vater und Gatte wird, ist bei den Kumpels schon Schluss mit lustig. Heroin, «die Liebe auf den ersten Blick«, zieht die ganze Bagage in den Orkus, und den jungen Vater Andreas gleich mit.

Sportlicher Retter

Übertönt wird der einfältige Handlungsablauf von zeitgenössischer Rockmusik, bis die Sehnsucht nach Entzug und Läuterung auch beim Zuschauer übermächtig wird. Allzu trist wirkt Andreas bedröhntes Aufbegehren gegen den beinharten Polizisten-Vater. Den sportlichen Retter in der Not spielt ausgerechnet der wampig gewordene Uwe Ochsenknecht, der so tun muss, als hätte er nach schwerer Krise die Marathonstrecke immer noch in den Beinen.

Damit ist die Schwimmstrampelrenn-Auferstehung von Andreas Niedrig definitiv in der unfreiwilligen Komik gelandet, wo sich die Frage nach Trainingsmethoden und dergleichen Kompliziertheiten von selbst erledigt. Der Gedanke, dass im Leistungssport bekanntlich eine gewisse Routine im Umgang mit Drogen von Vorteil ist, entsteht bei diesem Film selbstverständlich nur in besonders verderbten Gehirnen. (Cinecittà, Nürnberg; Cinestar, Erlangen)

Regie: Adnan G. Köse. Darsteller: Max Riemelt, Jasmin Schwiers, Uwe Ochsenknecht, Axel Stein. (D/102 Min.)