Erst Après Ski, dann Coronavirus: Ein Infizierter erzählt

19.3.2020, 15:52 Uhr
Erst Après Ski, dann Coronavirus: Ein Infizierter erzählt

© Foto: Jakob Gruber/APA/dpa

Als Eberle am 8. März von seinem Kurztrip mit seinen Freunden zurück nach Heroldsberg kam, ging es ihm noch gut. "Ich war bei bester Gesundheit", sagt er im "Unter Quarantäne"-Podcast auf nordbayern.de. Anfangs habe er nichts von einer Infektion gemerkt. Ganz im Gegenteil: "Ich kam gesünder als sonst zurück, normalerweise schlage ich mich nach dem Skifahren immer mit einer Erkältung herum, diesmal habe ich mich aber topfit gefühlt."

Etwas mulmig wurde dem Sportjournalisten dann, als er am Montag auf dem Weg in die Arbeit von einem Kumpel erfuhr, dass dieser seit seiner Rückkehr aus St. Anton über Schüttelfrost und Fieber klagte. Weil die Symptome für eine Infizierung mit dem neuartigen Coronavirus sprachen, ließ sich dieser testen. Ergebnis: negativ. Die Erleichterung bei Eberle war groß, dennoch blieb er bis dahin seiner Arbeit fern. Eine richtige Entscheidung, wie sich im Nachhinein zeigt.

Denn: In der Nacht zum 11. März – also zwei Tage nach der Rückkehr aus Tirol – schwitzte Eberle sein ganzes Bett voll. Das Fieberthermometer zeigte 38,8 Grad an. Die ersten Symptome für eine Covid-19-Erkrankung traten auf. "Es begann mit allgemeinem Unwohlsein, einem schweren Kopf und schmerzenden Augen. Nachts habe ich dann Schüttelfrost und Fieber bekommen", beschreibt Eberle den Krankheitsausbruch.

Im "Unter Quarantäne"-Podcast erzählt Bastian Eberle von dem Krankheitsverlauf.

Im "Unter Quarantäne"-Podcast erzählt Bastian Eberle von dem Krankheitsverlauf. © Foto: Florian Rußler

Am nächsten Mittag kam dann der Hausarzt und testete den 40-Jährigen auf das Coronavirus. Die Diagnose folgte dann etwa 48 Stunden später. Gegen 20.30 Uhr klingelte sein Smartphone, und seine Vermutung, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben, wurde vom Gesundheitsamt bestätigt. "Natürlich muss man da erst einmal schlucken, wenn man hört, dass man die Krankheit hat, die gerade die ganze Welt beschäftigt", erinnert sich der 40-Jährige an das Telefonat.

Coronavirus: Das Testergebnis kam am Freitag, den13.

Fest steht: An diesem Freitag, den 13., wird er sich noch lange erinnern. Nicht, weil ihm die Krankheit so zu schaffen machte, sondern weil er wahrscheinlich seine Frau, seine beiden Kinder und auch seine Eltern angesteckt hat.

Während es Eberle immer besser ging, klagte der Rest seiner Familie über Fieber und Husten. Auch, wenn die Symptome dafür sprachen, ob sie sich wirklich mit dem Coronavirus infiziert haben, ist nach wie vor unklar. "Auch acht Tage nach meinen ersten Symptomen und fünf Tage nach meinem positiven Testergebnis waren der Großteil meiner Kontaktpersonen noch nicht getestet, obwohl vor allem meine Familie und meine Eltern deutliche Symptome entwickelt hatten", sagt der 40-Jährige.

Und weiter: "Für meine Familie mag das unerheblich sein, weil sie sowieso isoliert zu Hause lag. Allerdings haben meine Frau und meine Eltern ja ebenfalls Kontaktpersonen, die solange nicht von offizieller Seite informiert werden, bis es sich bei den durch mich angesteckten Familienmitgliedern um bestätigte Fälle handelt."

Warum sie noch nicht getestet wurden, weiß er nicht. Ob das Gesundheitsamt in der aktuellen Situation überfordert ist? "Wir befinden uns auf jeden Fall in einer kritischen Situation, ich vermute, dass sie am Anschlag arbeiten."

Kritisch vor allem deshalb, weil sich das Virus so rasant ausbreitet, und noch immer viele Menschen die Situation unterschätzen. Gerade auf Spielplätzen tummeln sich trotz eines Verbotes noch immer viel zu viele Familien. Weil Eberle aus eigener Erfahrung weiß, wie schnell sich der Erreger übertragen kann, hält er auch jede weitere Maßnahme, die von der Regierung unternommen wird, um die Ausbreitung einzudämmen, für sinnvoll. Seine Feststellung: "Einige Menschen brauchen einen Zwang."

Eine selbstauferlegte St. Anton-Sperre wird es für Eberle allerdings nicht geben. Der Skifahrer will auch in Zukunft wieder seinen Winterurlaub mit seinen Freunden am Arlberg verbringen. "Im Nachhinein war es vielleicht eine Dummheit, dorthin zu fahren. Auch, wenn Österreich zu diesem Zeitpunk noch kein Risikogebiet war ". Noch immer rätselt er, wo er sich das Coronavirus eingefangen haben könnte. "Theoretisch ist es auch möglich, dass ich mich schon vorher angesteckt habe. ich gehe aber davon aus, dass ich es mir in St. Anton geholt habe."

Hintergründe über die Zahlen des Robert-Koch-Instituts finden Sie hier.

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