"Rettet Euren Traum": Veranstalter macht Nürnbergs Kultur-Szene Mut

18.4.2020, 16:46 Uhr
Festivals wie das Latin-OpenAir am Airport fallen in diesem Jahr wegen des Coronavirus ins Wasser.

© Thomas Hahn / werk :b events Festivals wie das Latin-OpenAir am Airport fallen in diesem Jahr wegen des Coronavirus ins Wasser.

Christopher Dietz, Eventveranstalter aus Nürnberg, versucht, der Stadt in dieser schweren Zeit Mut zu machen. Hier sein Gastbeitrag - und ein Plädoyer für die Zuversicht. 

 

"Guten Morgen Du geliebtes Nürnberg,

allen Freunden aus der Gastronomie, Club Betreiber, Freiberufler, Musiker, Veranstalter, DJs, Schausteller, eventabhängige Dienstleister und so unendlich viele Branchen mehr... wisst ihr was?

Ihr seid großartig!

Ihr macht es aus - das Besondere etwas - unsere aller Lebensqualität! Auch Ihr macht Nürnberg zu dem was es ist - eine unfassbar lebenswerte Stadt.

Christopher Dietz, Geschäftsführer von werk:b events, veranstaltet in Nürnberg unter anderem die Festivals am Airport.

Christopher Dietz, Geschäftsführer von werk:b events, veranstaltet in Nürnberg unter anderem die Festivals am Airport. © Roland Fengler

Wahnsinn. Es ist brutal! Corona. Eine fiese, beschissene Sache, die kompromisslos bekämpft werden muss. Nein, darüber verbietet sich der Groll, das wäre indiskutabel, das ist, mit allen Entscheidungen & Konsequenzen, zu akzeptieren. Bitte seid diszipliniert und somit alle Teil der Lösung.


Wegen Corona: Diese Veranstaltungen in der Region finden nicht statt


Systemrelevant? Mühselige Definition. Die Freizeit-, und Lebensqualität-Industrie ist wohl ein "Kann"- und kein "Muss"-Angebot. Wahrscheinlich richtig. Doch wir fehlen, wir fehlen für viele, Ihr, mit eurem Herzblut betriebenen Unternehmen, Ihr fehlt für so viele. Rettung? Hilfe? Nein, sind wir doch ehrlich, das müssen wir schon selbst bewerkstelligen. Das Motto lautet: Rette sich wer kann! Und es ist egal, ob dem Selbstständigen die Aufträge ausbleiben, einem Gastronom der Umsatz der letzten Wochen zum Überleben fehlt, den Schaustellern ausgefallene Volksfeste ersatzlos gestrichen werden, oder uns der Umsatz eines ganzen Eventjahres wegbricht ... das dramatische Schicksal ist für uns alle deckungsgleich. Unverschuldeter Verlust der Existenz, Verlust des Lebenswerkes, Verlust der DNA.

Rücklagen? Klar, die werden wir alle opfern und aufbringen. Das waren unsere Ersparnisse, unsere jahrelang hart erarbeiten Sicherheiten. Ja, richtig, für schwere Zeiten! Aber ein monatelanger Einbruch von 100 auf 0? Bitte! Das kann man wahrlich nicht als "schlechte Zeiten" bezeichnen, sondern als nicht kalkulierbare Katastrophe! Dafür finanzielle Entschädigungen einzufordern? Ja natürlich! Die einzige, realistische Chance mit Würde zu überleben. Von den halbwissenden Laien leider gerne verpönt. Traurig.

Objektivität? Schwierig für alle existentizell Betroffenen! Alle, die gerade prinzipiell sorgenfrei sind, tut uns einen Gefallen, habt Verständnis für die, die gerade verzweifelt sind, alles in Frage stellen, ihre Ängste äußern, ihren Unmut zur Verhältnismäßigkeit kundtun. Keiner wertet die Gesundheit auf, keiner will Kranke, Gefährdete oder gar Verstorbene ins Verhältnis setzen. Das verbietet sich. Aber lasst den Leuten ihre Ängste, ihre Traurigkeit und ihre Verzweiflung für ihre ganz persönliche Situation. Und verzeiht auch mal unüberlegte, der Situation und Emotion geschuldete Aussagen.

Solidarität? Ja, die brauchen wir jetzt. Und ja, ich spüre sie. Wir rutschen näher zusammen. Missgunst, Neid und falscher Stolz rücken in den Hintergrund. Ob von Kunden, Partnern, Ticketkäufern oder aber auch unter Kollegen und Freunden - da kommt was Spürbares an, da ist Menschlichkeit und Empathie in der Luft, die lange oder vielleicht noch nie da war. Gänsehaut. Und ganz ehrlich, es motiviert mich brutal. Surreal, aber ich spüre in den schwierigen Stunden des Verlustes sogar schon wieder Positives und neue Schaffenskraft.

Und eine Bitte an alle, die gerade nicht wirklich betroffen sind, denen es gut geht oder die gar von der Krise profitieren, helft den anderen! Seid Teil der Lösung, sie brauchen Euch und sie werden es euch danken.

Jetzt heißt es erstmal stark bleiben und kühlen Kopf bewahren. Kämpfen. Rettet Euren Traum, Eure Betriebe, Eure Firmen, jeden verdammten Arbeitsplatz, wenn es nur irgendwie geht.

Viele werden das schaffen. Viele andere nur schwer. Andere leider nicht.

Und momentan ist es sicherlich an der Zeit viel zu reden, zu trösten, zu motivieren, sich emotional zu sammeln, Hoffnung zu schenken, aber danach, danach, wenn wir uns neu aufgestellt haben, wieder auf Kurs sind, dann heißt es alles geben, alles geben für unsere Freunde, für unsere Stadt, für unsere geliebte Heimat - auf gehts Nürnberg, kämpfen und siegen!"


Die Anzahl der Corona-Infizierten in der Region finden Sie hier täglich aktualisiert. Die weltweiten Fallzahlen können Sie an dieser Stelle abrufen. Sie haben selbst den Verdacht, an dem Virus erkrankt zu sein? Hier haben wir häufig gestellte Fragen zum Coronavirus zusammengestellt.


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