Neuer Streaming-Dienst: Was Disney+ bieten wird

23.4.2019, 14:35 Uhr
Das "Star Wars"-Universum soll eine wichtige Rolle bei Disneys kommendem Streaming-Dienst Disney+ einnehmen. Drei Serien zur Weltraum-Saga werden dort schon kurz nach dem Start erscheinen.

© Lucasfilm / Disney Das "Star Wars"-Universum soll eine wichtige Rolle bei Disneys kommendem Streaming-Dienst Disney+ einnehmen. Drei Serien zur Weltraum-Saga werden dort schon kurz nach dem Start erscheinen.

Spätestens Ende 2019 wird Streaming für Film- und Serienfans zur Qual der Wahl. Denn neben den bereits existierenden Platzhirschen Netflix und Prime Video von Amazon sprießen zum Ende des Jahres mit Apple TV Plus, einem eigenen Angebot von WarnerMedia und Disney+ weitere Video-on-Demand-Angebote von Mediengroßkonzernen aus dem Boden. Mitte April stellte die Walt Disney Company ihre Pläne für den ersten eigenen Streaming-Dienst vor, der am 12. November 2019 an den Start gehen wird. Im Vergleich zur Apple-Präsentation Ende März, die viele Fragen offen ließ, machte die Präsentation des Micky-Maus-Unternehmens gehörig Eindruck. Muss die Konkurrenz vor Disney+ zittern?

Disney+ hat einen Startvorteil

Durchaus, denn Disney hat wie WarnerMedia auch einen Startvorteil. Im Gegensatz zu Apple sind  beide Konzerne seit Tag eins Medienunternehmen, die schon seit vielen Jahren Inhalte herstellen. Alle Produktionen, die bisher veröffentlicht wurden und deren Ausstrahlungsrechte vorher teilweise an Netflix oder Prime Video für bestimmte Zeiträume verkauft wurden, behalten Disney und Warner spätestens ab dem Start ihrer eigenen Dienste für sich.

Bei Disney+ und nur dort werden damit alle alten und neueren Disney- und Pixar-Animations-Klassiker wie "Findet Nemo" oder "Toy Story" zu sehen sein, genauso wie die ungemein populären Marvel-Superhelden-Filme, alle "Star Wars"-Inhalte oder die Filmreihen von "Fluch der Karibik", den "Muppets", "Indiana Jones" oder "High School Musical". Damit nicht genug, denn zu Disney zählt seit Kurzem auch 20th Century Fox, das seinerseits Unmengen an attraktiven Inhalten zu bieten hat - im Fernsehbereich etwa "Die Simpsons". Auch die ABC Studios gehören als Produzent und Vertreiber von TV-Serien wie "Grey's Anatomy" zur Walt Disney Company.

Archiv- und neue Eigenproduktionen sollen überzeugen

Laut Angaben des Unternehmens wird Disney+ zum Start des Services über 7.500 Serienepisoden und 500 Filme von Disney und Fox bieten können. Wie bei allen großen Streaming-Diensten sollen diese auch zum Download bereitstehen, sodass ein Offline-Abruf möglich ist. Disney will sämtliche Kinoproduktionen, die über die Jahre erscheinen werden, auf Disney+ anbieten - und zwar nachhaltig. Bei der Disney+-Investorenpräsentation in Burbank (Kalifornien), machten die Verantwortlichen deutlich, dass Disney-Inhalte, die einmal im Portfolio erschienen, daraus auch nicht mehr verschwinden. Das handhabt die Konkurrenz anders, wo besonders lizensierte Titel nach einiger Zeit wieder aus der Mediathek ausscheiden.

Doch Disney+ wird sich nicht bloß aus den Archiven von Disney und seinem Tochterunternehmen speisen, sondern auch Neues schaffen. Im ersten Jahr sollen 25 Originalserien und mindestens zehn Originalfilme auf der Plattform erscheinen. Das wirkt gerade im Vergleich zu Netflix wenig, dafür kann Disney+ auf seine Klassiker bauen und wird im ersten Jahr dennoch mehr neue Originalproduktionen veröffentlichen als Apple TV Plus.

Disney+ lässt sich neue Inhalte kosten

Zu diesen Disney+-Produktionen gehören beispielsweise fünf Ableger-Serien von erfolgreichen Marvel-Kinofilmen, in denen beliebte, aber kleinere Charaktere aus den Kino-Produktionen in den Mittelpunkt treten werden. Mit der Fortsetzung von der beliebten Animationsserie "Star Wars: The Clone Wars" und zwei weiteren Serien aus dem "Star Wars"-Universum baut Disney+ außerdem auf ein weiteres ungemein populäres Franchise.

Seit Januar ist bekannt, dass Disney schon bis zu 500 Millionen Dollar für neue Originalinhalte in die Hand nahm. Alleine die "Star Wars"-Serie "Der Mandalorianer" wird etwa 100 Millionen Dollar kosten. Aus der Präsentation des Medienriesen ging hervor, dass der Konzern damit rechnet, ab 2024 jährlich sogar zwei Milliarden Dollar für die Produktion von Disney+-Exklusivinhalten auszugeben.

Streaming-Dienst als Familien-Angebot

Eine Einschränkung hat Disney+ allerdings vorerst, denn das Angebot soll keine Erwachseneninhalte umfassen. Gerade im Vergleich zu Netflix, dessen Produktionen in Sachen Sex und Gewalt kaum Einschränkungen unterliegen, ist dies ein bedeutender Unterschied zur Konkurrenz. Doch es passt zur DNA des Unternehmens, das einst durch Zeichentrickfilme für Kinder groß wurde. Alle Disney- und Fox-Inhalte mit einer höheren Altersfreigabe werden in den USA beim Streaming-Dienst Hulu bereitgestellt, der zu 60 Prozent zu Disney gehört und in den kommenden Jahren auch in andere Märkte expandieren soll.

Inhalte, die nur für Kinder und Jugendliche über 12 Jahren empfohlen werden, sind damit erst einmal nicht bei Disney+ auffindbar. Das macht den Service zum absoluten Familienangebot, wobei Eltern auf Inhalte mit derbem Humor oder harter Action verzichten bzw. andere Abonnements abschließen müssen.

Disney+ wird günstiger als die Konkurrenz

Eines der größten Argumente für Disney+ liegt allerdings im Preis. In den USA werden sich die monatlichen Abonnement-Kosten auf 6,99 Euro belaufen, ein jährliches Abonnement ist für 69,99 Dollar erhältlich. Die noch zu bestimmenden Kosten in Deutschland sollen ähnlich ausfallen. Zum Vergleich: Netflix kostet in der günstigsten Abo-Variante, in der Inhalte nicht in HD angesehen werden können, 8 Euro monatlich. Amazon Prime kommt auf den gleichen Monatspreis, beinhaltet allerdings zudem auch weitere Vorteile, weil das Angebot mit dem Online-Versand Amazons gekoppelt ist. Sky Ticket kostet 10 Euro pro Monat. Das wird Disney+ auf Anhieb zum günstigsten Angebot in Deutschland machen.

Disney kann es sich leisten, denn im Vergleich zu Netflix, das noch immer nicht rentabel ist und sich mit Milliarden-Investitionen in neue Inhalte massiv verschuldete, stellt Disney ein Unternehmen dar, das seit fast einem Jahrhundert floriert. Zwar wird das Angebot an Produktionen zunächst deutlich kleiner sein als bei Netflix, die Positionierung von Disney+ scheint jedoch erfolgsversprechend zu sein. Disney+ wird ein wahres Streaming-Schnäppchen, das besonders bei Familien punkten wird und mit bekannten Marken aufwartet. Und besonders bei einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Konkurrenz könnte der Weltkonzern Disney den längeren Atem haben.

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