"Von Corona redet jeder": Lizzy Aumeier auf Pointensuche

18.1.2021, 17:15 Uhr
Sie schießt tatsächlich in "Alle Richtungen": Lizzy Aumeier.

© privat Sie schießt tatsächlich in "Alle Richtungen": Lizzy Aumeier.

Wie bei allen anderen Kabarettisten auch: keine Auftritte vor Publikum. Aber im Fernsehen: bei Grünwald Comedy, Kabarett aus Franken, Schlachthof – die Sehnsucht nach Lizzy Aumeier wurde in letzter Zeit reichlich gestillt. Aber worauf sie und ihr Publikum hoffen, sind nach Ausfällen und Verschiebungen neue Live-Auftritte der „Oberpfälzer Venus“.

Dafür müssen neue Programme her, die Pointen-Pipeline ist fast leer, und das dankbare Trump-Thema (hoffentlich) auch weg. Lizzy Aumeier hofft („Es kann zwar immer noch schlechter werden“) auf Biden: „Er wird es auch nicht einfach haben.“

Aber ein richtiger Kabarett-Knüller ist er bislang auch nicht. Lizzy hat damit kein Problem: „Es gibt tausend Themen, die mir einfallen: das deutsche Fernsehprogramm, kochende Männer, und das Beste fällt mir immer früh um Vier ein.“ Notfalls halten die Neffen her.


Lizzy Aumeier und die Grenzen der Selbstironie


Nah am Volk

Woher nehmen und nicht stehlen: um Pointen zu sammeln, versucht Aumeier so nah am Volk zu sein wie möglich und erlaubt. Früher saß sie am Stammtisch im heimatlichen Sulzbürg bei Neumarkt: „Da hatte ich dann schon das halbe Programm.“ Jetzt müssen ihre Neffen herhalten: „Ich mache mit beim Umweltschutz: fahre vier Wochen kein Auto. Die Idee habe ich aus Flensburg.“

Wem sie auch immer auf der Straße begegnet oder im Wartezimmer: Jeder ist gut für eine Pointe, selbst die Security-Leute beim Fernsehen. Oder das „schlimme Leben der Caroline von Monaco“. Sie sammelt alles in einem Zettelkasten oder spricht spontan aufs Diktaphon: ihr persönliches Witzegedächtnis. Besonders gern sammelt sie da, was die Politik derzeit „versemmelt“.


Lizzy Aumeier: An brauner Kacke leckt man nicht


Lizzy Aumeier lässt sich die Regie nicht aus der Hand nehmen.

Lizzy Aumeier lässt sich die Regie nicht aus der Hand nehmen. © Michael Matejka

Denn ihr fehlt ein neues „Das schaffen wir doch!“, und sie findet, alles andere (Lauterbach!) zerrt und zehrt an den Nerven: „Lichtpunkte, die werden nicht gesetzt.“ Daher gäbe es auch die vielen Fällen von Depression unter ihren KollegInnen.

Die Haltbarkeitsdauer von Pointen für Kabarett und Comedy ist gering: „Trump ist vorbei, Klopapierwitze sind absolut out, von Corona redet jeder“, weiß Aumeier und reimt noch schnell: „Riechst du den Furz, ist der Abstand zu kurz.“ Man sieht, sie ist weiterhin ganz nah am Volksmund, und der dankbarste Volksmund ist ihrer Meinung nach der in Ober- und Unterfranken („ein lustiges Volk“), die Oberpfalz dagegen ist ihr persönliches Markenzeichen: „Da führe ich mich selbst vor, und das Thema Franken gegen Oberpfalz zieht immer.“

Ohne Tabus

Wenn sie auf Tournee geht (allein im März 2000 hätte sie 50 Auftritte gehabt), muss sie sich den regionalen Vorlieben anpassen und entsprechend vorbereiten: „In NRW liebt man das Bayerische.“

Frau Aumeier im Konzert mit dem Damensalonorchester Lizzy und die weißen Lilien.

Frau Aumeier im Konzert mit dem Damensalonorchester Lizzy und die weißen Lilien. © Steffi Adam/Imago

Tabus kennt sie keine. Für ihren letzten Auftritt bei „Kabarett in Franken“ hatte sich Lizzy Aumeier die Jubiläen vorgenommen: Es gibt also auch Recherche-Arbeit in ihrem Stundenplan für neue Programme. Tabus kennt sie dabei keine: „Zu jedem Thema kann man Witze machen. Was Angst macht, mache ich lächerlich.“ Und wer Depressionen nicht nur in Corona hat, der sollte unbedingt zum Arzt gehen und sich eine Therapie vorschlagen lassen.

Zu ihrer persönlichen Therapie gehört ein Kabarett, das kämpft. Zum Beispiel das von Christian Springer für die Menschen in Nahost und auf der Flucht, bei ihr für die „Rechte der Frau“. Nicht für die Quotenfrau im Aufsichtsrat, sondern für die „Frauen mit Kindern, Haushalt, kranker Schwiegermutter und muffigen Männern.“ Die alle hat sie in ihrem Zettelkasten, Witze dazu gibt es genug in der Verwandtschaft und hoffentlich „viel Applaus für diese Frauen“.

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