"Indoktrination unserer Kinder"

Vater klagt wegen Gendern an Schulen - Schüler sprechen von "Verdrehung der Tatsachen"

Johanna Mielich

Online-Redaktion

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23.2.2023, 09:16 Uhr
Weil ihm das Gendern an der Schule seines Kindes gewaltig gegen den Strich geht, hat ein Berliner Vater Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht.

© Sebastian Gollnow, ARC Weil ihm das Gendern an der Schule seines Kindes gewaltig gegen den Strich geht, hat ein Berliner Vater Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht.

Weil an der Schule seines Kindes zunehmend die gendergerechte Sprache verwendet wird, geht ein Berliner Vater mit einem Eilverfahren beim Verwaltungsgericht dagegen vor. Mit seinem Antrag wollte der Mann ein konsequentes Genderverbot an Berliner Schulen erreichen. Eine derartige "Ideologie" gehöre seiner Meinung nach nicht in den Unterricht. Der Vater kritisierte zudem, dass sich vor allem "jüngere" Lehrkräfte zunehmend wie "getarnte Aktivisten" verhielten. Mehrere Medien, darunter auch wir, hatten von dem Vorfall Anfang Februar berichtet. Im Netz sorgte der Fall für zahlreiche hitzige Diskussionen.

Die besagte Klage hat jedoch auch in der Berliner Schule für "eine gewaltige Reaktion gesorgt", wie die Schülerschaft nun erzählt, die sich klar gegen die Anfeindungen des Vaters gegenüber den Lehrkräften positioniert. In einer Stellungnahme, die laut eines Sprechers des Bezirkschülerausschusses von 89,1 Prozent aller Schülerinnen und Schüler der Berliner Schule unterzeichnet wurde, sprechen diese sich eindeutig für das Gendern aus.

Schülerschaft spricht von "absurden Anschuldigungen"

Während der Vater einen enormen Anpassungsdruck bemängelte, der auf den Kindern lasten soll, ist in dem Schreiben von einer "Verdrehung der Tatsachen" die Rede. So seien die Lehrkräfte zwar laut Rahmenlehrplan dazu aufgefordert, über sexuelle und kulturelle Vielfalt aufzuklären, den Schülerinnen und Schülern bleibe es aber grundsätzlich freigestellt, ob sie gendern wollen oder nicht. "Es liegt daher keinesfalls ein Zwang von Seiten der Lehrkräfte vor", lautet die Stellungnahme. Entgegen der Darlegungen des Vaters würden die Lehrenden ausdrücklich darauf verweisen, dass Gendern momentan orthographisch falsch sei. Auch in den Klausuren werde jedes Gendersternchen angestrichen.

Ein vollkommenes Verbieten des Genderns in Schrift und gesprochener Sprache, wie der Vater fordert, hält die Schülerschaft für fatal. "Queere Kinder und Jugendliche unserer Schule werden durch das Gendern der Lehrkräfte sichtbar gemacht", heißt es in dem Schreiben. Die Lehrkräfte würden damit in ihrem Unterricht Raum für Reflexion und Diskussion schaffen.

"Wir, Schüler/-innen aus unterschiedlichen Jahrgängen, solidarisieren uns mit den betroffenen Lehrkräften und weisen die absurden Anschuldigungen zurück", heißt es weiter. Gendern ermögliche einen sensiblen Umgang mit Sprache, der Grundlage für eine inklusive Kommunikation schafft.

Wie das Eilverfahren ausgeht, wird sich in den nächsten Wochen entscheiden. Wie ein Sprecher des Berliner Verwaltungsgerichts am Dienstag bestätigte, habe die zuständige Kammer der Schule eine Frist für die Stellungnahme eingeräumt. Diese sei noch nicht abgelaufen. Im Anschluss daran wolle das Gericht zeitnah entscheiden.

Dieser Artikel wurde zuletzt am Donnerstag gegen 9.15 Uhr aktualisiert.

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