Legende

75.000 Menschen trauern: Gänsehaut-Abschied für Beckenbauer - Stadionsprecher stockt die Stimme

Stefan Zeitler

Online-Redaktion

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13.1.2024, 09:10 Uhr
Das Spiel am Freitagabend stand im Zeichen des Todes von Fußball-Legende Franz Beckenbauer.

© Fotos: dpa Das Spiel am Freitagabend stand im Zeichen des Todes von Fußball-Legende Franz Beckenbauer.

Die Bundesliga ist zurück im Jahre 2024. Zum Auftakt empfing der deutsche Rekordmeister die TSG 1899 aus Hoffenheim. Für die Bayern war es der Start der Aufholjagd: Die Abo-Gejagten als Jäger, denn: Nach einer sensationell stabilen Hinrunde unter Ex-Bayern-Star Xabi Alonso belegt derzeit Bayer 04 Leverkusen Platz eins der Bundesliga. Die Bayern sind zurück auf dem Rasen und trotzdem war es ein besonderes Spiel. Über dem Match stand der Tod einer Legende: Franz Beckenbauer.

Der vielleicht beste deutsche Fußballer aller Zeiten war im Alter von 78 Jahren am 07. Januar 2024 verstorben. Kaiser, Lichtgestalt des Fußballs – der so bodenständige Beckenbauer schaffte es zu Lebzeiten bereits zu einer Legende. Weltmeister als Spieler und Trainer. Anführer beim FC Bayern München. Zudem gilt Beckenbauer als Vater des „Sommermärchens“, wie die Heim Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland auch genannt wird. Zur Vollständigkeit gehört auch: Jahre später machten Meldungen um dubiose Zahlungen vor der Vergabe der WM Schlagzeilen. Die Anschuldigungen soll Beckenbauer nie wirklich verdaut haben, sagen enge Weggefährten bis heute.

Zurück zur Gegenwart: Seit Tagen bereits leuchtet die Münchner Arena in einem XXL „Danke Franz“-Schriftzug. Auch so war vor dem Spiel irgendwie alles anders. Die Mannschaft des FC Bayern München wärmte sich ebenfalls mit „Danke Franz“ auf der Brust auf. Auf dem Rücken trugen alle Spieler die Nummer fünf – es war die Nummer, die Beckenbauer weltbekannt machte. Beim Einlaufen ins Stadion erklang plötzlich der Song „Gute Freunde kann niemand trennen“ – den Beckenbauer einst so legendär aufnahm. Auch das hat Beckenbauer wohl exklusiv: Ein Fußballer, der quasi zumindest in der Sportwelt einen Welthit produzierte, den fast jeder Mensch in Deutschland zumindest schon einmal gehört hat – obwohl Beckenbauer am Ende wohl deutlich besser kickte, als sang.

Als Kult-Stadionsprecher Stephan Lehmann vor dem Anstoß eine Rede kurz vor der Schweigeminute hielt, stockte ihm gegen Ende hörbar die Stimme: „Mach‘s gut, Franz. Ruhe in Frieden“. Auch während der Partie gab Lehmann die Tore nicht wie sonst üblich laut feiernd durch, es war eine deutlich sachlichere Stimmung beim Aufsagen der Tor. Immer wieder stimmten Tausende Fans dann auch „Gute Freunde“ an. Der Song wurde auch für den sonst üblichen Jubelsong bei Toren eingespielt. Als Lehmann die Rede hielt, hatte unter anderem Paul Breitner auf der Tribüne mit den Tränen zu kämpfen.

Auch anderen Bayern-Legenden wie Uli Hoeneß und seinem Bruder Dieter oder Karl-Heinz Rummenigge war die Trauer über den Verlust eines alten Weggefährten deutlich anzusehen. Sportlich war Beckenbauer über jeden Zweifel erhaben: Weltmeister 1974 und Europameister zwei Jahre zuvor als Spieler. Weltmeister als Trainer 1990. Mit dem FC Bayern holte er als Coach zudem auch die deutsche Meisterschaft (1994) und den UEFA Cup (1996). Als Profi wurde er mit den Münchnern fünfmal deutscher Meister, viermal Pokalsieger.

Bei Cosmos New York beendete der Kaiser am 12. September 1983 seine Karriere als Spieler. Von 1994 bis 2009 war Beckenbauer dann Präsident bei „seinem“ FC Bayern München. Am Freitag trat die Legende dann seine letzte Reise an: In München wurde Beckenbauer im Familiengrab seiner Eltern beigesetzt. Auch Ministerpräsident Markus Söder verneigte sich vor dem Sarg. Nur wenige Meter weiter fand auch sein Sohn Stephan seine letzte Ruhe: Er verstarb im Jahre 2015 im Alter von nur 46 Jahren nach einer Tumorerkrankung. Am Ende wohl an diesem Tage nur eine Randnotiz: Bayern gewann das erste Heimspiel des Jahres nach einem Doppelpack von Musiala und einem Treffer von Topstar Kane am Ende mit 3:0.