Millionen Masken wohl nie auf Schutz vor Corona getestet - "Verbraucher werden getäuscht"

9.3.2021, 14:53 Uhr
Selbst Masken mit der europäischen Prüfnorm schützen wohl nur bedingt gegen das Coronavirus. 

© Thomas Trutschel/photothek.de/www.imago-images.de Selbst Masken mit der europäischen Prüfnorm schützen wohl nur bedingt gegen das Coronavirus. 

FFP2-Masken gelten als wichtige Waffe im Kampf gegen das Corona-Virus, in vielen Bundesländern - so auch in Bayern - sind sie bei alltäglichen Erledigungen Pflicht.

FFP2-Masken schützen nicht ausreichend: 13 von 27 Herstellern betroffen

Einem Bericht der Welt zufolge sollen aber Millionen von ihnen nicht ausreichend auf die Durchlässigkeit von Aerosolen getestet worden sein. Demnach seien 13 von 27 Hersteller bei einer Nachprüfung der deutschen Prüfgesellschaft Dekra durchgefallen. Über Aerosole, die Menschen mit der Atemluft ausstoßen, überträgt sich das Coronavirus.

Die Masken wären laut dem Bericht zwar alle vorschriftsmäßig auf die europäische Norm EN149 geprüft worden und hätten bestanden - doch wurde diese Prüfung nie auf den Schutz vor Aerosolen ausgelegt, sondern für Masken im Arbeitsschutz, wie sie beispielsweise Bauarbeiter tragen, entwickelt.

Sozialministerium räumt ein, dass FFP2-Masken nicht den Anforderungen genügen

Aufgefallen waren die Masken nach Informationen des Südwestrundfunks (SWR) bereits im Februar in Baden-Württemberg. Dort waren Millionen Masken an Schulen und anderen Einrichtungen verteilt worden. Kurz darauf musste das Landesozialministerium einräumen, dass nicht alle Masken den Anforderungen genügen.


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Betroffen ist aber wohl nicht nur ein Bundesland. Insgesamt 8,5 Millionen betroffene Masken seien vom Bund auch an anderer Stelle ausgegeben worden, bestätigt das Bundesgesundheitsministerium gegenüber der Welt.

Experte: Panne ist kein Einzelfall - sondern grundsätzliches Problem

Die Masken in Baden-Württemberg waren teils vom Land und teils vom Bund gekauft worden. Gesundheitsminister Manne Lucha will laut Stuttgarter Zeitung wegen des entstandenen Schadens in Millionenhöhe vor Gericht ziehen.

Experten sehen hier aber keine Panne im Einzelfall, sondern ein grundsätzliches Problem - denn eigentlich hatten die Masken ja die offizielle Prüf-Norm erfüllt.


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Maximilian Weiß, Geschäftsführer der Palas GmbH, die Geräte herstellt, um feinste Partikel zu messen, erklärt das Dilemma gegenüber der Welt: Bei der EN149-Normprüfung dürfen die Masken nämlich mit unterschiedlich großen Partikeln gesprüht werden, um die Wirksamkeit zu testen.

Experte zu Masken-Test: "Verbraucher werden hier getäuscht"

"Die darin zugelassene Messtechnik erkennt unterschiedlich große Prüfpartikel aber nicht", so Weiß. Die Folge: Ein und dieselbe Maske könne die Prüfung bestehen und zugleich durchfallen - je nachdem, ob sie zufällig mit großen oder kleinen Partikeln gesprüht werde.


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Das liege daran, dass der Test ursprünglich nur für den Arbeitsschutz gedacht war - und die Abwehr von Staub und Rauch garantieren soll. "Die Aerosolpartikel, die wir ausatmen, sind aber viel kleiner", erklärt der Ingenieur.

Sein Fazit: "Die Verbraucher werden hier getäuscht, weil die Norm eine Sicherheit verspricht, die es oft nicht gibt." Denn für normale Bürger sei nicht ersichtlich, welche Masken denn nun gut schützen - und welche nicht.

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