Gefährliche Raserei

Trotz Kindern im Auto: YouTuber schießt mit 300 km/h über deutsche Autobahn - und prahlt im Podcast

Georgios Tsakiridis

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25.9.2023, 16:55 Uhr
Im Rausch der Geschwindigkeit. (Symbolbild)

© IMAGO/Rolf Poss Im Rausch der Geschwindigkeit. (Symbolbild)

Auf deutschen Autobahnen sind im vergangenen Jahr 314 Menschen gestorben, in fast 40 Prozent der Fälle war zu schnelles Fahren der Auslöser. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres haben laut Statistischem Bundesamt bereits 1.270 Menschen im Straßenverkehr ihr Leben lassen müssen. Da wirkt es fast verhöhnend, was YouTuber Joachim Kay Stender in einem Podcast erzählt. Im Gespräch mit Host Mark Tange prahlt der Däne mit wilder Raserei auf deutschen Straßen.

"Ich fahre 300 km/h mit Kindern im Auto", steht im Titel des Videos mit dem 38-jährigen Automobilexperten. Dabei lässt er sich offenbar auch nicht davon abschrecken, dass seine Frau ab 250 Kilometern pro Stunde regelmäßig zu weinen beginnt, wie unter anderem die "bild" berichtet. Ironischerweise ist Stender Marketing-Manager einer dänischen Firma, die sich auf Leasing und Verkauf von Premium-Fahrzeugen spezialisiert hat.

Für seine Tempo-Touren kommt er nach Deutschland, weil in seiner Heimat strikte Tempolimits gelten. In Dänemark ist auf Autobahnen bei Tempo 130 Schluss - wer rast, wird vom sogenannten "Vanvidskørsel-" (zu Deutsch "Wahnsinnsfahrt") Gesetz hart bestraft: Bei extremen Verstößen kann die Polizei Autos an Ort und Stelle beschlagnahmen. Diese werden später versteigert, das Geld fließt in die Staatskasse. Seit der Einführung 2021 haben die Behörden laut dem dänischen Managermagazin "lederne" rund 1.200 Fahrzeuge einkassiert.

Die Reaktionen auf die Podcast-Folge fallen eher moderat aus. Ein User kommentiert: "Joachim ist eiskalt, wenn es darum geht, verrückte Verallgemeinerungen zu machen und wilde Dinge zu behaupten". "Bei 300 km/h sind die Überlebenschancen sehr gering, nennen wir das Kind beim Namen" schreibt ein anderer. Raser wie der dänische YouTuber könnten die Diskussion um die Einführung eines Tempolimits auf deutschen Autobahnen weiter entfachen.

Eine Geschwindigkeitsbeschränkung würde übrigens nicht nur die Sicherheit auf den Schnellstraßen erhöhen - auch die Umwelt profitiert: Im Januar dieses Jahres hat das Umweltbundesamt (UBA) eine neue Studie zur CO2-Einsparung durch ein Tempolimit veröffentlicht. Demnach könnte die Bundesrepublik mit einem Tempolimit von 120 km/h auf der Autobahn jährlich knapp sieben Millionen Tonnen Kohlendioxid einsparen. Mit einem zusätzlichen Limit von Tempo 80 auf Landstraßen wären sogar eine Reduktion um acht Millionen Tonnen drin.