Wölfe in Deutschland

Sollen Abschüsse einfacher werden? Ministerin legt neue Vorschläge zum Umgang mit dem Wolf vor

Lea-Sophie Rohde

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12.10.2023, 10:24 Uhr
Der Umgang mit dem Wolf ist umstritten (Symbolbild).

© IMAGO/Martin Wagner Der Umgang mit dem Wolf ist umstritten (Symbolbild).

Neun Wolfsterritorien gebe es derzeit in Bayern, schreibt der Bund Naturschutz, und die Anzahl der Rudel habe sich auf sechs erhöht.

Weder zu viele noch gefährlich

Der Bund Naturschutz in Bayern gibt klare Entwarnung: Die Tiere seien nicht für den Menschen gefährlich, seit der Rückkehr des Wolfes vor etwa 20 Jahren habe es keinen einzigen gefährlichen Vorfall gegeben und selbst Unfälle kämen extrem selten vor. Wenn es zu einem Zwischenfall kam, waren diese oftmals auf Tollwut zurückzuführen, hat ein norwegisches Institut für Naturforschung herausgefunden. Diese Krankheit spielt in Deutschland aber keine Rolle mehr.

Der Bund Naturschutz stellt außerdem klar: Es gibt nicht zu viele Wölfe in Deutschland. Im Gegenteil, denn noch immer gelte er durch illegale Abschüsse, Unfällen auf Straßen und Bahnschienen sowie durch den Rückgang des Lebensraums als gefährdet und wird daher streng geschützt.

Antrag auf Abschüsse

Dennoch sehen vor allem Landwirte Probleme mit der Verbreitung des Wolfes: Denn immer mehr Weide- und Nutztiere fallen den Raubtieren zum Opfer. So kam es in der Nähe von Bad Kissingen in kurzer Abfolge zu mehreren Fällen von toten Schafen und Ziegen sowie zu verletzten und vermissten Tieren, berichtet der "Bayerische Rundfunk". Bei all den Fällen sei allerdings nicht geklärt, ob die Risse alle auf einen oder mehrere Wölfe zurückzuführen sind. Dennoch: Landrat Thomas Habermann sowie mehrere Weidetierhalter haben Anträge auf Entnahme – also einen Abschuss – bei der Regierung von Unterfranken gestellt, schreibt der "BR".

Bundesumweltministerin will Abschuss erleichtern

Die Bundesumweltministerin Steffi Lemke legt angesichts der Forderungen, Wölfe schießen zu können, an diesem Donnerstag neue Vorschläge zum Umgang mit den Tieren vor, berichtet die "Deutsche Presseagentur". Zwar können bereits heute einzelne Problem-Wölfe geschossen werden, allerdings nur, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind: Die Weidetiere müssen durch einen Zaun geschützt werden, der ab einer Höhe von 20 Zentimetern über dem Boden ausreichend Strom mit mindestens 4000 Volt führt, außerdem muss es nachweisbare Riss- und Fraßspuren geben. Nun wird der "dpa" zufolge erwartet, dass Lemke den Abschuss von den streng geschützten Tieren erleichtern will, die trotz Herdenschutzzäunen mehrmals Tiere reißen.

"Abschuss löst das Problem nicht"

Willi Reinbold, Wolfsbeauftragter des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz, gibt gegenüber dem "BR" klar zu bedenken, dass ein Abschuss das Grundproblem nicht löse. Denn es sei sehr schwierig, den "Problemwolf" zu identifizieren und selbst wenn, kann der Abschuss zu weiteren Problemen führen. Wird beispielsweise ein Wolfsrüde geschossen, muss die Wölfin alleine für die Ernährung des Nachwuchses sorgen: "Das schränkt den Bewegungsradius ein. Und dann fängt dieses Tier eventuell an, auch vermehrt Schafe im näheren Umfeld der Wurfhöhle zu reißen", erklärt Reinbold.

Auch anhand des Umgangs von anderen Ländern mit dem Wolf wird deutlich: Abschüsse bringen nichts. In Frankreich oder Schweden werden seit zirka fünf Jahren 19 Prozent der Wölfe geschossen, erklärt Uwe Friedel vom Bund Naturschutz gegenüber dem "BR", aber: "Das hat sich in Frankreich auf die Anzahl getöteter Nutztiere nicht ausgewirkt. Die Risse sind nicht spürbar zurückgegangen, obwohl allein letztes Jahr über 160 Wölfe abgeschossen wurden."

Hier gibt es derzeit sesshafte Wölfe in Bayern: Allgäuer Alpen, Altmühltal, Bayerischer Wald Nord, Manteler Forst, Grafenwöhr, Staffelsee-West, Veldensteiner Forst, Wildflecken und Zella-Rhön.

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