Radikales Gassparen

Bundesnetzagentur-Chef fordert Deutsche auf, nicht so oft warm zu duschen

13.4.2022, 20:51 Uhr
Die tägliche warme Dusche gehört für viele Menschen morgens dazu - wenn es nach dem Bundesnetzagentur-Chef geht, ist damit jetzt Schluss.

© Christin Klose, dpa-tmn Die tägliche warme Dusche gehört für viele Menschen morgens dazu - wenn es nach dem Bundesnetzagentur-Chef geht, ist damit jetzt Schluss.

Der Bundesnetzagenturpräsident beschäftigt sich gerade viel mit Unternehmen, denen die jetzige Situation Sorgen bereitet: Ein Stopp von Gaslieferungen kann eintreffen - die Unternehmen benötigen deswegen Schutz. Was passiert, wenn der Fall tatsächlich eintritt? Klaus Müller versucht das Land auf den Fall vorzubereiten. Seine Forderung: die Senkung des Gasverbrauchs.

Der Bundesnetzagenturpräsident Klaus Müller fordert die Senkung des Gasverbrauchs.

Der Bundesnetzagenturpräsident Klaus Müller fordert die Senkung des Gasverbrauchs. © Christophe Gateau/dpa/Archivbild

Saunen und Wohnungen von Singles - Müller sieht Einsparpotenzial

Der 51-Jährige fordert in einem Interview mit der Zeit Unternehmen auf, den Gasverbrauch zu senken - ansonsten seien Einschränkungen möglich. Doch nicht nur an die Unternehmen appelliert er: Auch über Saunen und Single-Wohnungen äußert der ehemalige Politiker, dass eine ständige Beheizung "in einer Gasnotlage auf keinen Fall mehr zu rechtfertigen wäre” - Der Privatverbrauch sei noch zu hoch.

Europäische Vorgaben legen fest, dass private Haushalte, Krankenhäuser und Gaskraftwerke, die für die Fernwärmeversorgung zuständig sind, besonders geschützt sind. "Richtig ist aber, dass der uneingeschränkte Schutz für private Verbraucher sehr schwer vermittelbar ist", sagt Müller: So seien in einer Notlage die wichtigsten Branchen und Unternehmen zu identifizieren - beispielsweise Firmen aus dem Lebensmittel- und Pharmabereich.

Einschränkungen bei der nächsten Alarmstufe

"Es gibt drei Parameter, die eine Gasnotlage abwenden können: wenn es uns gelingt, den Verbrauch runterzubringen. Wenn es uns gelingt, mehr Gas zu bekommen. Und wenn es uns gelingt, zwischendurch die Speicher zu füllen." Das Einsparpotential sieht Müller vor allem bei Privathaushalten. So plädiert er dafür, nur noch zu heizen, wenn es wirklich kalt sei. 17, 18 oder 19 Grad seien ausreichend in der Wohnung - davon ausgenommen Kinderzimmer und Räume, in denen pflegebedürftige Menschen leben.

Auch das Duschverhalten soll angepasst werden. "Die Frage, ob man tatsächlich noch siebenmal die Woche warm duschen müsste, mit einer Gasheizung, die müsste man sich dann noch einmal neu stellen", sagte der Netzagentur-Chef.

Der Füllstand der Gasspeicher in Deutschland ist derzeit niedriger als sonst zum Ende der Heizperiode. Bereits viele Experten sprachen sich zuletzt für Einsparungen beim Gasverbrauch aus - zum Beispiel der Ökonom Jens Südekum. Er erzählte im Gespräch mit t-online: "Der Füllstand unserer Gasspeicher wird die neue Corona-Inzidenz. Dann wird es auf jeden Kubikmeter ankommen, dann braucht es groß angelegte Energiesparkampagnen, bei denen alle mitziehen."

Laut dem Chef der Bundesnetzagentur würde das Gas Im Notfall aktuell bis zum Spätsommer oder Frühherbst reichen - Sollte sich der Krieg in der Ukraine weiter ausweiten und die Bundesregierung die Alarmstufe ausrufen, dann wäre die Zeit gekommen: Der Verbrauch einzelner Privatpersonen müsste beschränkt werden.

Seit März leitet der 51-Jährige die Bundesnetzagentur in Bonn. Zuvor war er Chef der Verbraucherzentrale Bundesverband und Umwelt-Minister in Schleswig-Holstein. Er ist Mitglied der Grünen.

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