Rückkehr zur Normalität?

Kritik an 2G: Virologe fordert Gleichheit zwischen Geimpften und Ungeimpften

Eva Orttenburger

Online-Redaktion

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11.2.2022, 13:55 Uhr
Viologe Hendrik Streeck plädiert für eine langsame und stufenweise Rückkehr zur Normalität.

© Rolf Vennenbernd, dpa Viologe Hendrik Streeck plädiert für eine langsame und stufenweise Rückkehr zur Normalität.

"Doppelt Geimpfte übertragen das Virus wie Ungeimpfte. (...) Daher muss man sich generell die Frage stellen, ob man an den G-Regeln festhalten will", sagte der Virologe dem Münchner Merkur. Zwar sorge eine Booster-Impfung teilweise dafür, dass das Virus nicht mehr so schnell übertragen wird, allerdings nur für ein paar Monate. "Letztlich werden wir alle in Kontakt mit dem Virus kommen", stellte der Wissenschaftler klar.

Streeck plädiert im Interview für eine langsame und stufenweise Rückkehr zur Normalität. "Da darf es aus meiner Sicht keinen Unterschied zwischen Geimpften und Ungeimpften mehr geben." An einem bestimmten Zeitpunkt möchte er diese Rückkehr nicht festmachen, vielmehr an der Belastung der Krankenhäuser.

Auch zur Deutung des Infektionsgeschehens auf Basis der Inzidenzzahlen äußerte sich Streeck kritisch. Diese hätten ihm zufolge ihre Aussagekraft verloren, der Hospitalisierungswert sei zur Bewertung der Pandemielage viel aussagekräftiger. Daher fordert er, das "anlasslose Testen" zu hinterfragen. Im Umgang mit Risikogruppen, zum Beispiel in Krankenhäusern oder in der Pflege, mache dies durchaus Sinn, jedoch nicht im normalen Alltag.

Auch die Gründe für eine Behandlung im Krankenhaus sollten dem Experten zufolge genauer betrachtet werden: Haben die Patientinnen und Patienten die Klinik aufgrund ihrer Corona-Erkrankung aufgesucht oder aufgrund eines anderen Leidens und die Infektion war nur Begleiterscheinung beziehungsweise wurde im Krankenhaus erst entdeckt?

Wie sinnvoll ist die 2G-Regelung in Deutschland?

Ob die Einführung der 2G-Regelung einen signifikanten Effekt auf das Infektionsgeschehen in Deutschland hatte, ist derzeit noch nicht erforscht. Eine erste Studie zu 2G im Einzelhandel konnte das Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation vorlegen. Demnach bestehe in großen Innenräumen nur ein geringes Infektionsrisiko, wenn die Menschen dort Masken tragen. Die Untersuchung wurde in Baumärkten mit 10.000 Quadratmetern Verkaufsfläche durchgeführt. Das Risiko einer Infektion über die Luft war - unabhängig vom Impfstatus - in den Baumärkten ähnlich niedrig wie im Freien. Rückschlüsse auf die Gastronomie, Veranstaltungen oder kleinere Läden können durch die Studie aber nicht gezogen werden.

Die britischen Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency fand in einer anderen Studie heraus, dass eine Booster-Impfung zwar vor einer Omikron-Infektion schützt - allerdings nur in einem kurzen, begrenzten Zeitraum. Demnach steige das Risiko, sich trotz Booster mit dem Virus zu infizieren, etwa zehn Wochen nach der Impfung wieder an. Nur der Schutz vor einem schweren Verlauf bleibe erhalten. Auch Daten aus Israel zeigen, dass eine vierte Impfdosis zu keinem langanhaltenden Schutz vor einer Ansteckung führt. Dafür müsste der Impfstoff immer wieder an die neueste Variante des Coronavirus angepasst werden.

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