Neue Erkenntnisse

Studie des Umweltbundesamtes: Tempolimit würde Klima deutlich stärker schützen als angenommen

Markus Maisel

Online-Redaktion

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20.1.2023, 19:49 Uhr
Ein Verkehrsschild mit der Tempobegrenzung auf 130 km/h, aufgenommen in Birkenwerder

© Florian Gaertner/photothek.net via www.imago-images.de Ein Verkehrsschild mit der Tempobegrenzung auf 130 km/h, aufgenommen in Birkenwerder

Klimaschützende Maßnahme oder ideologisch aufgeladenes Wahlkampfthema? Seit Jahrzehnten wird das Tempolimit leidenschaftlich in Politik und Medien durchdiskutiert. Trotz - oder vielleicht auch wegen - der jahrelangen Debatte, gehört Deutschland zu den zwölf Ländern der Welt, in denen kein einheitliches Tempolimit auf Autobahnen gilt.

Tempolimit scheiterte nach Großversuch

Bereits in den 1980er-Jahren forderten SPD, Grüne und sogar Teile der Union die Einführung eines Tempolimits von 100 Stundenkilometern auf Autobahnen. Ein von der schwarzgelben Koalition in Auftrag gegebener TÜV-Großversuch kam 1985 bereits nach wenigen Monaten zu einem klaren Ergebnis: Tempolimit von 100 Stundenkilometern - das bringe nichts für die Umwelt. Ergo: eine Geschwindigkeitsbegrenzung sei überflüssig. Doch der Großversuch hatte Defizite. Fachleute rätselten damals, wie es zum Gutachten kam. Damaliger Vorwurf der Opposition: Der Kohl-Regierung gehe es nicht die Umwelt, sondern um die Nutzung wissenschaftlicher Ergebnisse, um das unerwünschte Tempolimit abzuwehren.

Auch über vier Jahrzehnte später ist das Thema Tempolimit parteipolitisch aufgeladen. Für die Bundestagsparteien gehört es zu den prominenten Wahlkampfthemen. Während SPD, Grüne und Linke für ein Tempolimit werben, stellen sich Union, FDP und AfD dagegen. Die CSU erkennt im Tempolimit gar "ideologischen Verbotswahn".

Studie: Tempolimit würde CO2-Emissionen im Verkehr um 4,2 Prozent senken

Anders als in Kohls Großversuch im Jahr 1985 wurde in einer neuen Studie des Umweltbundesamtes der positive Nutzen eines verbindlichen Tempolimits in Deutschland unterstrichen. Laut den Modellierungen soll eine Geschwindigkeitsbegrenzung deutlich mehr klimaschädliches Kohlendioxid einsparen als bislang angenommen.

So könnten bei einem Tempolimit von 120 Stundenkilometern pro Jahr etwa 6,7 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente eingespart werden. Laut der Studie würden die CO2-Emissionen im Verkehr dadurch um 4,2 Prozent sinken.

Verhaltensmuster spielt größere Rolle

In einer vom UBA durchgeführten Studie kam man 2020 noch zu einem anderen Resultat. Damals bezifferten die Forschenden die Reduktion auf 2,6 Millionen Tonnen. Nach Angaben der Forschenden seien bei der alten Studie andere Emissionsfaktoren verwendet worden. Demnach spielen mittlerweile auch Verhaltensmuster von Autofahrerinnen und Autofahrern eine wichtige Rolle - und wurden als wichtige Faktoren in die Studie mit einbezogen.

Grund für das aktuelle Ergebnis seien laut Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter anderem die durch das Tempolimit sinkende Attraktivität von Autobahnen: "Es wird direkter gefahren, da die Nutzung der Autobahn meist mit längeren Umwegen verbunden ist", heißt es in der Studie. Die Folge: Autofahrerinnen und Autofahrer würden zunehmend Landstraßen bevorzugen, durch die sie auf direkterem Weg an ihr Ziel kommen.

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