Verbraucherschutz nennt es die fairste Variante

Energiepreis-Schock: Erster Strom-Riese kündigt Kundenverträge

14.9.2022, 16:56 Uhr
Großanbieter E.On ergreift erste Maßnahmen bezüglich steigender Beschaffungskosten.

© Leon Kuegeler/photothek.de via www.imago-images.de Großanbieter E.On ergreift erste Maßnahmen bezüglich steigender Beschaffungskosten.

Mit den steigenden Stromkosten werden die Preise im Winter nicht nur problematisch für Kundinnen und Kunden - auch Stromanbieter müssen derzeit umstellen. Hohe Beschaffungskosten machen kleinen wie auch großen Stromversorgern Probleme. Mittlerweile muss auch Großanbieter E.On Maßnahmen ergreifen. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben rund 14 Millionen Strom- und Gaskunden in Deutschland.

Anfang September erhielt eine Kundin des Großunternehmen E.On ein Kündigungsschreiben. Darin heißt es: "Aktuell sind alle Anbieter mit einer historisch einzigartigen Situation auf den Energiemärkten konfrontiert." Aus diesem Grund müssten fortlaufende Tarife überarbeitet und "in Einzelfällen Verträge leider zum Laufzeitende beendet" werden, wie die WirtschaftsWoche berichtet. E.On soll der Kundin ein alternatives, teureres Angebot unterbreitet haben. Sollte sie dieses nicht wahrnehmen, würde sie in die Grundversorgung fallen, so das Magazin.

"Dramatische Energiepreise"

"Das verdeutlicht ein weiteres Mal, wie dramatisch die Energiepreise angestiegen sind", erklärte Matthias Moeschler gegenüber der WirtschaftsWoche. Moeschler ist Betreiber der Seite Verbraucherhilfe Stromanbieter. Als Verbraucherschutzaktivist informiert Moeschler auf seiner Seite vor aktuellen Problemen und bietet Hilfestellung.

Auch die E.On-Kundin wandte sich nach dem Kündigungsschreiben an den Aktivisten. Moeschler erklärt dem Magazin, dass E.On zuvor keine Verträge mit Kunden vorzeitig beendet habe. Auch Preiserhöhungen seien im Vergleich zu anderen Unternehmen moderat gewesen. Das Problem für Kunden bestehe nun darin, dass die Kunden sich dann einen neuen Tarif suchen müssten, "die aktuell um ein Mehrfaches teurer sind. Viele Menschen haben keine finanziellen Reserven, um diese Mehrkosten tragen zu können."

Andere Verbraucherschützer halten E.Ons Vorgehensweise zwar für unsolidarisch, aber zumindest eindeutig. Udo Sieverding, Energieexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, findet es gut, dass das Unternehmen seinen Kunden eher rät, ein anderes Unternehmen aufzusuchen, als Preiserhöhungen versteckt weiter zugeben, berichtet die Wirtschafts Woche.

Möglicherweise werden Bestandskunden der Grundversorgung darunter leiden, wenn gekündigte Nutzer in die Grundversorgung fallen, jedoch ist es wichtig, dass möglichst viele von der "Mischkalkulation einer Grundversorgung" profitierten, um "irgendwie bezahlbar durch den Winter zu kommen", erklärt Sieverding gegenüber dem Magazin.

Aktuelle Marktbedingungen: E.On bietet Kunden Alternativen an

Auf Anfrage der WirtschaftsWoche äußerte E.On, dass sich das Unternehmen den "beispiellosen Marktpreisen leider nicht mehr gänzlich entziehen" kann. "In wenigen Fällen" kann es sein, "dass wir Verträge, die nicht mehr den derzeitigen Marktbedingungen entsprechen, nicht verlängern, weil wir die betreffenden Tarife in der Form zum Beispiel nicht weiter anbieten können", so E.On gegenüber dem Magazin. Das Unternehmen habe vor, zur vereinbarten Vertragslaufzeit Kunden einen neuen Vertrag mit aktuellen Marktbedingungen anzubieten, berichtet die Zeitschrift. Da E.On "sehr genau" verstehe, was steigende Preise für seine Kunden bedeuten, würde das Unternehmen zielgerichtete Entlastungsmaßnahmen sehr begrüßen, erklärt das Magazin.