Versorgungssicherheit

Speicher nur zu 30 Prozent gefüllt: Das passiert, wenn in der Region das Gas knapp wird

Julia Ruhnau

nordbayern.de

E-Mail zur Autorenseite

26.2.2022, 17:57 Uhr
Der Nürnberger Energieversorger N-Ergie hat selbst keine Gasspeicher, ist aber trotzdem optimistisch, was die Versorgungslage angeht.

© Kilian Trabert, NNZ Der Nürnberger Energieversorger N-Ergie hat selbst keine Gasspeicher, ist aber trotzdem optimistisch, was die Versorgungslage angeht.

Wer in den letzten Wochen Post von seinem Energieversorger bekommen hat, weiß, wie aktuell die Lage ist: die Gaspreise steigen. Schon vor dem Kriegsausbruch in der Ukraine befanden sich die Preise vor Erdgas auf einem "historischen Rekordniveau", sagt Michael Enderlein, Sprecher bei der Nürnberger N-Ergie. Vor allem wegen der hohen Nachfrage.

Dann marschierten russische Truppen in der Ukraine ein. Im Großhandel schnellten die Preise nochmals nach oben. Für eine im März zu liefernde Megawattstunde Erdgas wurden innerhalb eines Tages statt 88 auf einmal über 118 Euro fällig, wie Gasmarktexperte Heiko Lohmann vom Energieinformationsdienst Energate der Deutschen Presse-Agentur berichtete. Gas wird also teurer, auch für Verbraucher. Doch was, wenn Russland dem Westen den Hahn komplett zudreht?

Großteil der fossilen Energieträger stammt aus Russland

Etwa 55 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases stammt aus Russland. Auch bei Erdöl und Kohle sieht es nicht viel besser aus, hier sind es 35 und 50 Prozent, wie Wirtschaftsminister Robert Habeck am Donnerstag klar machte. Zwar gibt es Speicher in Deutschland. Der Füllstand der deutschen Gasspeicher betrage aktuell aber nur rund 30 Prozent, sagt Enderlein. Und die N-Ergie selbst verfügt über gar keinen eigene Einrichtung.

Der Energieversorger aus Nürnberg ist also auf Lieferanten angewiesen. "Aktuell gab es noch keine Hinweise darauf, dass Lieferverträge nicht in vollem Umfang eingehalten werden könnten", beruhigt Enderlein. Und sogar für den Fall, dass Gas knapp wird, haben Privathaushalte einen relativ guten Stand.

"Geschützte Kunden"

Das lässt sich im "Notfallplan Gas" der Bundesrepublik nachlesen. Dort sind gewisse "geschützte Kunden" definiert, zu denen auch "Letztverbraucher im Erdgasverteilnetz" gehören. Und dazu gehören wiederum explizit auch Haushaltskunden. Die Erdgasversorgung dieser Kunden müssen Gasversorgungsunternehmen sicherstellen. Zwar kann bei einem Notfall angeordnet werden, den Gasverbrauch zu reduzieren. Von einer Abschaltung wären aber als erstes Industriekunden betroffen.

Wieviel Gas, das durch Nürnberger Leitungen fließt, tatsächlich aus Russland stammt, kann N-Ergie Sprecher Enderlein nicht sagen. "Den exakten Anteil können wir nicht bestimmen, da die Bezugsquellen durch unsere Lieferanten gesteuert werden", erklärt er. Trotzdem wagt er eine optimistische Prognose: "In diesem Winter wird es aller Voraussicht nach in allen deutschen Wohnungen warm bleiben."

Inwieweit andere Firmen in der Region vom Krieg in der Ukraine betroffen sind, lesen Sie in unserem NN-Plus-Artikel:

10 Kommentare