Benachteiligung?

Urlauber sind sauer: Geimpfte müssen in Italien drinnen sitzen - und fühlen sich diskriminiert

27.8.2021, 19:08 Uhr
Auch in Pisa (Toskana) dürfen Gäste wieder im Innenbereich von Restaurants sitzen - wenn sie den "Grünen Pass" vorweisen können.

© DROFITSCH/EIBNER via www.imago-images.de Auch in Pisa (Toskana) dürfen Gäste wieder im Innenbereich von Restaurants sitzen - wenn sie den "Grünen Pass" vorweisen können.

Seit dem 6. August ist die Verbitterung zwischen Geimpften und Ungeimpften in Italien groß - vor allem in der Gastronomie. An diesem Tag wurde vom italienischen Ministerrat der "Grüne Pass" eingeführt. Nur wer diesen Impfpass vorweisen kann, darf noch in die Innenbereiche von Restaurants und Kaffeebars, in Kinos, Züge, Diskotheken, Messen, Fitnesscenter, Flugzeuge und andere öffentliche Bereiche.

Für den "Grünen Pass" sind zwei Impfungen, eine Genesung oder ein negatives Testergebnis notwendig. Der Testnachweis muss sich auf einen Molekular- oder Antigentest beziehen, der maximal 48 Stunden zurückliegt. Mit einer Impfung ist es ebenfalls möglich, den "Grünen Pass" ausgestellt zu bekommen.

Geimpft in den Urlaub - "Mit dem Gesetz kommt der Betrug"

Eigentlich eine gute Sache. Doch der "Grüne Pass" sorgt jetzt für viel Ärger bei den Italienern. Auch geimpfte Urlauber haben das Nachsehen. Denn wer einen Impfnachweis hat, ist oft gezwungen, bei sommerlichen Temperaturen im Innenbereich von Restaurants zu speisen - direkt neben dem heißen Pizzaofen. Während Ungeimpfte die warmen Sommerabende draußen auf der Terrasse genießen.

Geimpfte fühlen sich dadurch bestraft oder benachteiligt. Wenn Restaurant-Besitzer einem Kunden mit Impfpass jedoch erlauben, sich in den Außenbereich zu setzen, riskieren sie damit die Einnahmen für Tische im Innenbereich zu verlieren.

Soziale Netzwerke wurden in der Angelegenheit schnell zum Sprachrohr von Urlaubern und den Italienern selbst. Kunden machten ihrer Unzufriedenheit Luft. "Ich gehe nicht mehr in diese Pizzeria. Sie haben mich neben den Ofen gesetzt. Man impft sich, man tut seine ethische Pflicht und man wird diskriminiert", schreibt beispielsweise ein Italiener namens Angelo. Einige Gäste haben sich sogar überlegt, nicht zuzugeben, dass sie den Impfpass haben, um draußen essen zu dürfen. Umberto Carriera, Chef der Gastro-Protestbewegung, bestätigt es: "Wer im Innenbereich bleibt, rümpft die Nase", erklärt er.

Bei warmen Wetter möchten vor allem Urlauber im Freien essen. Gegen das Paradox des "Grünen Pass" empfiehlt ein Twitter-User: "Möchtest du einen Tisch im Freien? Verweigere den Grünen Pass."

Somit würde das Gesetz genau das Gegenteil bewirken. "Fatta la legge, trovato l’inganno" – "Mit dem Gesetz kommt der Betrug", lautet ein italienisches Sprichwort.

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