Fleischloses Futter

Vegane Ernährung bei Hunden und Katzen - ist das artgerecht?

Johanna Mielich

Online-Redaktion

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28.3.2023, 19:35 Uhr
Der Hund stammt vom Wolf ab. Ein reiner Fleischfresser ist er aber nicht. Doch könnte er auch rein vegan ernährt werden?

© Frank Rumpenhorst/dpa Der Hund stammt vom Wolf ab. Ein reiner Fleischfresser ist er aber nicht. Doch könnte er auch rein vegan ernährt werden?

Massentierhaltung und Klimakrise haben so manchem den Appetit auf Fleisch verdorben: Immer mehr Menschen ernähren sich inzwischen vegetarisch oder vegan. Doch bei ihren Haustieren können Halter schnell vor einem Dilemma stehen: Wie lässt es sich vertreten, für Hund und Katze kiloweise Fleisch heranzuschaffen, das man selbst aus ethischen oder anderen Gründen ablehnt? Und: Ist es überhaupt artgerecht, die Haustiere fleischlos zu ernähren und bekommen sie damit noch alle Nährstoffe, die für sich wichtig sind?

Hunde vegan ernähren: Geht das?

Hier müsse ganz klar zwischen Hund und Katze unterschieden werden: "Viele sehen noch den Wolf im Hund - wissen jedoch nicht, dass schon der Wolf nicht nur Fleisch gefressen hat", sagt Volker Wilke vom Institut für Tierernährung der Tierärztlichen Hochschule in Hannover der Deutschen Presse-Agentur. Der Hund sei somit ebenfalls kein reiner Fleischfresser. "In den tausenden Jahren der Domestikation wurde er als Allesfresser ernährt und teilweise deutlich weniger fleischreich als heute", betont Wilke. Daher enthalte fertiges Hundefutter auch deutlich mehr Gemüse als Katzenfutter.

Hunde können somit mit weniger Unsicherheiten vegan und ovo-lacto-vegetarisch, also mit Produkten auf Basis von Ei und Milchprotein, ernährt werden. Das erklärt Professorin Ellen Kienzle, Inhaberin des Lehrstuhls für Tierernährung der Universität München, auf Nachfrage von "Ökotest". Bei tragenden oder säugenden Hündinnen und Welpen solle man allerdings laut der Expertin von einer veganen Ernährung absehen, damit es bei den Welpen nicht zu einer Unterentwicklung kommt.

Vorsicht bei Nahrungsergänzungsmitteln

Am Institut von Volker Wilke beschäftigen sich die Forschenden schon länger mit fleischloser Ernährung für Hunde. "Die bisherigen Studien weisen darauf hin, dass auch der Hund durch eine pflanzliche Diät unter Verwendung bestimmter Zusatzstoffe mit allen notwendigen Nährstoffen versorgt werden kann", sagt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings sei es auch schwieriger, eine vegane Kost herzustellen, und setze viel Fachwissen voraus, damit diese bedarfsdeckend ist.

Auch Kienzle empfiehlt in jedem Fall, einen Tiernahrungs-Experten zu Rate zu ziehen. Denn: nicht alle fertigen Futter seien schon optimal zusammengesetzt und auch beim Selbstzubereiten könnten Hundehalter leicht danebenliegen.

Ein absolutes No-Go sei es, den Vierbeinern ohne Rücksprache mit dem Tierarzt Nahrungsergänzungsmittel zu geben, die eigentlich für Menschen gedacht sind. So können Vitamin-B12-Kapseln den Zuckeraustauschstoff Xylit enthalten und dieser könne laut "Ökotest" für Hunde schon in kleinen Mengen mit dem Tod enden.

Vegane Ernährung? Das gilt für Katzen

Ganz anders sieht es übrigens - was das Thema vegane Ernährung angeht - bei der Katze aus: Sie sei ein reiner Beutetierfresser. Laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) sei der Stoffwechsel von Katzen extrem an das Fleischfressen angepasst.

Die TVT stuft bei Katzen schon eine vegetarische Ernährung als sehr kritisch ein, von einer veganen Katzenernährung rät die Vereinigung sogar komplett ab. So auch der Deutsche Tierschutzbund (DTSB), der die vegane Lebensweise beim Menschen wiederum ausdrücklich als Beitrag zum Tier- und Klimaschutz begrüßt. Generell plädiert der Tierschutzbund dafür, dass verantwortungsvolle Haustierhalter besser Bio-Tierfutter füttern sollten, als ihre Lieblinge vegetarisch oder vegan zu ernähren.

Professorin Kienzle betont, dass es zur veganen Katzenernährung zu wenig Studien gäbe. Doch schon aus tierschutzrechtlichen Gründen dürften gar keine Studien mit lebenden Tieren durchgeführt werden.

Die Fellnasen seien unter anderem auf die Zufuhr der Aminosäure Taurin angewiesen, die natürlicherweise nur in tierischen Geweben vorkomme. Für das Knochenwachstum und das Sehvermögen sei zudem Vitamin A wichtig.

Nach wissenschaftlichem Kenntnisstand sei aber zumindest eine ovo-lacto-vegetarische Ernährung für erwachsene und gesunde Katzen vertretbar, betont die Professorin gegenüber "Ökotest". Auch der Tierschutzbund hält diese Ernährung für möglich, sie stelle allerdings sehr hohe Anforderungen für den Halter dar und sollte nur in Absprache mit einem Tierarzt erfolgen, heißt es in einer Pressemittteilung.