Nürnbergs Messe will mit Wasserstoff-Kraftwerk autark werden

18.11.2020, 19:45 Uhr
Läuft alles nach Plan, dann befindet sich auf dem Areal der NürnbergMesse in Langwasser bereits in wenigen Jahren eine innovative Anlage für die Energieversorgung.  

© Heiko Stahl, NNZ Läuft alles nach Plan, dann befindet sich auf dem Areal der NürnbergMesse in Langwasser bereits in wenigen Jahren eine innovative Anlage für die Energieversorgung.  

"Wir wollen ein energetisches Perpetuum mobile auf dem Gelände installieren", erklärte NürnbergMesse-Chef Roland Fleck bei der Premiere der Wasserstoffveranstaltung "Hydrogen Dialogue NUEdialog". Dort trafen sich (vor allem online) Vertreter von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, um sich zum Zukunftsthema Wasserstoff als Energieträger auszutauschen.

Nürnbergs OB: "Diesen Vorsprung müssen wir halten"

Nürnberg als Heimat des 2019 gegründeten "Zentrums Wasserstoff.Bayern" (H2.B) sieht sich hier in einer Vorreiterrolle, wie OB Marcus König mit Blick auf die in der Metropolregion vorhandenen Kompetenzen und Angebote betonte – "und diesen Vorsprung müssen wir halten". Um das zu schaffen, seien nicht zuletzt auch Menschen wichtig, die sich um das Anzapfen der von Bund und Land aufgesetzten Fördertöpfe kümmern. Die NürnbergMesse, lobte der Politiker, gehe im Bereich Nachhaltigkeit voran und "unterstützt damit unsere Agenda, Wasserstoff zu einem zentralen Zukunftsthema der Stadtentwicklung zu machen".

Bislang ist das Messegelände in Langwasser ein nahezu weißer Fleck, was die Erzeugung von grüner Energie angeht. Es gibt lediglich eine kleine, bereits abgeschriebene Photovoltaik-Anlage, wie Chefingenieur Gerald Weiß auf Nachfrage erklärt. Doch das soll sich mit dem innovativen Kraftwerk ändern.

30 bis 40 Millionen Euro Investitionskosten

Die Investitionskosten für das Vorzeige-Projekt – den Angaben zufolge das erste seiner Art weltweit auf einem Messeplatz – bezifferte Unternehmenschef Fleck auf 30 bis 40 Millionen Euro allein für die Anlagentechnik. Zwar gebe es noch kein spruchreifes Finanzierungskonzept, aber trotz Fördergeldern "werden wir einen nennenswerten Eigenanteil an den Kosten haben".


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Und wie geht es nun weiter? Zunächst entsteht das Kraftwerk rein virtuell: Bis Ende kommenden Jahres soll ein digitaler Zwilling stehen. Für das hochkomplexe Vorhaben sucht das Unternehmen auch noch Mitstreiter, erste Gespräche mit möglichen Kooperationspartnern aus der Wirtschaft habe es bereits gegeben.

Der Zwilling muss funktionieren

Erst wenn der digitale Zwilling belegt, dass alles wie gedacht funktioniert und das Modell auch noch um weitere Komponenten ergänzt werden kann, wird "in echt" gebaut. Konkret will die Messe über Photovoltaik-Anlagen auf den Hallendächern Strom erzeugen. Überschüssige Energie soll dann sowohl in einem Wasserstoff-Langzeitspeicher auf Basis flüssiger organischer Wasserstoffträger (LOHC-Technik) fließen als auch in einen Batterie-Speicher für den kurzfristigen Strombedarf, wie Chefingenieur Weiß erläutert.

Gleichzeitig soll auch die Mobilitätsinfrastruktur auf dem Messegelände durch E-Ladesäulen und den Bau einer Wasserstofftankstelle ausgebaut werden – "und somit das Angebot an Ladeinfrastruktur nicht nur für Aussteller und Besucher, sondern auch für den öffentlichen Verkehr und den Öffentlichen Personennahverkehr um einen weiteren Energieträger mit hohem Potenzial vergrößert werden", wie es weiter hieß.

"Authentizität für unseren Hydrogen Dialogue"

Worauf Fleck nicht zuletzt baut: Steht die Anlage erst, dann schaffe sie "Authentizität für unseren Hydrogen Dialogue" – was wiederum die Position der Veranstaltung im internationalen Wettbewerb beim Mega-Thema Wasserstoff stärke sowie das Geschäftsmodell Messe überhaupt. Auch bei den Energiekosten sieht der Manager große Vorteile, die Investitionskosten dürften sich in relativ kurzer Zeit amortisieren. Denn aktuell schlagen die Aufwendungen für Strom, Heizung und Klimatechnik mit über fünf Millionen Euro pro Jahr zu Buche.

Läuft alles wie gedacht, dann kann die Messegesellschaft bereits bis Ende 2023 ihren täglichen Grundbedarf an Energie auf dem Ausstellungsgelände zu 100 Prozent aus regenerativer Energie decken.

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