Froschbestände in Mittelfranken "massiv zurückgegangen"

7.9.2019, 14:21 Uhr
Der Klimawandel setzt Fröschen und Muscheln in Bayern zu.

© Karl-Josef Hildenbrand, dpa Der Klimawandel setzt Fröschen und Muscheln in Bayern zu.

Der Klimawandel macht Wassertieren in Bayern zunehmend das Leben schwer. Sie lieben es nass und eher kühl - doch Hitze und Trockenperioden engen den Lebensraum von Muscheln und Amphibien ein. Besonders schwer hat es die Flussperlmuschel. "Sie ist in den letzten Jahren sehr stark von der Austrocknung betroffen", teilte eine Sprecherin des Landesamts für Umwelt und Naturschutz (LfU) in Augsburg mit. Wird das Wasser zu warm, produzierten die Weibchen keine voll entwickelten Larven mehr und gäben diese in einem unreifen Stadium ab. Die Fortpflanzung komme ins Stocken.


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Wie auch in den vergangenen zwei Jahren habe das Wasserwirtschaftsamt Hof deshalb 2019 große Mengen Wasser in Flüsse in Oberfranken geleitet. Da die südliche Regnitz im Landkreis Hof auszutrocknen drohte, und dabei zahlreichen Flussperlmuscheln den Lebensraum entzog, hatte die Behörde zwischen Juni und Juli eine Million Liter Wasser in den Fluss geleitet, wie eine Sprecherin sagte. Zwischen Ende August und der ersten Septemberwoche folgten weitere rund 800.000 Liter Wasser.

Kein Platz zum Laichen

Ist es zu trocken und die Wasserstände der Flüsse sinken, versuchen Muscheln sich vom Grund der Gewässer zu lösen, um so in tiefere Regionen zu gelangen. Bleibt das Wasser ganz weg, vergraben sie sich in den Boden. Was im Schatten gelingt, ist bei strahlender Sonne das Ende der Muschel. Doch auch Hitze allein kann bereits zum Problem werden. Durch diese sinkt der Sauerstoffgehalt im Wasser und entzieht den Tieren so die Lebensgrundlage.

Neben Muscheln kämpfen auch Lurche und Frösche mit der Trockenheit. Fehlt es an Wasser, haben sie keinen Platz zum Laichen. Sie nutzen gerne auch periodische Gewässer wie Pfützen und Fahrspuren. Bleiben diese trocken, drohen Tiere mit einem von Natur aus engen Zeitfenster für eine erfolgreiche Fortpflanzung auszusterben, erklärte die Sprecherin des LfU. Dies betreffe etwa den Moor- und den Grasfrosch.


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Am deutlichsten bemerkbar mache sich die Trockenheit im Norden Bayerns, insbesondere in Mittelfranken. So seien die Bestände des bereits früh laichenden Moorfroschs und des Grasfrosch im Aischgrund in Mittelfranken "massiv zurückgegangen".

Um zu verhindern, dass durch den Klimawandel immer mehr Wassertiere in Bayern vom Aussterben bedroht werden, gelte es einen ausreichenden Wasserstand in den Gewässern sicherzustellen. Dazu sollten etwa Einzugsgebiete von Flüssen renaturiert und Entwässerungsgräben geschlossen werden, sagte die LfU-Sprecherin.

Dem stimmt Christine Margraf vom Bund Naturschutz Bayern zu. Die Expertin der Fachabteilung für Tiere und Pflanzen sieht mit Blick auf die vergangenen Jahrzehnte zahlreiche Maßnahmen, die das Überleben von Fröschen und Muscheln heute gefährden. Sie fordert nach der Flurbereinigung, Entwässerung und Begradigung von Bächen nun eine Wiederherstellung der Landschaften.

Kleingewässer sollten renaturiert werden, damit ein Biotopverbund mit hoher Gewässervielfalt entlang von Flüssen entstehe. Diese komplexen Lebensräumen zu schaffen und zu erhalten sei entscheidend, damit die Tiere im sich ändernden Klima überleben können.

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