Martin Luther

Reformationstag: Wo zählt er als gesetzlicher Feiertag?

Elias Thiel

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31.10.2023, 07:32 Uhr
Eine Bronzestatue von Martin Luther steht vor der Dresdner Frauenkirche.

© Sharon Ang, Pixabay, LizenzCC Eine Bronzestatue von Martin Luther steht vor der Dresdner Frauenkirche.

In diesem Artikel:

Der Reformationstag 2024 wird am 31. Oktober gefeiert - sowie jedes Jahr.

In Deutschland ist der Reformationstag 2024 in den folgenden Ländern ein gesetzlicher Feiertag:

  • Brandenburg
  • Bremen
  • Hamburg
  • Mecklenburg-Vorpommern
  • Niedersachsen
  • Sachsen
  • Sachsen-Anhalt
  • Schleswig-Holstein
  • Thüringen

Beim 500-jährigen Jubiläum des Reformationstags im Jahr 2017 war der 31. Oktober einmalig ein bundesweiter Feiertag. Daraufhin haben Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen und Hamburg entschieden, den Reformationstag dauerhaft als gesetzlichen Feiertag einzuführen.

In Nordrhein-Westfalen, Bayern, Berlin, Saarland, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz ist der Reformationstag 2024 kein gesetzlicher Feiertag. In diesen Bundesländern, in denen es keinen arbeitsfreien Tag am 31. Oktober gibt, werden zentrale Veranstaltungen der Landeskirchen teilweise auf die Abendstunden gelegt, damit jeder die Chance hat, an den kirchlichen Feierlichkeiten teilzunehmen.

Die evangelische Kirche gedenkt mit dem Reformationstag Martin Luther (1483-1546) und der von ihm begründete Reformationsbewegung. Reformation meint die kirchliche Erneuerung, die wesentlich durch Martin Luther vorangetrieben wurde. Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte Martin Luther 95 Thesen, indem er diese an der Tür der Schlosskirche in Wittenberg aushing. Damit begann eine neue kirchliche Ära, an die der Reformationstag heute erinnert.

In dem Schreiben prangerte er die Durchführung des Ablasshandels an und rief zu Änderungen auf. Damit wollte er eine Erneuerung der Kirche herbeiführen, schließlich entstand so aber eine neue Konfession. Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde feiert am Reformationstag also das Gedenken an Martin Luther.

Die Thesen von Martin Luther hatten so eine starke Auswirkung auf die Bevölkerung, dass sie bis heute nicht in Vergessenheit geraten sind. Das Bild, auf dem Luther mit einem Hammer die Thesen an die Kirche schlägt, ging um die ganze Welt und wurde schließlich zu dem wichtigsten Symbol der Reformation.

Martin Luther wollte mit seinen Thesen die Kirche zur Besinnung bringen und zu ihrem eigentlichen Ursprung zurückführen. Luther war ein Augustinermönch und orientierte sich am Neuen Testament. Deshalb war es ihm wichtig, das Wort Gottes in seiner Landessprache zu verbreiten, doch die Kirche unter Leitung des Papstes stimmte einer Reform nicht zu. Dadurch kam es schlussendlich zu der Kirchenspaltung zwischen der evangelisch-lutherischen und der römisch-katholischen Kirche.

Die Spaltung war dennoch nicht im Sinne Martin Luthers, da dieser die Meinung vertrat, dass eine Spaltung der Gemeinschaft nicht im Interesse Gottes war. Der Prozess konnte jedoch nicht mehr gestoppt werden. Johann Georg II ernannte 1667 den 31. Oktober aufgrund des Thesenanschlages zum Reformationstag. Bevor der Tag zum offiziellen Feiertag wurde, feierte die evangelische Kirche den Thesenanschlag an verschiedenen Tagen:

  • dem Geburtstag von Martin Luther am 10. November
  • seinem Todestag am 18. Februar
  • dem 25. Juni (Tag der Übergabe der "Confessio Augustana").

Das Adjektiv evangelisch bezieht sich auf die vier Evangelien im neuen Testament, in denen Matthäus, Markus, Lukas und Johannes das Leben von Jesus schildern. In der Reformationszeit wurde der Begriff evangelisch bewusst als Gegensatz zur und als Kritik an der katholischen Kirche verwendet. Die evangelischen Christen betonen damit, dass sie sich nur auf die Bibel stützen.

Anfangs wurden die Anhänger Luthers als Lutheraner bezeichnet. Das lehnte der Reformist selbst aber ab. Heute gibt es neben den evangelisch-lutherischen Christen auch andere protestantische Glaubensgemeinschaften, zu denen beispielsweise die Calvinisten, Presbyterianer, Baptisten und Pfingstler gehören. Angestoßen durch die Reformation, entwickelten sich im Laufe der Zeit viele neue Konfessionen, die meist mit dem Oberbegriff "evangelisch" zusammengefasst werden.

Als evangelisch gelten alle Glaubensgemeinschaften, die den folgenden vier Lehren folgen: Allein durch den Glauben wird der Mensch gerechtfertigte. Allein durch die Gnade Gottes wird er errettet, nicht durch eigenes Tun. Allein Christus hat Autorität über Gläubige, allein die Bibel ist die Grundlage des christlichen Glaubens, keine Kirchentraditionen.

Während die evangelische Kirche den Reformationstag und die Erneuerung durch Martin Luthers Thesen als Feiertag zelebrieren, steht die römisch-katholische Kirche dem Reformationstag kritisch gegenüber. Die vier norddeutschen Landesparlamente, die katholisch geprägt sind, lehnen den Reformationstag bis heute ab. Begründet wird dies damit, dass die Reformation für die Spaltung des Christentums stehe.

Auch andere Religionen wie das Judentum zeigen sich eher ablehnend gegenüber dem Reformationstag. Die jüdische Gemeinschaft begründet dies mit einer antisemitischen Schrift von Martin Luther, in welcher er die Vertreibung der Juden gefordert haben soll.

Zu den Traditionen am Reformationstag gehört in der evangelisch-lutherischen Kirche in jedem Fall der Kirchenbesuch. Beim festlichen Gottesdienst steht die Rechtfertigungslehre Luthers - die Rechtfertigung des Sünders vor Gott durch den Glauben - im Vordergrund. Der Gottesdienst wird traditionell in der Farbe "rot" abgehalten. Diese symbolisiert den Heiligen Geist.

Am Reformationstag finden häufig Vorträge, Konzerte oder Kinderveranstaltungen statt. Ein Brauch sind die sogenannten "Reformationsbrötchen". Das Gebäck beinhaltet in der Mitte der umgeschlagenen vier Teigecken rote Marmelade und soll das Familienwappen von Luther, die sogenannte Lutherrose, darstellen.