Bestsellerautorin

„Die Kollegin“: Mobbing und Rache - Buchtipp für Freida McFadden

Benedikt Dirrigl

Redakteur

E-Mail zur Autorenseite

15.05.2025, 10:15 Uhr
In „Die Kollegin“ von Freida McFadden stellen wir immer wieder infrage, zu wem wir gerade halten.

© Benedikt Dirrigl In „Die Kollegin“ von Freida McFadden stellen wir immer wieder infrage, zu wem wir gerade halten.

Thriller sind immer gespickt von Überraschungen. Der besondere Thill geht auch davon aus, dass wir immer wieder mit spannenden Twists konfrontiert werden, die einen verdutzt zurücklassen und die Geschichte vorantreiben. „Die Kollegin“ von Freida McFadden hat einige solcher Twists, einer davon ist etwas ganz Besonderes.

„Die Kollegin“ - Wo ist Dawn Schiff?

Natalie Farrell ist beliebt. Als beste Verkäuferin in ihrer Firma ist sie zudem erfolgreich, auch wenn sie nur eine kleine Bürozelle hat. Aber das gilt für alle in ihrer Filiale, außer dem Filialleiter. Den direkten Arbeitsplatz neben ihr hat Dawn Schiff. Sie ist etwas seltsam, kann nicht so gut mit Menschen und hat eine seltsame Obsession mit Schildkröten. Außerdem ist sie ziemlich pedantisch. Jeden Tag sitzt sie bereits an ihrem Platz, wenn Natalie ins Büro kommt.

Umso überraschender ist es, als Dawn eines Morgens nicht da ist. Niemand scheint Natalies Bedenken ernst zu nehmen. Zum Glück kennt Natalie Dawns Adresse. Als Dawn auch nach Stunden nicht auftaucht, sucht Natalie sie zu Hause auf. Hier zeigt sich ein Bild des Grauens. Ein zerbrochenes Weinglas und eine große Blutlache deuten auf ein Verbrechen hin. Und Dawn bleibt weiterhin verschwunden.

Natalie ist geschockt. Wer hätte Dawn so etwas antun wollen? Klar, sie war etwas seltsam, ehrlicherweise hat auch Natalie den ein oder anderen Witz auf ihre Kosten gemacht. Alles ganz harmlos natürlich. Für Natalie nimmt der Albtraum kein Ende. Sie gerät ins Fadenkreuz der Ermittler, die Beweise gegen sie häufen sich, der Verdacht erhärtet sich, bis Natalie vor aller Augen festgenommen wird. Angeblich hat sie Dawn gemobbt und schließlich ermordet, weil sie sie dabei erwischt hat, wie Natalie Firmengelder veruntreut hat. Dabei stimmt das alles nicht, und Natalie war doch eigentlich immer nett zu Dawn gewesen, oder?

Natalie vs. Dawn: Unzuverlässige Erzählerinnen in „Die Kollegin“

Wir erleben den Großteil der Handlung aus der Sicht von Natalie. Ihre Geschichte wird immer wieder unterbrochen. In Form von E-Mails erfahren wir einiges über die zwischenmenschlichen Beziehungen der Figuren, die längsten und meisten sind aber von Dawn Schiff an ihre beste Freundin, die am anderen Ende der USA lebt. So erfahren wir die Geschichte auch aus den Augen von Dawn.

Interessant dabei ist, dass beide Erzählinstanzen eher unzuverlässig sind. Natalies kann nicht so ganz stimmen, das wird aus den E-Mails deutlich, die sie mit ihrem Chef und anderen Kolleginnen und Kollegen schreibt. Zudem widerspricht sie sich mehrfach. Schnell wird uns klar, dass sich Natalie als weitaus besserer Mensch darstellt, als sie eigentlich ist.

Das wird insbesondere durch Dawns E-Mails deutlich. Eigentlich versucht sie nur, mit Natalie befreundet zu sein, doch die tut ihr die gemeinsten Dinge an. Diese Mails erzählen eine deutliche Geschichte von Mobbing am Arbeitsplatz.

„Die Kollegin“: Ein Thriller mit einem ganz besonderen Twist

Erst im zweiten Teil des Buches wird uns klar, dass auch Dawns Darstellungen nicht zuverlässig sind. Neben den vielen spannenden Wendungen in der Handlung gibt es auch noch einen weiteren, eher unüblichen Twist, und zwar in unseren Köpfen.

Denn beim Lesen kommt man nicht umhin, immer wieder die eigene Loyalität infrage zu stellen. Zu wem halten wir eigentlich? Da die Geschichte zunächst aus Natalies Sicht geschildert wird, stehen wir zunächst auf ihrer Seite. Doch schnell wird deutlich, dass die schöne, beliebte und erfolgreiche Frau ihre negativen Seiten hat, unsere Loyalität wechselt automatisch zu Dawn. Doch ohne zu viel verraten zu wollen: So einfach bleibt es nicht. Wer ist hier eigentlich Pro- und wer Antagonist?

„Die Kollegin“

von Freida McFadden

  • übersetzt von Astrid Gravert
  • 384 Seiten
  • Heyne
  • ISBN: 978-3-453-42948-2
  • 17 Euro

Weitere spannende Buchtipps auf nordbayern.de:

„Die stumme Patientin“ - Was ist eigentlich real in diesem Psychothriller?

Gute Nachrichten für David Hunter-Fans: Simon Becketts neues Buch kommt 2025

Meta-Psychothriller von Claire Douglas: „Perfect Crime“ - Buchtipp

Verwandte Themen