Armin Laschet: der demolierte Kandidat

14.4.2021, 12:44 Uhr
Söder oder Laschet - die Union gibt in der Frage der Kanzlerkandidaten-Kür ein zerrissenes Bild ab. 

© Michael Kappeler, dpa Söder oder Laschet - die Union gibt in der Frage der Kanzlerkandidaten-Kür ein zerrissenes Bild ab. 

Noch wissen wir nicht, wie der Wettkampf um die Kanzlerkandidatur innerhalb der Union ausgehen wird. Hinter den Kulissen heißt es, Armin Laschet habe nach wie vor die besseren Chancen - einfach deswegen, weil er Vorsitzender der weitaus größeren Partei ist. Mal angenommen, es käme so. Was würde das für den Bundestagswahlkampf bedeuten?

Der 60-Jährige müsste mit einem Handicap leben wie nur wenige Kanzlerkandidaten der Union vor ihm. Nicht nur, dass ihn eine überwiegende Mehrheit der Deutschen für ungeeignet hält. Es fand auch noch ein parteiinternes Tribunal über ihn statt, das seinesgleichen sucht. Und zwar nicht irgendwo, sondern wegen der Pandemie-Abstandsregeln auch noch im Plenarsaal des Bundestages.


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Stundenlang diskutierten die Abgeordneten über die Fähigkeiten des NRW-Ministerpräsidenten. Sie kamen zu keinem besonders schmeichelhaften Ergebnis. Der Bewerber sei den Wählerinnen und Wählern schwer zu vermitteln, ja: Er sei regelrecht unbeliebt. Mit ihm müsse man den Verlust der begehrten und für die Union so wichtigen Direktmandate befürchten.

Die Elite wandte sich ab

Wohlgemerkt, all diese Argumente gegen Armin Laschet lieferte nicht irgendwer, sondern die Elite der Partei. Frauen und Männer, die sich in ihren Wahlkreisen behauptet hatten und ständigen Umgang mit der Basis pflegen. Sie sind nicht nur irgendwie theoretisch an der Kandidatenfrage interessiert, sondern ihr politisches Überleben hängt davon ab.

Die Konkurrenten von den Grünen müssten im Wahlkampf nichts anderes machen, als immer wieder auf diesen Widerspruch hinzuweisen. Nach dem Motto: Da habt ihr jemanden aufgestellt, den ihr selbst nicht für besonders geeignet haltet. Die SPD sollte sich eher zurückhalten, denn sie tritt ja selbst mit einem Kanzlerkandidaten an, der zuvor der eigenen Basis als Parteivorsitzender nicht gut genug gewesen war.


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Der Außenstehende fragt sich, warum es die Union so weit kommen ließ. Es hätte andere Wege gegeben, sich auf einen Bewerber zu einigen. Laschet zum Beispiel hätte früher deutlich machen können, dass er sich als den geeigneten nächsten Bundeskanzler sieht. Durch sein zurückhaltendes Agieren räumte er Markus Söder überhaupt erst die Beinfreiheit ein, die dieser weidlich nutzte.

Der CDU-Vorsitzende wird, sollte er es schaffen, ein demolierter Kandidat sein. Und falls es andersherum kommt, muss auch ein Markus Söder mit erheblichem Widerstand oder mindestens mit einer Passivität der Laschet-Anhänger rechnen. Wie man es auch dreht, die Schwesterparteien haben sich ohne Not binnen weniger Tage in eine ziemlich schwierige Situation hineinmanövriert. Und das fünf Monate vor der Bundestagswahl.

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