Leben

Intuition: Warum das Bauchgefühl so wichtig ist

8.12.2022, 10:58 Uhr
Eine häufig gestellte Frage lautet: "Was sagt dir dein Bauchgefühl?". Dabei handelt es sich um die Intuition, die durch Übungen gestärkt werden kann.

© silviarita, Pixabay, LizenzCC Eine häufig gestellte Frage lautet: "Was sagt dir dein Bauchgefühl?". Dabei handelt es sich um die Intuition, die durch Übungen gestärkt werden kann.

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Jeder kennt das Gefühl, ohne einen rationalen Grund die Entscheidung für etwas bereits zu kennen. Oft wird auch umgangssprachlich von einem "Bauchgefühl" gesprochen, gemeint ist damit die Intuition. Aber was bedeutet Intuition und warum ist sie bei einigen Entscheidungen besonders wichtig?

Intuition bedeutet, dass Menschen sprichwörtlich aus ihrem Bauch heraus und nicht mit dem Kopf entscheiden. Dies bedeutet, sie erahnen oder wissen etwas, ohne rationale Gründe dafür zu kennen. Die Bauchentscheidungen entstehen unbewusst und folgen keiner gezielten Logik oder einem bewussten Nachdenken. Oftmals geht die Intuition auch mit Emotionen einher. Die Emotionen geben ein Gefühl für Sinnhaftigkeit und der Verstand muss dann prüfen, ob die Eingebungen tatsächlich in ein Handeln umgesetzt werden oder nicht.

Synonyme für Intuition sind Bauchgefühl, Eingebung, Instinkt, innere Stimme, sechster Sinn, Impuls, richtiger Riecher, innerer Kompass oder ein gesunder Menschenverstand.

Das Wort "Intuition" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "genau hinsehen". Im Alltag hat die Intuition unterschiedliche Bedeutungen. Die Intuition gibt dem Menschen Orientierung bei wichtigen Entscheidungen und sorgt für ein Gesamtbild.

Intuition zeichnet sich durch verschiedene Merkmale aus:

  • Die Intuition gelangt schnell ins Bewusstsein.
  • Man weiß nicht, warum das Bauchgefühl plötzlich da ist.
  • Die Intuition lenkt viele Entscheidungen im Leben.

Gleichzeitig ist die Intuition mit folgenden Eigenschaften verbunden:

  • Eine spontane Eingebung ohne rationalen Grund
  • Interpretation einer Situation
  • Die Fähigkeit, innerhalb von Sekunden eine Entscheidung zu treffen
  • Die Erkenntnis über einen Zusammenhang
  • Komplexe Konstellationen verstehen
  • Ein Gefühl von Sicherheit und Gewissheit

Obwohl umgangssprachlich von einem Bauchgefühl gesprochen wird, entscheidet natürlich nicht der Bauch, sondern der Kopf. Im Gehirn laufen mehrere Prozesse gleichzeitig ab. Dabei sind sowohl das limbische System als auch der Neocortex für menschliche Entscheidungen verantwortlich. Im limbischen System werden die Entscheidungen unbewusst und schnell getroffen. Das Hauptareal im limbischen System, die Amygdala, ist wachsam und greift auf gespeicherte Erfahrungen und Emotionen zurück. Die Entscheidungen, die im Neocortex getroffen werden, brauchen Zeit. Der Neocortex arbeitet logisch, analytisch und bewusst.

Die Intuition ist daher im limbischen System verankert. Das umgangssprachliche Bauchgefühl stammt aber nicht nur aus dem gespeicherten Erfahrungen, sondern auch aus Sinneswahrnehmungen wie Sehen, Hören, Riechen oder Schmecken. Die Intuition folgt zusätzlich einer inneren Logik, die auf Erfolgen oder Irrtümern basiert. Somit ist die Intuition eine kognitive Funktion, die bereits vor der Aktivierung des Bewusstseins, in Kraft tritt.

Die eigene Intuition ist überlebensnotwendig und warnt vor Gefahren oder Risiken. Eingebungen helfen dabei, Risiken zu identifizieren, komplexe Sachverhalte zu vereinfachen oder Vorhaben zu verwerfen, wenn sich diese nicht mehr gut anfühlen. Obwohl die Intuition auf die Gesamtheit des Wissensschatzes mit einhergehenden Gefühlen zurückgreift, kann diese aber auch fehlbar sein. Insbesondere dann, wenn Menschen vor neuen und unbekannten Herausforderungen stehen, gerät die Intuition an ihre Grenzen. Daher sollten vernünftige Entscheidungen immer auf ein Wechselspiel aus Fakten und Intuition beruhen.

Die Stärke der Intuition liegt darin, auch bei komplexen Problemen den Weg zu weisen. Insbesondere wenn es viele Optionen gibt und dies die Entscheidung erschwert, sollte man auch auf seine Intuition hören. Bei wichtigen Entscheidungen wie der richtigen Berufswahl oder der Partnerwahl hilft eine rationale und logische Erklärung nicht immer weiter.

Wer aber allein auf seine Intuition hört, sollte bereits auf Erfahrungen und eine gewisse Expertise zurückgreifen können. Das Unbewusste weist somit den Weg, sodass auf die gespeicherten Informationen zurückgegriffen wird. Somit wird die Intuition zu einem verlässlichen Berater im alltäglichen Leben.

Wenn es beispielsweise um die Entscheidung für oder gegen eine Hochzeit geht, helfen bereits gemachte Erfahrungen mit anderen Partnern, um zu merken, welche Beziehung guttun und welche nicht. Bei der Berufswahl ist es ähnlich: Berufseinsteiger wechseln öfter ihren Beruf als Berufserfahrene, da sie zunächst Erfahrungen sammeln müssen, um eine endgültige Entscheidung treffen zu können. Wenn dieses Erfahrungswissen fehlt, kann die Intuition im Dunkeln tappen.

Dann sollte man auf seine Intuition hören:

  • Bei komplexen Problemen: Der Verstand stößt vor allem dann, wenn der Zeitdruck groß ist und es viele unbekannte Variablen gibt, an seine Grenzen. Die Intuition hilft dabei, wichtige Informationen von Unwichtigen zu unterscheiden.
  • Neue Lösungen: Um neue Wege zu gehen, sucht der Mensch häufig nach dem sogenannten "Geistesblitz". Wer diesen erzwingen möchte, kann allerdings erfahrungsgemäß lange warten. Intuitive Impulse können von einem Moment auf den Nächsten kommen.
  • Gleichwertige Optionen: Wenn sich die Optionen ähneln oder sogar gleichwertig sind, wird die Entscheidung zusätzlich erschwert. Daher ist die beste Wahl oftmals das, was sich intuitiv richtig anfühlt.
  • Neue Menschen einschätzen: Kommunikation passiert nicht nur verbal, sondern auch nonverbal. Menschen nehmen Mimik und Gestik wahr und das Bauchgefühl liefert einen guten Ansatz, um andere Menschen einzuschätzen. Somit kann die Intuition dabei helfen, neue Menschen kennenzulernen und Gefahren vorzubeugen.

    Mit der Intuition gehen sowohl Vorteile und Chancen als auch Nachteile und Risiken einher.

    Vorteile

    Menschen vertrauen oftmals auf ihr Bauchgefühl und treffen damit nicht nur gute Entscheidungen, sondern haben auch diverse Vorteile.

    • Sozialkompetenz: Personen mit einer wegweisenden Intuition merken schnell, wem sie vertrauen können und wem nicht. Somit können gute soziale Bindungen aufrechterhalten werden und toxische Menschen vermieden werden.
    • Schnelle Entscheidungen: Die Intuition hilft bei einer schnellen Entscheidungsfindung. Sowohl das intuitive Denken als auch das intuitive Handeln geschehen sehr schnell.

    Nachteile

    Das intuitive Gespür kann dabei helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Bei Personen, die sich nur auf ihr Bauchgefühl verlassen, können aber auch Nachteile und Risiken entstehen.

    • Gefahr der Generalisierung: Menschen treffen Entscheidungen zwar auf Basis bekannter Muster, allerdings ist nicht jede Situation vergleichbar und muss daher unter Umständen isoliert bewertet werden.
    • Keine neue Reflektion: Eine intuitive Eingebung wird in den seltensten Fällen hinterfragt. Die Gefahr besteht darin, dass voreilige oder falsche Schlüsse gezogen werden. Dies ist vor allem bei Entscheidungen in Freundschaften oder in Partnerschaften gefährlich.
    • Begrenzte Anwendungsmöglichkeit: Wer sich nur auf sein Bauchgefühl verlässt und alle anderen Faktoren außer Acht lässt, handelt oftmals naiv. Insbesondere große und wichtige Entscheidungen sollten neben der intuitiven Eingebung auch rational und logisch bewertet werden. Empfehlenswert ist eine Pro- und Contra-Liste mit verschiedenen Argumenten, sowohl intuitive Aspekte als auch rationale Beweggründe.

    Wer seiner eigenen Intuition nicht vertraut, kann diese stärken.

    1. Gefühle erkennen und einordnen: Dazu müssen die Betroffenen das eigene Ich hinterfragen und Stimmungen wie Traurigkeit, Fröhlichkeit, innere Ruhe, Anspannung, Stress, Freude oder Nervosität wahrnehmen und einordnen können. Dabei helfen Meditieren und Achtsamkeit.

    2. Erfahrungen sammeln: Wer vielfältige Erfahrungen sammelt, kann auch intuitive Entscheidungen besser treffen.

    3. Stille genießen: Um die Intuition zu verbessern, wird Ruhe benötigt. Auf die Stille zu achten, hilft dabei, intuitive Erkenntnisse wahrzunehmen.

    4. Körperwahrnehmung: Auch die Körperwahrnehmung spielt eine entscheidende Rolle bei der Intuition. Der Körper sendet Signale aus, die es zu verstehen gilt. Bei einem unbewussten Ärger spannt sich die Magengegend an, während bei Angst beispielsweise das Herz schneller schlägt.

    5. Gesunder Lebensstil und Auszeit: Regelmäßiger Schlaf, ausreichend Bewegung und Entspannung helfen, die kognitiven Fähigkeiten zu verbessern. Sportliche Aktivitäten optimieren nicht nur die Körperwahrnehmung, sondern hemmen auch Stresshormone.

    Dem weiblichen Geschlecht wird häufig nachgesagt, dass es eine bessere Intuition, einen sogenannten "sechsten Sinn" hat. Aber stimmt das? Wissenschaftler konnten keinen empirischen Zusammenhang zwischen der Intuition und dem Geschlecht finden. Allerdings ist bei Frauen die Empathie besser ausgeprägt, sodass sie Emotionen und Stimmungen leichter identifizieren, interpretieren und entsprechend darauf reagieren. Männer setzen hingegen oftmals auf logische und rationale Zusammenhänge, sodass der sechste Sinn zumindest teilweise seine Berechtigung hat.