Wenn das Nilpferd ein Kolibri sein will

8.1.2018, 12:47 Uhr
Wenn das Nilpferd ein Kolibri sein will

© David Häuser

Wenn Enten Löwen spielen und Tausendfüßler mit Elefanten musizieren, braucht es Fantasie: Das Nürnberger Ensemble Kontraste hat sich wieder mit den Figurentheater-Machern von Thalias Kompagnons alias Tristan Vogt und Joachim Torbahn zusammengetan, um daraus eine witzige Mischung aus Konzert, Erzählung und Live-Malerei für Menschen ab sechs Jahren zu machen.

Für die Produktion mit und in der Nürnberger Tafelhalle haben Torbahn und Vogt die Technik von ihrem  international erfolgreichen "Zauberflöten"-Projekt übernommen: An einem Tisch wird live zur Musik gewerkelt, das Ergebnis per Kamera auf die große Leinwand gebeamt.

Während bei der Zauberflöte aber Puppen im Spiel waren, sind es hier vor allem Farbe, Pinsel, Schwämme, Spachtel und auch mal ein paar Plastiktierchen. Torbahn hat die Live-Erzähl-Malerei mittlerweile zu seinem Markenzeichen weiterentwickelt.

Witzige Reim-Texte

Bevor der bildende Künstler aber loslegt, hat der sprechende seinen Part: Tristan Vogt hat die wunderbar albern-genialisch gedichtete Textfassung von Michael Quast ausgewählt, um den Drang der Tiere zum anderen Erscheinungsbild zu erzählen — und das tut er mit Witz und Wandlungsfähigkeit. Als weitere Kompagnons auf seinem Pult gibt es eine Maus, Wellensittich Harri und Frosch John und als Zeremonienmeister einen uralten Hummer — "nur sein Name, der ist dämlich, Hummer Horst, so heißt er nämlich."

 So werden gelbe Badeentchen zu Löwen, 10 000 Ameisen schleppen zum bedächtigen Zeitlupen-Cancan von Saint-Saëns einen Schildkrötenpanzer herein — und Torbahn lässt dazu auf einer mit Fett zuvor "unsichtbar" bemalten Glasplatte kleine weiße Kügelchen kullern, die sich dann zur Schildkröte formieren.

Es sind die immer wieder neuen Mal-Ideen und -Techniken, die diesen Karneval zum  Spektakel werden lassen. Aus zwei flott in die Farbe gekratzten Pinguinen wird flugs ein Känguru, die Kuh erhält ein Elefanten-Ende (oder andersrum?), auf der Blümchen-Tapete erscheint in Mintgrün ein Mops, der die Eselsklage der Geige intoniert, und der überaus schüchterne Kartoffelkäfer versucht sich als Kuckuck.

Lächelnde Schwan-Sau

Das Ensemble Kontraste spielt die 14 Sätze mit Witz, und wenn Maler Torbahn zu den elegischen Klängen Pinsel-Pirouetten vollführt, um aus einem rosa Schwein einen weißen Schwan und dann wieder eine lächelnde Sau zu machen, passt das genauso gut, wie wenn er mit dem dicken Quast die Elefanten trampeln lässt. Musik, Text und Malerei als fröhliche Einheit — "das Publikum in großer Runde, das staunt nur so mit offnem Munde". Dieser "Karneval der Tiere" hat das Zeug zu einem weiteren Kompagnons-Klassiker.

Wieder zu sehen im Rahmen des Panoptikum-Kindertheater-Festivals am 25. Januar, 17 Uhr, im Künstlerhaus Nürnberg, Karten mit ZAC-Rabatt für Abonnenten unter Tel. 09 11/ 216 27 77.

https://tickets.nordbayern.de/tickets-festival-panoptikum/t7220

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