Virus-Rekombinationen

Drei neue Corona-Mutanten aufgetaucht: Wie groß ist die Gefahr?

8.4.2022, 09:00 Uhr
Im Vereinten Königreich wurden schon 763 Fälle der Corona-Variante XE registriert.

© Marijan Murat/dpa Im Vereinten Königreich wurden schon 763 Fälle der Corona-Variante XE registriert.

Die Inzidenzen in Deutschland schnellen in die Höhe, der Impffortschritt stockt und in Großbritannien wurden drei neue Corona-Mutanten entdeckt. Die jüngsten Corona-Neuigkeiten trüben die Hoffnungen auf einen schnellen und erfolgreichen Weg aus der Pandemie.

So berichtete die britische UK Health Security Agency (UKHSA) am 25. März, dass sie gleich drei neue Corona-Rekombinationen identifiziert habe. Bei der Variante XD ist ein Omikron-S-Gen in ein Delta-Genom eingebaut - sie tauchte bereits in mehreren europäischen Ländern auf. Die Variante XF verursachte eine kleine Häufung im Vereinigten Königreich, wurde seit dem 15. Februar aber nicht mehr nachgewiesen.

Gerade die Variante XE könnte allerdings Probleme bereiten: Bei XE handelt sich dabei um eine Art Mischvariante. Erstmals wurde sie im Januar 2022 nachgewiesen - seitdem wurden 763 Fälle im Vereinten Königreich registriert. Ihr Erbgut enthält Genabschnitte der beiden Omikron-Subtypen BA.1 und BA.2. Die frühen Wachstumsraten von XE unterschieden sich nicht wesentlich von BA.2 - werden allerdings die neuesten Daten bis zum 16. März 2022 betrachtet, liegt die Wachstumsrate von XE 9,8 % über der von BA.2, meldet die britische britische Gesundheitsbehörde.

Ob XE tatsächlich leichter übertragbar ist als frühere Versionen des Coronavirus, muss jedoch noch überprüft werden: "Bislang gibt es nicht genügend Beweise, um Schlussfolgerungen zu der Übertragbarkeit, dem Schweregrad oder der Wirksamkeit des Impfstoffs zu ziehen", sagte Susan Hopkins, leitende medizinische Beraterin der UKHSA.

Wie entstehen Rekombinationen?

In den vergangenen Monaten kam es schon oft zu neuen Varianten: Auf Delta folgte in vielen Ländern der Omikron Subtyp BA.1 - der dann von der Schwestervariante BA.2 verdrängt wurde. Dies führte dazu, dass sich Menschen zeitgleich mit unterschiedlichen Varianten infizierten: Auch wenn in Deutschland vor allem BA.2 dominiert - gibt es immer noch Erkrankungen mit Omikron BA.1.

Genau diese Situation führt zu einer höheren Wahrscheinlichkeit, dass Rekombinationen entstehen. Denn wenn sich Menschen gleichzeitig mit unterschiedlichen Varianten infizieren, kann sich das genetische Material im menschlichen Körper austauschen - welche Eigenschaften sich dabei bei der Rekombination durchsetzen, ist nicht vorhersagbar.

Auch Hopkins erklärt: "Rekombinante Varianten sind nichts Ungewöhnliches, vor allem dann nicht, wenn mehrere Varianten im Umlauf sind, und im Verlauf der Pandemie wurden bisher mehrere identifiziert". Es handele sich dabei um einen "evolutiven" Prozess, der nicht immer erfolgreich ist - so entstehen unter anderem auch Rekombinationen, die sich nicht gegen vorherrschende Varianten durchsetzen können: "Wie bei anderen Varianten auch, sterben die meisten relativ schnell ab", so Hopkins.

Wichtig bei Rekombinationen: die Beobachtung der Entwicklung

Über die Rekombinationen XE und XD wurde sogar im epidemiologischen Update der Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet. Es gebe bislang "keine neuen Hinweise" darauf, dass XD mit einer höheren Übertragbarkeit oder schwereren Krankheitsverläufen verbunden wäre, so die WHO. Die beiden Varianten werden jedoch weiterhin beobachtet.

Thomas Peacock, Virologe am Imperial College London, geht dagegen davon aus, dass sich XE ähnlich verhalten wird wie sein Elternvirus Omikron, da es das Erbmaterial besitzt. Doch XD - eine Rekombination aus Delta und BA.1 - könnte unberechenbarer sein.

Außerdem berichtet Peacock von weiteren Mutationen. Zum Beispiel XG aus Dänemark, XJ aus Finnland, XK aus Belgien - oder XM, die auch schon in Deutschland entdeckt wurde. Die neuen Varianten entwickeln sich schnell -und die Folgen sind schlecht vorhersehbar. Das macht eine Beobachtung umso wichtiger.

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