Mumifizierter Fötus

Extrem seltenes Phänomen: Frau trug neun Jahre lang "Steinkind" im Bauch

Stefan Besner

Online-Redaktion

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11.3.2023, 15:56 Uhr
Es wurde festgestellt, dass der Fötus die Darmtätigkeit, einschließlich der Aufnahme lebenswichtiger Nährstoffe, behinderte. (Symbolbild)

© via www.imago-images.de Es wurde festgestellt, dass der Fötus die Darmtätigkeit, einschließlich der Aufnahme lebenswichtiger Nährstoffe, behinderte. (Symbolbild)

Einem Bericht des Mirror zufolge war die Frau aus der Demokratischen Republik Kongo in die USA geflüchtet. Kurz nach ihrer Ankunft klagte sie über Bauchkrämpfe und Verdauungsbeschwerden. Bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckten Ärzte einen toten, kalzifizierten Fötus in ihrem Leib, der den Unterbauch blockierte und Druck auf ihren Darm ausübte. Ein extrem seltenes medizinische Phänomen, das Lithopädion oder "Steinkind" genannt wird.

Neun Jahre lang schwanger

Es wurde festgestellt, dass der Fötus die Darmtätigkeit, einschließlich der Aufnahme lebenswichtiger Nährstoffe, behinderte. Das Drängen der Ärzte, den toten Fötus aus ihrem Bauch zu entfernen, lehnte die Frau jedoch vehement ab.

Als sie neun Jahre zuvor erfuhr, dass sie ihr Kind verloren hatte, beschuldigten Ärzte in dem Flüchtlingslager, in dem sie untergebracht war, sie "teuflischer Machenschaften", der Einnahme von Drogen und der Tötung des Babys. Sie hatte laut Mirror daraufhin so viel Angst vor Ärzten, dass sie seitdem jede Behandlung ablehnte und es zudem "nicht übers Herz" brachte, das Baby entfernen zu lassen. Für ihren Gesundheitszustand machte sie Hexerei verantwortlich und behauptete, jemand in Tansania habe sie mit einem Fluch belegt.

Nachdem die Frau die drohenden Konsequenzen einer Verweigerung der dringend notwendigen Operation erhielt, soll sie gegenüber US-Medizinern lediglich gesagt haben, sie habe "keine Angst vor dem Tod". Knapp 14 Monate später und rund neun Jahre nach der Schwangerschaft starb sie an den Folgen der Unterernährung.

Was ist ein Steinkind?

Ein Lithopädion, auch Steinkind oder Steinfrucht, ist ein Fötus, der im Mutterleib versteinert. Eine solche medizinische Besonderheit entsteht, wenn der tote Fötus nicht wie üblich vom Körper resorbiert, sondern durch Aufnahme von Kalk eingekapselt und mumifiziert (kalzifiziert) wird. Der Wissenschaft sind beim Menschen bisher weniger als 300 Fälle weltweit bekannt.

Ein Lithopädion muss nicht zwangsläufig zum Tod der Schwangeren führen. Bei einem der bekanntesten dokumentierten Fälle aus dem Jahr 1582, dem "Steinkind von Sens", trug die Frau den toten Fötus 28 Jahre lang in ihrem Bauch mit sich herum. Bei der Obduktion fanden die Ärzte im Leib der Mutter ein großes, eiartiges Gebilde, das sie nur mit Gewalt aufbrechen konnten. Im Inneren der Schale entdeckten sie ein voll ausgetragenes, aber versteinertes Mädchen. 2013 wurde im Körper einer 82-jährigen Kolumbianerin sogar ein rund 40 Jahre altes Steinkind gefunden, wie msn berichtet.