Kettenbriefe zu Coronavirus: Welche Fakten stimmen - und welche nicht

13.3.2020, 15:37 Uhr
Einer der Kettenbriefe auf Whatsapp suggeriert etwa, dass es einen "Selbsttest" für das neue Corona-Virus gäbe. "Skurriler Blödsinn", sagt dazu der Erlanger Notfallmediziner Falk Stirkat.

© Arno Burgi/dpa Einer der Kettenbriefe auf Whatsapp suggeriert etwa, dass es einen "Selbsttest" für das neue Corona-Virus gäbe. "Skurriler Blödsinn", sagt dazu der Erlanger Notfallmediziner Falk Stirkat.

Das Robert-Koch-Institut – die Bundesbehörde zur Krankheitsüberwachung – erfasst alle verfügbaren Informationen auf seinen Webseiten und aktualisiert sie mehrmals täglich. Dabei erklären die Experten auch, welche Unsicherheiten sich aus der aktuellen Lage ergeben.

Kein typischer Verlauf

"Die Krankheitsverläufe sind unspezifisch, vielfältig und variieren stark, von symptomlosen Verläufen bis zu schweren Pneumonien mit Lungenversagen und Tod", schreibt das RKI. "Daher lassen sich keine allgemeingültigen Aussagen zum 'typischen' Krankheitsverlauf machen." Diese Auskunft mag für viele unbefriedigend sein. Aber sie ist wahr. Die Forscher sammeln alle Daten, die ihnen aus der ganzen Welt zur Verfügung stehen. Die Analyse der bislang registrierten Fälle hat gezeigt, dass die Erkrankung bei mehr als 80 Prozent der Betroffenen mild bis moderat verläuft. Das heißt, dass zu den ersten Krankheitsanzeichen wie Husten und Fieber auch noch Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen kommen können sowie Kurzatmigkeit oder Atemnot. Einige Betroffene berichten von Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Auch Lungenentzündungen, die nicht lebensbedrohlich sind, zählen zu einem moderaten Verlauf.



Gefährlich kann das für Personen werden, deren Immunsystem ohnehin geschwächt ist, wie etwa bei Krebspatienten. Auch bei Vorerkrankungen des Herzens und der Lunge ist das Risiko höher, bei chronischen Lebererkrankungen und bei Diabetes. Zu den Risikogruppen gehören außerdem Personen ab etwa 50 bis 60 Jahren und Raucher. Vierzehn Prozent der bislang registrierten Fälle verliefen schwer. Bei sechs Prozent der Betroffenen war der klinische Verlauf kritisch bis lebensbedrohlich. Aus China ist bekannt, dass das mittlere Alter der Erkrankten derzeit bei 51 Jahren liegt. Rund 78 Prozent der Betroffenen sind zwischen 30 und 69 Jahre alt. Bei Menschen unter 20 Jahren sind nur rund zwei Prozent betroffen. Für Männer und Frauen ist das Infektionsrisiko etwa gleich groß. Kinder stecken sich zwar genauso häufig an, bekommen aber meistens nur ein bisschen Husten und Schnupfen.

Woran das liegt, können Wissenschaftler noch nicht sagen. Ihr Immunsystem scheint das neue Virus effektiver bekämpfen zu können als das von Erwachsenen. Von der Ansteckung bis zum Beginn der Erkrankung kann es nach derzeitigem Stand zwischen einem Tag und zwei Wochen dauern – das ist die sogenannte Inkubationszeit. Es liegen bislang aber keine Daten vor, wie lange die Betroffenen ansteckend sind, das heißt, wie lange vermehrungsfähige Viren in ihren oberen Atemwegen vorhanden sind. Eine chinesische Studie kommt zu dem Schluss, dass 13 bis 18 Tage vergehen müssen.


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Einer der Kettenbriefe auf Whatsapp suggeriert etwa, dass es einen "Selbsttest" für das neue Corona-Virus gäbe. "Skurriler Blödsinn", sagt dazu der Erlanger Notfallmediziner Falk Stirkat, den man auch im "DocPod"-Podcast auf nordbayern.de hören kann. Die Angaben und Anweisungen darin seien "so absurd, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll", sagt Stirkat. Der Kettenbrief verbreite "gefährliches Unwissen" und sollte auf keinen Fall weiterverschickt werden. Verlässliche Handlungsempfehlungen geben nach wie vor das RKI, das Bundesgesundheitsministerium und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Sie hat auf Youtube auch Erklärvideos zu den häufigsten Fragen der Bevölkerung veröffentlicht.


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