Hilferuf
Ukraine-Krieg: Haustiere dürfen nicht mit in Flüchtlingsunterkünfte - Tierheime fürchten Überlastung
13.03.2022, 05:58 Uhr
Häuser, Straßen, ganze Städte werden zerstört: Viele Ukrainerinnen und Ukrainer sind auf der Flucht. Sie retten dabei nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das ihrer Haustiere. Doch vor den Türen der Unterkünfte für Geflüchtete in Deutschland bahnt sich die nächste Herausforderung an: In den Einrichtungen herrscht ein Tierverbot. Die Konsequenz? Geflüchtete müssen ihre Haustiere abgeben. Sie werden in örtlichen Tierheimen untergebracht - in einigen werden bereits die Kapazitäten knapp.
Nun startet der Deutsche Tierschutzbund einen Hilferuf. "Es ist zu befürchten, dass die Infrastruktur des praktischen Tierschutzes zusammenbricht, wenn nicht rasch gehandelt wird", heißt es in einer Pressemitteilung.
Geflüchtete und Tiere leiden unter Trennungen
Und nicht nur die Aufnahmefähigkeit stellt ein Problem dar - die Geflüchteten und auch die Tiere leiden unter den Regelungen. Im Gespräch mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) nannte der Tierschutzbund-Präsident Thomas Schröder die Situation dramatisch: "Es werden Familien, die ohnehin schon alles verloren haben, gezwungen, auch noch ihr Haustier abzugeben". Das sei gerade für Kinder zusätzlich traumatisch.
Eine weitere Herausforderung sind die Tiere, die keiner Privatperson zugeordnet werden können. Sie warten an den Grenzen auf Rettung, müssen aber zum Teil zurückgelassen werden. Der Grund sind die Bedingungen für den Tiertransport in die EU: Das erleichterte Verbringen von Tieren gilt laut Tierschutzbund nur für private Transporte - und ist auf maximal fünf Tiere begrenzt.
"Fühlen uns alleingelassen"
Der Tierschutz-Präsident fordert einen sofortigen Krisengipfel der für Tierschutz-Fragen zuständigen Minister auf Bundes- und Länderebene sowie den kommunalen Spitzen. "Wir fühlen uns alleingelassen, wir brauchen Lösungen statt Zuständigkeitsgerangel", sagt Schröder im Interview mit der NOZ.
Außerdem stellt der Tierschutzbund mehrere Forderungen auf, um die Situation zu verbessern. Die Haltung von verträglichen Tieren, deren Gesundheitsstatus von einem Tierarzt überprüft wurde, solle in den Unterkünften für Geflüchtete zugelassen werden. Die Finanzierung müsse geregelt werden, sowohl, was Tierarztkosten betrifft als auch die vorübergehende Unterbringung im Tierheim. Hier sollen die Kommunen die Kosten erstatten.
"Den Tierheimen wurden in der Vergangenheit immer wieder zusätzliche Aufgaben aufgelastet, ohne dass dafür eine kostendeckende Erstattung erfolgt ist", heißt es in der Pressemitteilung. Spenden alleine würden nicht reichen.
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