Zum Lachen geht man ins Hotel!

16.4.2007, 00:00 Uhr

Denn eigentlich wäre die Tragik schon im Hotelnamen vorbestimmt - gilt der Halbedelstein Onyx schließlich als Schmuck der Trauernden. Da trifft es sich, wenn Ehepaar Hensch (Patricia Litten und Helmut Büchel) genau an diesem Ort zum gemeinsamen Schluck aus dem Schirlingsbecher ansetzen möchte. «Wir wollen nur unsere Ruhe", fordern die beiden vom ebenfalls lebensfrustrierten Nachtportier ein (wunderbar verklemmt: Gregor Henze).

Dass aus dem Suizid vorerst nichts wird, hängt mit einem fehlgeleiteten Geldkoffer zusammen, mit dem Familie Schmidt (Tjadke Biallowons und Andreas Petri) ihrem hoffnungslos unbegabten Teenie zum Sieg beim Songkontest verhelfen will - schließlich wissen sie: «Käuflich zu sein ist menschlich». Doch der Juror (Bernhard Majcen) mit dem Faible für die Zahl Pi schwankt in Fragen seiner moralischen Standards. Temporär landete der Geldkoffer, der inzwischen - soviel sinnfreier Klamauk darf sein - über Paris zu singen gelernt hat, bei dem lebensmüden Paar und verhindert dessen Exitus.

Frecher Mut zum Wortwitz

«Geld oder Gift», fragen die beiden sich in einem jener zahlreichen Couplets und Chorszenen (Text: David Gieselmann), die mit frechem Mut zum Wortwitz dem Stück Tempo und Rhythmus verleihen. Komponist Alexander Kukelka leitet das mit Esprit aufspielende «Ensemble Kontraste» persönlich: In ungewöhnlicher Kammerbesetzung lassen diese zwischen Vorabendkrimi, Philip-Glass-Revival und Walzerschwung eine niveauvolle, das Wort unterstützende Klangsprache entstehen.

Doch das Stück kennt nach einhundert Spielminuten kein Happy-End. Mandy Schmidt (naiv zerbrechlich: Friederike Ziegler) wird ihre Vorliebe zu Cherry Milk nicht gegen die zum Hotelportier eintauschen. Und auch jener singuläre Gleichgewichtspunkt, an dem alle Personen ein Maximum an Lebensglück hätten finden können, zerstört sich so beiläufig wie er gekommen war. «Onyx Hotel», von Christian von Treskow flott inszeniert, ist in Stil, Inhalt und Ästhetik eine leicht verdauliche Einladung ins moderne Musiktheater. Ein «Weißes Rössl» für die Pulp-Fiction-Generation, das zu Recht mit langem, freundlichem Premierenbeifall honoriert wird. Peter Löw

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