"Piaf": Eine Hommage an die Königin des Chansons

20.12.2008, 00:00 Uhr
"Piaf": Eine Hommage an die Königin des Chansons

© Michael Matejka

Ein Leben wie im Schundroman, das ist der Stoff aus dem man Theaterstücke und Drehbücher macht. «Piaf« von der englischen Autorin Pam Gems wurde 1978 uraufgeführt und ein Bühnenrenner. Und auch der Kinofilm «La Vie en Rose« von Olivier Dahans war letztes Jahr ein großer Publikumserfolg – vor allem wegen der Hauptdarstellerin Marion Cottilard.

Herzzerreißende Geschichte

Es ist die herzzerreißende Geschichte einer Sängerin, die aus ärmsten Verhältnissen zum umschwärmten Weltstar aufsteigt. Die Geschichte einer Frau auf der Jagd nach Liebe, die wie keine andere von der Liebe singt, und im wahren Leben immer wieder von den Männern enttäuscht wird. Edith Piaf (1915–1963) war eine extreme Persönlichkeit, die sich auf der Bühne verausgabte und am Ende selbst zerstörte.

Im Stück von Pam Gems werden die Lebens-, Liebes- und Leidensstationen der «Piaf« brav abgehakt und zu einer losen Nummernrevue zusammengestrickt. Gastregisseur Peter Hatházy, der in Nürnberg dank Produktionen wie «Shakespeares sämtliche Werke« oder «Gott des Gemetzels« einen guten Ruf hat, belässt es bei einem (teilweise klamaukigen) Männleinlaufen. Viele kleine Rollen ergeben eben nicht zwangsläufig ein großes Ganzes. Außerdem folgt auch Hatházy dem fatalen Trend des Nürnberger Schauspiels, das dem Publikum in letzter Zeit gerne Drei-Stunden-Aufführungen zumutet. Entsprechend lang zieht sich der Abend hin. Kaum zu glauben, dass Edith Piaf in Wirklichkeit nur 47 Jahre alt geworden ist.

Am Anfang ein Zusammenbruch

Die Bühne besteht im wesentlichen aus einem Podium und dem roten Vorhang, Kostüme und Frisuren sind historisch korrekt (Heiko Mönnich). Am Anfang steht ein Zusammenbruch: Die wechselvolle Karriere der Piaf, die herkömmlichen Schönheitsidealen keineswegs entsprach, wird quasi als Rückblende erzählt.

Elke Wollmann, die zuletzt als Klytaimnestra in der «Orestie« als Tragödin nachhaltigen Eindruck gemacht hat, gelingt es, mit Haut und Haaren in die Rolle der Piaf zu schlüpfen, ohne in bloße Imitation zu verfallen. Sie schafft es auch, den vorzeitigen Alterungsprozess der Ausnahmesängerin wunderbar darzustellen. Wollmann dominiert diese Inszenierung so stark, dass alle anderen Figuren zu bloßen Stichwortgebern werden – egal, ob es sich um Piafs Vertraute (Nicola Lembach) oder um ihre Männer (Rainer Matschuck, Rolf Kindermann, Jan Ole Sroka, Heimo Essl, Philipp Niedersen, Felix Axel Preißler) handelt.

Wahres Wunder

Das wahre Wunder besteht darin, dass Wollmann die unsterblichen Chansons der Piaf zum Leuchten bringt: Leidenschaftlich, anrührend, stimmgewaltig. Besonders «Milord«, «Padam« und «L’Accordeoniste« gelingen ihr hinreißend. Wolfgang Wunderlich hat die Chansons für seine exquisite Combo luftig leicht mit leichtem Jazz-Touch arrangiert. Diese Hommage braucht Vergleiche nicht zu scheuen.

Aber nach der Pause ist die Luft endgültig raus. Und man ist geradezu erlöst, wenn die Piaf endlich das Zeitliche segnet. Ein Chanson, sagt man, ist Welttheater in drei Minuten. Drei Stunden sind des Guten zuviel. Warum hat man uns nicht einfach einen schönen Liederabend mit Elke Piaf gegönnt?

Vorstellungen: 27. und 31. Dezember; 7. ,8., 13., 14., 20., Januar. Karten-Tel.: 0911/2162298